„Warum wird es aber im BDSM besonders bzw. extra betont?
Aus dem gleichen Grund, warum Vertrauen und Empathie immer wieder so explizit erwähnt werden....
Wahrscheinlich, weil es sich gut anhört, um Subbies anzulocken. Auch, wenn man gar nicht über diese Eigenschaften verfügt. Es sind eben Floskeln, die mittlerweile in fast jedem Profil stehen, und deshalb immer fleißig weiter kopiert werden.
Für mich gehören all diese Eigenschaften zu einer normalen Beziehung dazu, und auch zum BDSM. Wer mich nicht respektiert, hat in meinem Leben nichts zu suchen. Geschweige denn, mich zu fesseln und zu verhauen.
Leider scheinen viele die Bedeutung dieser Worte nicht mehr zu kennen, denn was sich mittlerweile so alles als respektvoll beschreibt, und hinter verschlossenen Türen die Grenzen überschreitet, geht auf keine Kuhhaut mehr!
Wertschätzung und Respekt bedeuten für mich, dass man sein Gegenüber wahrnimmt, seine Meinung anhört und darüber nachdenkt, reflektiert. Eben ein Miteinander auf Augenhöhe, in der nicht immer einer den Kürzeren zieht, weil der andere seine Meinung als die einzig wahre erachtet.
Ich habe gerade eine Szene nach einer Session mit meinem aktuellen Spielpartner vor Augen. Er hatte mich ganz schön gefordert, ich lag in seinen Armen und kam langsam runter. Er hatte einen alten Trigger bei mir ausgelöst, und ich war noch ein wenig darin gefangen. Er gab mir die Zeit, mich zu beruhigen, wieder zu fangen. Er saß einfach nur da, hielt mich fest und war für mich da. Nach einiger Zeit fragte er vorsichtig nach. Ich wollte ihm davon erzählen, konnte aber noch nicht. Also hatte er Geduld, saß weiter bei mir, wischte meine Tränen weg, und wartete.... Bis ich endlich genug Kraft hatte, um es ihm zu erzählen. Und er saß einfach da und hörte zu, ganz egal, wie lange es dauerte, wie oft ich unterbrechen musste.
Er hätte nach dem Auffangen auch einfach zur Tagesordnung übergehen können. Aber er wusste, dass es mir hilft, drüber zu reden. Also hörte er zu. Und er interessiert sich für mich, auch wenn es weniger schöne Dinge sind, die mich ausmachen.
Das ist für mich Wertschätzung. Den Menschen als Ganzes anzunehmen, mit all seinen Facetten, guten und schlechten Seiten, Freude und Kummer. Und ihn dafür nicht zu verurteilen, sondern seine Sichtweise zu überdenken, und vielleicht auch zu verstehen.