Problemzone: Vertrauen
Ich denke, dass mangelndes Vertrauen, wie so typisch für die BDSM-Welt, hier das Hauptproblem ist. Welchen Menschen kann man als Veranstalter (besonders auf privater Ebene) insofern vertrauen, dass man sie ruhigen Gewissens auf die eigene Party lassen kann? Das vorab abzuschätzen ist schwierig und braucht meist viel Zeit, da Menschen ja dazu tendieren ihren schlechten Angewohnheiten so lange als nötig zu verstecken.
Paare haben hier meist einen kleinen Vertrauensvorschuss, da man schließlich über zumindest etwas Sozialkompetenz verfügen muss, um in einer Beziehung leben zu können.
Ein weiteres Problem ist ja in gewisser Hinsicht der Herrenüberschuss, aber der ist meiner Ansicht nach nicht darauf begründet, dass es mehr Männer als Frauen in der Szene gibt, sondern hat eher damit etwas zu tun, dass die Männer einfach proaktiver und mutiger sind (respektive es von Gesellschaft her ja sein müssen) und die Solofrauen ungerne ihr gewohntes soziales Umfeld verlassen, respektive zu viel Angst haben bei all dem herrschenden Andrang überfordert zu werden.
Zwar gibt es schon einige (z.T. auch private) Veranstaltungen, die diesen Frauen einen abgesicherten Rahmen schaffen, um sich ausprobieren und austauschen zu können, doch die Lust dieses sichere Umfeld zu verlassen, hält sich oft in Grenzen Angesichts dessen was die Frauen auf öffentlichen Events so erwartet. Ich habe hier schon von Geschichten gehört, in denen ein gewisser Typus Mann immer wieder die festgelegte Intimsphäre nicht einhält. Grundsätzlich höre ich bei Solofrauen immer wieder diese Angst vor Übergriffen heraus.
Es gilt also hauptsächlich Vertrauen, respektive Sicherheit, zu schaffen.
**********urple:
Seht ihr irgendwelche Lösungsansätze für dieses Problem?
Grundsätzlich fände ich es eine gute Lösung, unterschiedliche Partys anzubieten, ähnlich wie es zum Beispiel das Orange X1 in Hessen macht; allerdings würde ich dieses Konzept noch etwas verfeinern und zwar so:
Der erste Punkt wäre Veranstaltungen anzubieten, die, wie bdsmspieler schon vorgeschlagen hat, nur für Paare offen sind. Auf diese Events würden dann alle BDSMler mit Partner gehen, die Lust haben unter sich zu bleiben und eventuell andere Paare kennenzulernen. Diese Events wären dann auch optimal für Anfänger-Paare geeignet, da diese auf einem solchen Event nicht von Solomännern/-frauen gestört werden und unter Gleichgesinnten ihre ersten Erfahrungen in der Szene sammeln können.
Der zweite Punkt wäre Veranstaltungen anzubieten, die für Solomänner und Solofrauen offen sind, sowohl auch für Paare, die grundsätzlich offen für neue Kontakte sind und eventuell sogar eine/n Dritten für etwas suchen. Paare, die unter sich bleiben wollen, wären hier dann allerdings fehl am Platz.
Veranstaltungen dieser Art sollte man dann aber in solche aufteilen, die für Anfänger und (Szene-)Neulinge ausgelegt sind - also wirklich für alle BDSM-Interessierten offen sind - und in solche Veranstaltungen, die für BDSMler ausgelegt sind, die wissen was sie tun und wollen. Bei dieser zweiten Variante müsste der Veranstalter allerdings vorab überprüfen, ob die "BewerberInnen" für diese Veranstaltungen geeignet sind.
Damit meine ich aber nicht den Erfahrungsgrad (das wäre schwachsinnig und kaum zu bewältigen), sondern vielmehr ob die Leute, die sich für diese Veranstaltung anmelden, bei den Anfängerveranstaltungen negativ aufgefallen sind oder nicht. Für Privatpartys sollte das, so denke ich, sicher möglich sein.
Zuletzt wären ausgewiesene Femdom-Events sicher auch sinnvoll, da ich immer mal wieder höre, dass die dominanten Damen sich von manchen Maledoms bedrängt oder belästigt fühlen. Wohl oder übel würde man bei solchen Events die Solomänner wieder überprüfen müssen, aber wie ihr schon angedeutet habt, wirken hier einfache Fragen nach Motivation, etc. (z.B. was man zu Veranstaltung beizutragen gedenkt) wahre Wunder.
Zuletzt wäre da natürlich noch das Problem, wie man den vielen Solofrauen solche Events schmackhaft machen kann, so dass sie sich aus ihrer gewohnten Umgebung herauswagen. Hier müsst ihr euch jedoch mit den Solofrauen in Verbindung setzen (z.B. die FemDom- und Femsub-Gruppen hier im Joy) und diese befragen, was sie sich von einer guten Veranstaltung wünschen, respektive was sie dazu motivieren würde öffentliche oder private Veranstaltungen zu besuchen.
Letztendlich kommt es einfach darauf an, dass man den entsprechenden Zielgruppen die Art von Veranstaltung anbieten kann, die zu ihnen passen. Paare haben einfach eine größtenteils andere Motivation, wenn sie sich auf Veranstaltungen begeben, als Menschen, die alleine unterwegs sind.
Ich schätze dass der größte Unterschied zwischen Singles und Paaren der ist, dass Singles sich mehr Offenheit, respektive Aufgeschlossenheit in der Szene wünschen (man sucht ja auf die eine oder andere Weise Anschluss) und Paare sich zumindest ein gewisses Niveau an Privatsphäre wünschen und eben auch Kontakte auf der Paarebene suchen (die Singles einfach nicht bieten können).
Das ist aber alles bloß meine Sicht der Dinge und muss nicht der objektiven Wahrheit entsprechen.