Überraschungen bringen Glück
Das Glück wiederholt sich nicht, es ist jedes Mal neu. Zu leben versteht, wer sich nicht an etwas gewöhnt, sondern mit Überraschungen umgehen kann. Eine Gelegenheit wahrzunehmen ist die beste Möglichkeit, sich am Dasein zu erfreuen. Das Glück vergeht nicht , es wandelt seine Gestalt. Wer sich kein festes Bild von ihm macht, wird es vielerorts antreffen" Halt, stopp...hör sofort auf" raunt es in meinem Kopf. Das bin ich nicht. Es ist keine Wut, eher das Gefühl in etwas gepresst zu werden.
Die Gedanken werden klarer als er aufhört mich im Fixiergriff mit dem Gürtel zu bestrafen.
Bestrafen....ein grosses Wort. Man wird bestraft wenn man zu schnell fährt , wenn man seine Rechnungen nicht bezahlt und ja, man wird mit Ignoranz bestraft wenn andere zuvor ständig ignoriert.
Aber wieso werd ich grad bestraft weil ein Handgriff von ihm mir so weh getan hat das ich aus Reflex seine Hand weggeschlagen habe? Strafe statt " Entschuldigung, da hab ich mich verschätzt"....kein Einsehen aber sein Blick sagte das er diese Situation letzendlich ausnutzen wird.
Angeblich ist das dominant sein Bedürfnis nach " mich bestrafen" und mein Selbstschutz alles andere devot .
Selbstschutz....ebenfalls ein grosses Wort. Mir schiesst es durch den Kopf " Selbstschutz sollte im Beisein eines Partners nicht von Nöten sein" Er soll mich beschützen, die angeblich grosse Tugend eines dominanten Menschen. Vorallem sollte er nicht der Auslöser sein für etwas was mir so verdammt wehtut das ich mich vor ihm schützen muss.
Stop sagen , wenn der Lustschmerz langsam die Seiten wechselt okay....aber halt und Stop laut auszurufen weil der Schmerz einen aufeinmal schockt muss nicht sein.
" Das bin ich nicht" wieder dieser Satz in meinem Kopf. Schläge , Worte, selbst der versuch mich mit Händen sexuell zu stimulieren und zu kontrollieren bringen nur Leere. " Zum Glück musst du gleich nach Hause" ein Gedanke der in einer Beziehung wo sich beide wohlfühlen sollen doch garnicht vorkommen sollte?! Sollte der Gedanke nicht sein " Bitte bitte..mach das dieser Moment nie vorüber geht"?
Das was ich bin ist eingesperrt. Diese Frau die kontrolliert, organisiert. Diese Frau die gerne da steht und alles im Blick hat. Aber auch den Arsch in der Hose hat und zugibt da hätte defintiv Etwas anders laufen müssen.
Abbruch...sofort. Getrennte Wege, es hat keinen Zweck in einem Gefängnis zu leben.
Ich liege im Bett und denke nach...da wo er mir so sehr wehgetan hat konnte ich im Spiegel sehen ist alles Blutunterlaufen, das Gewebe gerissen, es fühlt sich an als hängt die Haut einfach runter. Die "Betrafung" mit dem Gürtel auf meinen Arsch...Nebensache.
Ich kühle diese Stelle und überlege warum ich nicht glücklich bin mit dem was ich tue, mit mir veranstalten lasse.
Geschlossene Augen und ich sehe den Moment wo ich Glücklich war, wo ein anderer Mensch und ich uns ergänzt haben. Dieser Moment hatte Erotik, stolz, Wärme, Kontrolle, auch lachen, Losgelassenheit und Freiheit.
Freiheit.....ein halbes Jahr weiter zurück.
Ich stehe da in Heels, Halterlosen Strümpfen, Rock und Spitzenbody. Er kniet vor mir, gesenkter Blick, seine Atmung ruhig und gelassen.
Ich streiche mit der Gerte über seinen Rücken, gehe um ihn herum.
Überraschung.....ich bin frei! Mein naturell kann ihren Lauf nehmen, meine Fürsorge sorgt dafür das alles so passiert das er zwar leidet...aber er leidet mit seiner Lust. Ja, ich kontrolliere mich selber zum Schutz.Schutz für ihn, das er spürt ich werde so hart zu ihm sein aber er wird seinen Selbstschutz nicht brauchen. Das ist nicht mein Spiel...jemanden so zu behandeln das er sich selber vor mir schützen muss.
Wir haben es damals gewagt weil ich auf ihn zukam und sagte das da irgendwas in mir schlummert was frei sein möchte, aber solange ich als Sub agiere immer das Gefühl habe in einem Gefängnis zu sein.....und dann ausbreche. Fast 2 Jahre von einem Gefängnis zum nächsten, jedes mal ausgebrochen.
Der Moment vor einem halben Jahr , der Versuch so ergründen ob ich auf der falschen Seite gespielt habe wird zur Überraschung: Ich bin frei....mit jedem Wort, mit jedem Schlag, mit jeder Zärtlichkeit, mit jeder schützenden Geste. Und vorallem: er ist frei!
Es war eine Überraschung ....dieses Glück das ich fühlte.
Ich habe mich nicht vorgefertigt auf etwas eingelassen , sondern offen und ohne Drehbuch . Ich habe die Gelegenheit wahr genommen und nach 2 Jahren und vielen inneren Kämpfen eine andere Seite an mir entdeckt. Es war Glück....mein Glück hat seine Gestalt gewandelt.
Und jetzt lebe ich in Freiheit.