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"Erwartung und Nacht" – Treue und Loyalität in Beziehungen

****nat Frau
1.308 Beiträge
Themenersteller 
"Erwartung und Nacht" – Treue und Loyalität in Beziehungen
Unser Thema basiert auf einem Zitat aus Die Geschichte der O:

"Wenn man sagt, daß O von der Sekunde an, in der ihr Geliebter sie verließ, nur noch auf seine Rückkehr gewartet habe, so sagt man wenig: sie war nur noch Erwartung und Nacht."

Diese Zeilen beschreiben die tiefe Loyalität und Treue, die O als Sklavin ihrem Herrn entgegenbringt. Sie reduziert ihre Existenz auf reine Erwartung und Dunkelheit, und durch diese Hingabe zeigt sie, wie umfassend und bedingungslos ihre Treue ist. Dies führt uns zur Frage, wie Loyalität und Treue in BDSM-Beziehungen erlebt und interpretiert werden.

Worüber möchten wir diskutieren:

1. Was bedeuten Loyalität und Treue in einer BDSM-Beziehung?
Wie unterscheiden sich diese Werte im Vergleich zu traditionellen romantischen Beziehungen?

2. In welchem Ausmaß bestimmt die Hingabe einer devoten Person ihre Identität und ihr Leben? Kann man sagen, dass diese Art der Unterwerfung eine Form von Freiheit oder Selbstverwirklichung darstellt?

3. O's Zustand der "Erwartung und Nacht" symbolisiert die völlige Auflösung ihres Ichs zugunsten ihres Herrn. Was sagt das über die Natur der Treue aus, die in solchen Beziehungen gefordert und gewährt wird?

4. Wie kann das tiefe Vertrauen, das durch völlige Abhängigkeit in einer BDSM-Beziehung entsteht, als positive Kraft verstanden werden? Kann dies als Ausdruck von Stärke interpretiert werden, oder ist es ein Zeichen von Schwäche?

5. O’s totale Hingabe erfordert ein Gegenstück – einen Herrn, der in der Lage ist, diese Loyalität zu empfangen und zu führen. Wie wichtig ist die Ausgeglichenheit von Macht und Verantwortung in solchen Beziehungen?

6. Eine Sklavin zu sein, wird hier als endgültige Entscheidung beschrieben, die keine Zweifel zulässt. Ist die Entscheidung für eine solche Lebensform wirklich freiwillig und bewusst, oder gibt es innere, möglicherweise unbewusste Beweggründe, die diese Wahl beeinflussen?

7. Zum Abschluss wollen wir diskutieren, ob die in Die Geschichte der O dargestellte Treue und Hingabe als ein positives Ideal in BDSM-Beziehungen gesehen werden kann. Wie sehen wir den Wert von bedingungsloser Loyalität in unserem eigenen Leben, und wie lässt sich dieser Wert in verschiedenen Beziehungskonstellationen interpretieren?

Jetzt seid ihr gefragt: Teilt eure Meinungen, Gedanken und Erfahrungen zu diesen Fragen!

Bleibt bitte lieb zu- und respektvoll miteinander und achtet die diversen Meinungen anderer. Jedem seinen Kink und jedem sein BDSM. Es ist nicht erforderlich perfekt zu sein, um sich auszudrücken und jeder Gedanke hat seinen Wert.

Zur Freude zu Diensten *blume*
******ara Frau
4.484 Beiträge
Gruppen-Mod 
Puh liebes @****nat da hast du dir aber für den ersten Beitrag etwas sehr tiefes ausgesucht.

Dann versuche ich mal den Anfang zu machen und meine Worte ein wenig fliessen zu lassen und hoffe, dass sich mehrere Blickwinkel als der Meinige dazu noch mischen mögen.

1. Was bedeuten Loyalität und Treue in einer BDSM-Beziehung?

Für mich einige der Grundsäulen einer BDSM Verbindung wobei es hier für mich nicht um eine sexuelle Treue in dem Sinn geht. Treue ist für mich so viel mehr als nur das sexuelle. Dadurch, dass mein Herr poly in der Beziehung lebt gäbe es keine sexuelle Treue bei uns aber ich weiß, dass es eine tieferliegende seelische Treue gibt. Er nahm mich damals an als Geschenk und hat mir damit auch die Loyalität und die Treue gegeben, den Verlass, dass er hinter genauso wie vor mir stehen wird und mich beschützen wird, wenn es nötig wird.

2. In welchem Ausmaß bestimmt die Hingabe einer devoten Person ihre Identität und ihr Leben? Kann man sagen, dass diese Art der Unterwerfung eine Form von Freiheit oder Selbstverwirklichung darstellt?

Ich denke, dass die Hingabe in den richtigen Händen sehr vieles bestimmt bei einer devoten Person allerdings braucht es dazu den passenden Gegenpart, den der führt und bereit ist das gesamte Geschenk einer Devota anzunehmen, denn nimmt er nur einen Teil an, dann ist sie auch nur bereit einen Teil zu geben. Der Rest wird eine Weile schlafen aber irgendwann explodieren und sie wird auf die Suche gehen nach dem was Ihr zur Vollkommenheit fehlt. Sie wird sich fühlen wie ein Vogel in einen Käfig, der nicht vermag aufzusteigen, teilweise verkümmern und von Tag zu Tag mehr an sich und ihren inneren Wünschen zweifeln, doch sollte sie dann diesen Menschen finden, der das Geschenk vermag in der Gesamtheit anzunehmen und mit Ihr Stück für Stück die Hülle abbaut, die sie aufgebaut hat, wird sie hinauf fliegen zum Himmel, über allem schweben und ihre Kreise drehen aber dabei niemals ihr Zu Hause vergessen, was bei ihrer Herrschaft ist.

3. O's Zustand der "Erwartung und Nacht" symbolisiert die völlige Auflösung ihres Ichs zugunsten ihres Herrn. Was sagt das über die Natur der Treue aus, die in solchen Beziehungen gefordert und gewährt wird?

Für mich sagt es zwei Dinge aus, zum einen hat O die Hoffung und die Erwartung, dass er sie irgendwann wieder erlöst aus diesen Schmerzen, wobei ich dort der Ansicht bin, dass nur der Herr selbst dies vermag vollständig zu können. Es können sicherlich Freunde versuchen aber in der Gesamtheit kann es glaube ich nur der Herr, der einen Menschen dort rein geführt hat. Zum anderen zeigt die Treue von Ihr, das Warten von ihr etwas, was ich gut nachvollziehen kann, es ist das warten auf den Moment, wo man wie aus der Asche sich erhebt und wieder zum Phönix vermag zu werden, man fliegt hinauf sobald man ihn nur sieht, seinen Duft riecht, seine Stimme hört, es überzieht einen mit Gänsehaut und für eben jenen Moment ist man bereit vorher durch die heißen Kohlen zu gehen, den Schmerz zu spüren und alles in Kauf zu nehmen, denn man weiß, dass dann wieder das Leben beginnt.

4. Wie kann das tiefe Vertrauen, das durch völlige Abhängigkeit in einer BDSM-Beziehung entsteht, als positive Kraft verstanden werden? Kann dies als Ausdruck von Stärke interpretiert werden, oder ist es ein Zeichen von Schwäche?

Für mich ist es ganz klar ein Zeichen von Stärke, denn ich werde durch meine Abhängigkeit nicht schwächer sondern weiß immer um meinen Platz und gewinne dadurch eine ungeheuere Stärke für die Dinge, die im außen geschehen. Natürlich birgt dieser Prozess, der Weg viele Gedanken nach dem "was ist wenn?", "was geschiet wenn?", all diese Gedanken finden ihre Wege aber am Ende gewinnt die Seele und der Kopf hört auf laut zu reden und hört auf zu versuchen einen immer wieder aus dieser Form der Abhängigkeit zu ziehen sondern nimmt einen mit immer tiefer hinab weil er in eine Form des Zulassens kommt.

5. O’s totale Hingabe erfordert ein Gegenstück – einen Herrn, der in der Lage ist, diese Loyalität zu empfangen und zu führen. Wie wichtig ist die Ausgeglichenheit von Macht und Verantwortung in solchen Beziehungen?

Für mich sehr wichtig, denn nur wenn ich dies hab, dieses Gegenstück bin ich in der Lage mich in meine Hingabe, meine Dienste, meine Devotion komplett fallen zu lassen. Wenn dieses Gegenstück wackelt, dann wackelt das gesamte Konstrukt, das gesamte Sein kriegt einen anderen Charakter, ich werde härter, verliere einen Teil meiner weiblichkeit, meine intution, meines Fühlens, bis mein Herr wieder die Führung übernimmt. Er ist der Anker, der Stein in der Brandung um den ich als das Wasser fliessen kann und immer wieder dort meinen Erdungspunkt finde.

6. Eine Sklavin zu sein, wird hier als endgültige Entscheidung beschrieben, die keine Zweifel zulässt. Ist die Entscheidung für eine solche Lebensform wirklich freiwillig und bewusst, oder gibt es innere, möglicherweise unbewusste Beweggründe, die diese Wahl beeinflussen?

Es ist für mich die letzte freie Entscheidung, die ich treffe. Diese Entscheidung meinem Herrn mich zu schenken, ihm alles von mir zu schenken und ja trotzdem bleibt es irgendwo unterbewusst, denn dieses Gefühl mich ihm schenken zu wollen kommt aus der Seele und nicht aus dem Kopf. Es bleibt wahrscheinlich eine Mischung aus beidem am Ende.

Das ist meine Sichtweise zu einiger der Fragen, nun freue ich mich von anderen Mitgliedern sie auch zu lesen *g*
****az Mann
4.492 Beiträge
Zitat von ****nat:
1. Was bedeuten Loyalität und Treue in einer BDSM-Beziehung?
Wie unterscheiden sich diese Werte im Vergleich zu traditionellen romantischen Beziehungen?
Wenn man unter "Treue" nicht direkt (die Erwartung zur) Monogamie und Monoamorie versteht, dann unterscheiden sie sich mMn gar nicht von anderen Liebesbeziehungen.

Zitat von ****nat:
2. In welchem Ausmaß bestimmt die Hingabe einer devoten Person ihre Identität und ihr Leben? Kann man sagen, dass diese Art der Unterwerfung eine Form von Freiheit oder Selbstverwirklichung darstellt?
Dazu habe Ich jüngst ein Thema in der Edgeplay Gruppe erstellt. Weil Ich besser verstehen wollte, wie devote Menschen diesen scheinbaren Freiheitsentzug empfinden. Spoiler: Ich habs zwar besser verstanden als davor, aber nachvollziehen kann Ich es nicht.
Das Ausmaß wird wohl dadurch bestimmt, in wie weit der Top in das Leben der devoten Person Kontrolle und Macht bekommt. Wobei...diese Formulierung klingt ein wenig danach, dass der, der mehr Kontrollabgabe zulässt, sich auch mehr hingibt. Ich glaub, das ist auch nicht so ganz richtig.

Zitat von ****nat:
3. O's Zustand der "Erwartung und Nacht" symbolisiert die völlige Auflösung ihres Ichs zugunsten ihres Herrn. Was sagt das über die Natur der Treue aus, die in solchen Beziehungen gefordert und gewährt wird?
Entweder verstehe Ich die Frage nicht oder mir fällt tatsächlich nichts dazu ein. Oder beides. *ggg*
Es ist aber auch schon mindestens fünf Jahre her, dass Ich Die Geschichte der O mal im TV gesehen habe, und nochmal ein oder zwei Jahre mehr, dass Ich es gelesen habe.

Zitat von ****nat:
4. Wie kann das tiefe Vertrauen, das durch völlige Abhängigkeit in einer BDSM-Beziehung entsteht, als positive Kraft verstanden werden?
In einer gesunden, sich gegenseitig fördernden Beziehung, in der sich das gegenseitige Vertrauen im Laufe der Zeit vertieft hat, sehe Ich keinen Grund warum das nicht als positive Kraft verstanden werden könnte. Klar erfordert es von bottom Mut, wenn sie ihrem Top Kontrolle über Beruf, Geld, etc gibt. Aber dieser Mut und das Vertrauen entstehen ja daraus, dass Top sich dieser Verantwortung im Klaren ist. Verdient Top beispielsweise nur so viel Geld, dass er selbst damit über die Runden kommt, müssen entweder er und bottom ihren Lebensstandard runterschrauben oder bottom verweigert die Aufforderung, dass sie ihren Job kündigt.
Zitat von ****nat:
Kann dies als Ausdruck von Stärke interpretiert werden, oder ist es ein Zeichen von Schwäche?
In einer idealen Welt wäre das immer eine Stärke. Aber in unserer Welt kann das eben auch labilen Personen passieren. Oder solchen, die so eine Art Sucht nach Devotion entwickeln und diese Menschen von einer ungesunden BDSM Beziehung in die nächste hetzen. Da sehe Ich das als Schwäche.

Zitat von ****nat:
Wie wichtig ist die Ausgeglichenheit von Macht und Verantwortung in solchen Beziehungen?
"With great power comes great responsibility"
Ich bin zwar kein Fan von Marvel (und dachte egtl. das Zitat ist aus Star Wars), aber dieses Zitat trifft es ziemlich gut. Und Ich würde sagen, als Top sich lieber erst der Verantwortung bewusst werden, und dann die Macht einfordern.

Zitat von ****nat:
6. Eine Sklavin zu sein, wird hier als endgültige Entscheidung beschrieben, die keine Zweifel zulässt. Ist die Entscheidung für eine solche Lebensform wirklich freiwillig und bewusst, oder gibt es innere, möglicherweise unbewusste Beweggründe, die diese Wahl beeinflussen?
Ich kenne den Stand der Forschung dazu nicht, aber Ich denke, dass das noch sehr lange eine Unklarheit sein wird, inwieweit da Erziehung, soziales Umfeld, Genetik, Bildung oder sonst was für Faktoren eine Rolle spielen.

Zitat von ****nat:
7. Zum Abschluss wollen wir diskutieren, ob die in Die Geschichte der O dargestellte Treue und Hingabe als ein positives Ideal in BDSM-Beziehungen gesehen werden kann. Wie sehen wir den Wert von bedingungsloser Loyalität in unserem eigenen Leben, und wie lässt sich dieser Wert in verschiedenen Beziehungskonstellationen interpretieren?
Auch da fehlen mir die Erinnerungen an Die Geschichte der O. War das nicht irgendwie so, dass O von einem Herren zum anderen weitergereicht wurde? Dauerhaft?

So verlockend wie das ganze Thema mit diesem Schloss Roissy und der freien Benutzung einer O-Ring tragenden Person auch klingt, es bleibt eine Geschichte. Manche Aspekte der Beziehung von O zu ihren Herren sind durchaus erstrebenswert, für die, die es wollen. Aber Ich für mich kann mir ein Leben nach dem Vorbild dieser Geschichte nicht vorstellen. Ich hab allerdings auch (noch) keine Erfahrung mit einer 24/7 oder TPE Beziehung. Mit der richtigen Person will Ich da nichts ausschließen.
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