Puh liebes
@****nat da hast du dir aber für den ersten Beitrag etwas sehr tiefes ausgesucht.
Dann versuche ich mal den Anfang zu machen und meine Worte ein wenig fliessen zu lassen und hoffe, dass sich mehrere Blickwinkel als der Meinige dazu noch mischen mögen.
1. Was bedeuten Loyalität und Treue in einer BDSM-Beziehung?
Für mich einige der Grundsäulen einer BDSM Verbindung wobei es hier für mich nicht um eine sexuelle Treue in dem Sinn geht. Treue ist für mich so viel mehr als nur das sexuelle. Dadurch, dass mein Herr poly in der Beziehung lebt gäbe es keine sexuelle Treue bei uns aber ich weiß, dass es eine tieferliegende seelische Treue gibt. Er nahm mich damals an als Geschenk und hat mir damit auch die Loyalität und die Treue gegeben, den Verlass, dass er hinter genauso wie vor mir stehen wird und mich beschützen wird, wenn es nötig wird.
2. In welchem Ausmaß bestimmt die Hingabe einer devoten Person ihre Identität und ihr Leben? Kann man sagen, dass diese Art der Unterwerfung eine Form von Freiheit oder Selbstverwirklichung darstellt?
Ich denke, dass die Hingabe in den richtigen Händen sehr vieles bestimmt bei einer devoten Person allerdings braucht es dazu den passenden Gegenpart, den der führt und bereit ist das gesamte Geschenk einer Devota anzunehmen, denn nimmt er nur einen Teil an, dann ist sie auch nur bereit einen Teil zu geben. Der Rest wird eine Weile schlafen aber irgendwann explodieren und sie wird auf die Suche gehen nach dem was Ihr zur Vollkommenheit fehlt. Sie wird sich fühlen wie ein Vogel in einen Käfig, der nicht vermag aufzusteigen, teilweise verkümmern und von Tag zu Tag mehr an sich und ihren inneren Wünschen zweifeln, doch sollte sie dann diesen Menschen finden, der das Geschenk vermag in der Gesamtheit anzunehmen und mit Ihr Stück für Stück die Hülle abbaut, die sie aufgebaut hat, wird sie hinauf fliegen zum Himmel, über allem schweben und ihre Kreise drehen aber dabei niemals ihr Zu Hause vergessen, was bei ihrer Herrschaft ist.
3. O's Zustand der "Erwartung und Nacht" symbolisiert die völlige Auflösung ihres Ichs zugunsten ihres Herrn. Was sagt das über die Natur der Treue aus, die in solchen Beziehungen gefordert und gewährt wird?
Für mich sagt es zwei Dinge aus, zum einen hat O die Hoffung und die Erwartung, dass er sie irgendwann wieder erlöst aus diesen Schmerzen, wobei ich dort der Ansicht bin, dass nur der Herr selbst dies vermag vollständig zu können. Es können sicherlich Freunde versuchen aber in der Gesamtheit kann es glaube ich nur der Herr, der einen Menschen dort rein geführt hat. Zum anderen zeigt die Treue von Ihr, das Warten von ihr etwas, was ich gut nachvollziehen kann, es ist das warten auf den Moment, wo man wie aus der Asche sich erhebt und wieder zum Phönix vermag zu werden, man fliegt hinauf sobald man ihn nur sieht, seinen Duft riecht, seine Stimme hört, es überzieht einen mit Gänsehaut und für eben jenen Moment ist man bereit vorher durch die heißen Kohlen zu gehen, den Schmerz zu spüren und alles in Kauf zu nehmen, denn man weiß, dass dann wieder das Leben beginnt.
4. Wie kann das tiefe Vertrauen, das durch völlige Abhängigkeit in einer BDSM-Beziehung entsteht, als positive Kraft verstanden werden? Kann dies als Ausdruck von Stärke interpretiert werden, oder ist es ein Zeichen von Schwäche?
Für mich ist es ganz klar ein Zeichen von Stärke, denn ich werde durch meine Abhängigkeit nicht schwächer sondern weiß immer um meinen Platz und gewinne dadurch eine ungeheuere Stärke für die Dinge, die im außen geschehen. Natürlich birgt dieser Prozess, der Weg viele Gedanken nach dem "was ist wenn?", "was geschiet wenn?", all diese Gedanken finden ihre Wege aber am Ende gewinnt die Seele und der Kopf hört auf laut zu reden und hört auf zu versuchen einen immer wieder aus dieser Form der Abhängigkeit zu ziehen sondern nimmt einen mit immer tiefer hinab weil er in eine Form des Zulassens kommt.
5. O’s totale Hingabe erfordert ein Gegenstück – einen Herrn, der in der Lage ist, diese Loyalität zu empfangen und zu führen. Wie wichtig ist die Ausgeglichenheit von Macht und Verantwortung in solchen Beziehungen?
Für mich sehr wichtig, denn nur wenn ich dies hab, dieses Gegenstück bin ich in der Lage mich in meine Hingabe, meine Dienste, meine Devotion komplett fallen zu lassen. Wenn dieses Gegenstück wackelt, dann wackelt das gesamte Konstrukt, das gesamte Sein kriegt einen anderen Charakter, ich werde härter, verliere einen Teil meiner weiblichkeit, meine intution, meines Fühlens, bis mein Herr wieder die Führung übernimmt. Er ist der Anker, der Stein in der Brandung um den ich als das Wasser fliessen kann und immer wieder dort meinen Erdungspunkt finde.
6. Eine Sklavin zu sein, wird hier als endgültige Entscheidung beschrieben, die keine Zweifel zulässt. Ist die Entscheidung für eine solche Lebensform wirklich freiwillig und bewusst, oder gibt es innere, möglicherweise unbewusste Beweggründe, die diese Wahl beeinflussen?
Es ist für mich die letzte freie Entscheidung, die ich treffe. Diese Entscheidung meinem Herrn mich zu schenken, ihm alles von mir zu schenken und ja trotzdem bleibt es irgendwo unterbewusst, denn dieses Gefühl mich ihm schenken zu wollen kommt aus der Seele und nicht aus dem Kopf. Es bleibt wahrscheinlich eine Mischung aus beidem am Ende.
Das ist meine Sichtweise zu einiger der Fragen, nun freue ich mich von anderen Mitgliedern sie auch zu lesen