„Vielleicht wäre es mal gut...
... auch außerhalb des JC zu lesen und sich zu informieren.
Diese Problematik trifft auch bestehende Clubs und auch Betreiber, die neue Locations suchen.
Berlin wird immer schwieriger.
Für die, die nicht in FL lesen, hänge ich mal das Stammtischprotokoll hier an.
Selbst Profis wie Felix Ruckert von der Schwelle 7 haben Probleme, überhaupt einen VErmieter oder Verpächter zu finden.
Überschrift:
Clubsterben in Berlin – Vernetzen gegen Verdrängung!
Raumschaffende
Zuerst werden die anwesenden “Raumschaffenden” - Organisator_innen, Inhaber_innen, Betreiber_innen von Angeboten in der Kink-Szene in Berlin - um kurze Statements gebeten. Wie ist ihre aktuelle Situation, was sind Probleme, was würde helfen?
Protokolliert sind nur jene, die sich auch geäußert haben. Im Publikum waren noch weitere anwesend. Die nachfolgenden Zusammenfassungen geben die Statements der Erwähnten wieder und sind keine Aneignung durch die größere Gruppe. Paraphrasiert, eventuelle Abweichungen vom Gesagten gehen auf den Protokollführer zurück und sind keine Absicht; bitte meldet euch direkt bei
@*****nic und wir editieren das Posting!
Bondagebunch Berlin
@**********erlin, Teil der Orga-Gruppe: keine eigenen Räume, Räume sind gemietet, ehemals im Darkside, jetzt in einer Location im Wedding. Probleme: bei der Suche nach neuen Räumen waren vor allem die Akzeptanz durch Vermieter_innen, Hausverwaltungen. Wirtschaftlichkeit - können die Teilnahmegebühren die Betriebskosten decken, selbst bei ehrenamtlichen Helfer_innen?
Schwelle7
@********kert, Betreiber: nach Verlust der ehemaligen Schwelle7 Räume im Wedding wurde eine Crowdfunding Kampagne gestartet, 3 Jahre intensive Suche in alle Richtungen im Umfeld Berlins. Am offenen und privaten Immobilienmarkt, durch Kulturschaffende, Institutionen, Kauf und Miete … alles ohne erfolgreiches Ergebnis.
Es fanden sich schlicht keine Räume, die mit dem gewünschten inklusiven und revolutionären Konzept zu bewirtschaften und finanzieren wären. Es werden immer noch mehrere Veranstaltungen im Jahr - KONK, Spitzmühle, EURIX, Xplore - angeboten, hierbei fällt eine hohe fünfstellige Jahresmiete an, aber keine Location wäre erwerbbar. Theoretisch wäre ein großer Sponsor denkbar, fand sich aber nicht.
Es gibt Organisationen wie die Club Commission in Berlin, diese berechnet aber zum Beispiel ihre Gebühren unabhängig vom Konzept nach Quadratmetern, dies war für die Schwelle7 nicht tragbar.
Ist Berlin am Ende? Diese Prozesse betreffen alle größeren Städte durch Gentrifizierung etc. Optionen: ländlicheres Ausland weiter in Südeuropa?
KuK Haus
@****ote, Vorstandsmitglied Betreiber-Verein von @*****DSM: Haus nicht in Berlin sondern in Brandenburger Provinz, dadurch günstiger. Verein hat aktuell 130 Mitglieder. Nicht-kommerzielle Nutzung, Räume dienen ausschließlich dem Vereinszweck.
Problem: Akzeptanz. Es gab anonyme Anzeigen (“Vorwurf” es handle sich um eine Prostitutionsstätte, es gäbe gefährliche Baumängel, es sei ein Betrieb). Diese konnten zwar durch Anwälte erfolgreich abgewehrt werden, die Kosten belasten aber trotzdem die Vereinskasse.
Club Culture Houze
Vertreten durch Betreiberin/Inhaberin, kommerzieller Clubbetrieb in Berlin: Betrieb muss ausgeglichen geführt werden. Keine Finanzierungsprobleme per se, aber die steigenden Kosten durch Mieterhöhungen, Versicherungen, etc werden auf die Kosten der Veranstaltungen umgelegt. Dauerhaft niedrige Preise in Berlin nicht realistisch. Trägt sich, aber dennoch von dieser Veränderung betroffen.
Kinky in Wonderland, Gay BDSM Club
Daniel, FL Nick aktuell unbekannt, bitte melde dich ;-), Veranstalter von mehreren kommerziellen Party-Reihen in wechselnden Räumen: bei der Suche nach Räumen war die “Vanilla” Szene offener und hatte weniger Vorbehalte als Clubs aus der Szene. Nicht-kommerzielle Vereine können zum Beispiel in der Regel nicht an sie vermieten. Es gibt zu wenig Räume für die gesuchten Ansprüche.
Wünsche (und Möglichkeiten) des Berliner Publikums und wirtschaftliche Realitäten und Anforderungen gehen auseinander. Kostendeckender Betrieb für in der Vergangenheit und gegenwärtige übliche Preise kaum möglich, geschweige denn Gewinn und Lebenskosten deckend.
In der Außenkommunikation sollte mehr Schwerpunkt darauf gelegt werden, was die Veranstalter_innen leisten, Akzeptanz für Preisanstieg schaffen. Eigentlich keine Probleme mit Ämtern und gesellschaftlicher Akzeptanz.
Quälgeist
@*********t-BLN, @******unk, ausdrücklich nicht offiziell den Verein repräsentierend: nicht-kommerzieller Verein von BDSM-Liebhabern und Fetischisten jeglicher Art. Kein weiteres Statement am heutigen Abend, man kann den aktuellen Stand der Dinge auf der Homepage detailliert nachlesen. Aktuell keine Hilfe möglich, man wartet auf Bescheide der Ämter, um dann reagieren und entsprechende Maßnahmen einleiten zu können. Kontakte zu den queer-politischen Sprecher_innen der Parteien existieren.
Sonntagsclub
Der Sonntagsclub hat auch eine deutliche Mieterhöhung erhalten. Während langfristig (ab 2020) eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden wurde, gab es im Budget für 2019 eine beträchtliche Lücke von fast 8000€, die dann via einer Crowdfunding Kampagne gedeckt werden soll. (Aktuell: 78% erreicht. Bitte spendet weiter!)
Die Crowdfunding Kampagne bei Startnext läuft zwar gut, erforderte aber auch viel Vorarbeit, die durch Ehrenamtliche geleistet werden musste. Es gab auch Versuche, hier auf die Politik oder Unternehmen als Sponsoren zuzugehen, diese waren aber nicht so erfolgreich.
Zusammenfassung erster Abschnitt
An dieser Stelle stellte die Moderation die während der Ausführungen gesammelten Probleme vor:
Geldmangel
Steigenden Mieten, Versicherungen, sonstige Kosten
Weniger gesellschaftliche Akzeptanz
Rechtliche Probleme, Auflagen, Umgang von und mit Ämtern
Ebenso wurden folgende Lösungsideen gesammelt:
Preise erhöhen?
Eventuell durch ein einkommensbasiertes Modell, kein Gender-Pricing?
Crowdfunding (StartNext)
Pressearbeit und (private) Öffentlichkeitsarbeit
Bewusstseinswandel bei Ausgehenden, was sind uns die Angebote wert?
Räume mehr untervermieten und dadurch mehr auslasten, auch an kommerzielle Anbieter_innen
Kaufen statt Mieten
Clubs zusammenlegen, Locations teilen
Diese Themen wurden auf drei Gruppen aufgeteilt, und auch ein weiterer Themenkomplex identifiziert (siehe unten), die nach der Pause circa 30 Minuten lang bearbeitet wurden. (Siehe nächster Abschnitt.)
Gruppenarbeit
Es ist natürlich klar, dass in der Kürze der Zeit in keinster Weise eine erschöpfende Bearbeitung der Themen möglich war und keine fertigen, ausformulierten Konzepte erstellt wurden. Es ging im Wesentlichen um Bewusstseinsschaffung und die Möglichkeit, die entsprechenden Gruppen etwas mehr zu vernetzen.
Wenn ihr aus euren Gruppen etwas ergänzen wollt, meldet euch bitte oder macht eigene Threads dazu auf - leider konnte ich nicht in allen Gruppen mitschreiben.
Eigenen Ort erwerben
Teilnehmer: DasRote, BaDSaM_de, JayCynic, mir fehlen hier 3, bitte meldet euch:
Der Erwerb eigener Räume könnte bedeuten, eine bestehende Immobilie zu erwerben und umzubauen, oder direkt (auf zu erwerbendem Grund) eine entsprechende Immobilie zu errichten. (Siehe Hamburg, Catonium, dortiges Investitionsvolumen vor ca. 15 Jahren fast 5 Millionen Euro.)
Es gäbe Bedarf nach einem “Mehrzweckbau”, der für verschiedene Veranstaltungsformate nutzbar wäre, entweder in der Gänze oder aufgeteilt. Das ist in Berlin-Mitte nicht realistisch denkbar; schon mit S-Bahn-Anbindung kompliziert und rar.
In Berlin wurde von den Anwesenden, die sich das schon einmal angeschaut haben, ein solches Projekt auf ca. 2 Millionen Euro geschätzt. Bei Erwerb wären davon knapp 20% Umbaumaßnahmen. (Wenn man die Nutzungsmöglichkeiten reduziert sind eventuell auch kleinere Projekte machbar.)
Es müsste auf jeden Fall möglich sein, sowohl private, nicht-kommerzielle als auch kommerzielle Veranstaltungskonzepte inkludieren zu können, die zu den Zielen der Organisationen passen.
Man sollte ein Finanzierungskonzept mit ca. ein Drittel Eigenkapital haben.
Als Rechtsform böte sich eine Genossenschaft an. Eine Trennung von Träger und Veranstaltenden wäre wünschenswert (diese könnten aber Mitglieder werden).
Inspiration von Mietsyndikaten etc?
Nutzungskonzepte können die jeweiligen Auflagen stark verändern: Wohnraum, öffentliche Räume, “Prostitutionsstätte”, nötige Versicherungen, … Dies kann auch beeinflussen, welche Finanzierungsmodelle möglich sind.
Finanzierung: Investition, Spenden, Crowdfunding als Anschub, Kredite, Bürgschaften, Genossenschaftsanteile. Wirtschaftskonzept später für laufenden Betrieb.
Zu klären sind Investoren, Finanzierungskonzepte, genaue Rechtsform, Satzung, Ziele, Mitgliedsbestimmungen, an wen wird unter welchen Bedingungen vermietet, Auflagen, zuständige Ämter, Räume und Orte, …
In einer Findungsphase sollte auch pro-aktiv abgeklärt werden, wie andere Anbietende in Berlin auf ein solches Konzept reagieren.
Nächste Schritte: Findung einer Kerngruppe, die dieses Projekt aktiv vorantreiben wollen würden. Kontakt über
@*****nic
Andere Preise und Wirtschaftsmodelle und Bewusstseinswandel des Publikums
Eine Möglichkeit wäre, die Preise solidarisch zu gestalten. Gäste werden über den Deckungsbetrag informiert, können aber nach eigenem Ermessen auch mehr geben. Dadurch wird der Eintritt für andere erleichtert.
Für kommerzielle Betreiber sei eine solche Preistransparenz aber manchmal schwierig. (Ergänzung Protokollant: Felix erwähnte nachher, dass die Xplore mit solchen Tickets gute Erfahrungen macht.)
Die Raumnutzung sollte verbessert werden, um die anfallenden Fixkosten besser zu decken.
Politische Meinungsbildung / Presse / Öffentlichkeitsarbeit
@******000 trug folgende Punkte vor:
Politische Meinungsbildung
Bereits die Sichtbarkeit von Sexualität wird von der Bevölkerung/den Vermietern als Problem wahrgenommen, nicht erst spezifisch Veranstaltungen mit BDSM Kontext. Sobald Sex im Spiel ist wird es schwierig Räume zu finden.
Sexuell konnotierte Veranstaltungen haben ein Schmuddelimage. Spontane Assoziation: Veranstaltungen die Sex zum Thema haben implizieren „Probleme“.
Typische Assoziationen: Prostitution, Missbrauch, Gewalt.
Vorschlag zur Lösung: Aufklärung zu Konsenskonzepten.
Kontakt zur Politik aufnehmen (Proaktiv)
Dazu als erste Anlaufstelle die Queerpolitischen Sprecher der Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus aufsuchen:
Melanie Kühnemann-Grunow, SPD
Sebastian Walter, Grüne
Carsten Schatz, die Linke
Lesben und Schwule in der Union, Landesverband Berlin (Danke an
@*******Karl)
Bitte behandelt die queerpolitischen Sprecher*Innen höflich und pfleglich!
Für einige Personen in der Szene ist politische Neutralität wichtig.
Kontakt zu Ämtern
Um Ärger zu vermeiden kann es hilfreich sein, Ämter zu kontaktieren bevor ein Raum geschaffen wird. Der Dialog mit Ämtern gelingt besser wenn man proaktiv auf Abteilungsleiter zugeht und Probleme und Dringlichkeit gut kommuniziert.
Umgang mit Presse
Darauf achten, dass seitens der Presse kein reisserischer Bericht angestrebt wird in dem die beteiligten BDSM Personen nur dazu dienen bestimmte Klischees zu bedienen oder zu präsentieren.
Kein Fernsehen. Erlebte und erzählte Erfahrungen sind regelmässig negativ gewesen.
Printmedien sind in der Regel OK, ebenso Radio wie RBB.
In der Szene nach Presseprofis fragen, die bei Gestaltung eines Pressekontakts helfen können.
Nicht aufgrund der Notwendigkeit auf Probleme aufmerksam zu machen in Bittposition geraten.
Reisserische Aufmachungen in jeder Form verhindern.
Auf die Strategie/Wünsche betroffener Clubs achten: Wenn die grade über guten Dialog mit Ämtern Probleme klären möchten, dann können aus deren Perspektive unkritisch reisserische Berichte kontraproduktiv sein.
Notizen während des Vortrags
Folgendes wurde noch aus und im Dialog mit dem Publikum zu diesem Block beigetragen:
Es ist wichtig, pro-aktiv auf Ämter zuzugehen und nicht darauf zu warten, bis die sich mit identifizierten Problemen an einen wenden. Zu dem Zeitpunkt müssen sie schon handeln.
Hierbei ist es natürlich auch wichtig überhaupt zu wissen, welche Ämter relevant sind. Dort können auch verschiedene Sachbearbeiter_innen unterschiedlich sein, hier kann ein positives Verhältnis hilfreich sein.
@********kert hat sich angeboten, aus der langjährigen Erfahrung als Veranstalter und Betreiber hier auf Fragen zu antworten.
Es gab die Ergänzung aus dem Publikum, dass dies generell eine Aufgabe für eine betreuende Anwältin und Rechtsberatung sei. Man sollte sich auch an andere Veranstaltende und Betreibende mit ähnlichen Konzepten wenden und freundlich nachfragen.
Generell wurden gute Erfahrungen mit der Presse (nicht BILD) gemacht, eher gute mit Radio, und von Fernsehen wurde universell abgeraten.
@*******nkt hat angeboten, Ansprechpartner für “aufklärende” Podcasts und YouTube Beiträge zu sein.
Was ist die Szene? Grundsatzdiskussion
Hier fehlen mir leider Notizen, bitte meldet euch, dann ergänzen wir dies via Kommentar oder im Hauptbeitrag!
Ein Beitrag in der Diskussion:
Die Szene differenziert sich stark aus. Es sei nicht möglich, kleinere “Nischen” im Kink-Bereich mit eigenen spezialisierten Veranstaltungen zu bedienen, sie könnten sich aber in die Konzepte von anderen, größeren integrieren oder zusammenschließen.
Zusammenfassung und weitere Vernetzung
Nach der Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen-Diskussionen wurde beschlossen, dass das Protokoll als FetLife Post veröffentlicht wird.
Besucher_innen konnten sich in eine ausliegende Kontaktliste eintragen oder gegen.clubsterben@gmail.com anschreiben, um ebenfalls einmalig eine Kopie des Protokolls oder auf Wunsch über weitere Veranstaltungen informiert zu werden.
Wir werden prüfen, ob hierfür bei @*******rlin oder ähnlich eine Mailingliste eingerichtet werden kann.
Ein Folgetreffen wird in ungefähr einem Monat anvisiert.
schon sagte, seht mal in FL euch auch um. Auch hier gibt es auch demnächst folgende Treffen. Ebenfalls ist der BDSM Berlin e.V. dort mit vertreten und organisiert da mit.
Ziel ist derzeit wieder mehr die Anerkennung und Akzeptanz in Politik ( Bund/ Land/ Stadt) aber auch Bevölkerung und Presse. Der Umgang mit den Vermietern bzw das Thema Mietpreise ist zu beachten. Auch das Thema weitere derzeitige Kontrollen und Behördenauflagen ist weiterhin wichtig.