Nicht geboren zum Switchen?
Habe die Diskussion verfolgt, die ein wenig weg vom Thema geht, aber dennoch interessant ist.
Ich stimme zu, dass es in der Natur selten reines schwarz und weiß gibt.
Vielleicht mögen auch die meisten extremem DOMs (mich eingeschlossen) sich gelegentlich an die Brust einer Frau legen und genießen es, wenn sie mit ihren Händen durch sein Haar fährt und können in dieser Situation loszulassen, vertrauen, sich auch mal fallen zu lassen. Ich bin z.B. auch wenig bi und sehr hetero, könnte mir das aber auch mit einem guten Freund vorstellen, habe beim Tantra auch entsprechende gute Erfahrungen gemacht (ha, doch eine Verbindung zum Thema).
Aber im sexuellen Kontext spielt die Grundneigung eine größere Rolle und speziell im SM wird das noch ausgeprägter, finde ich. Und da ist das leicht gesagt, jeder sollte mal eben switchen. Ich kann nur von mir selbst sprechen und ich habe seit meiner Kindheit (seit ich sechs bin) sexuelle Fantasien mit Frauen die eher dominant und häufig sadistisch waren (und nein, das liegt an keinen Traumas, oder dergleichen, vermutlich angeboren) und hatte NIEMALS devote Fantasien, wann immer sich solche Situationen in meinem Leben ergeben haben, dass ich mich mal fesseln lassen habe, z.B., kam da bei mir keinerlei Stimmung auf, die ist einfach verpufft.
Ich bin so geboren, wie ich bin. Wie die Heteros da draußen, die einfach nicht bi sind und die Schwulen, die nicht Heteros sind. Ich bewundere die Switcher, ich beneide Euch um die Gabe, beide Seiten sehen und erleben zu können. Ihr seid irgendwie ausgeglichener, vielleicht in Euch allein kompletter. Ich kann das nicht. Und es gibt genug masochistisch devote Leute, die genauso wenig Dominanz ausleben können wie ich Devotion. Die entsprechenden sind dann mein Gegenstück und wir passen zusammen, gerade durch diesen Gegensatz, finden im anderen was uns selbst fehlt und was wir suchen und in der Gemeinschaft finden wir dann wieder das Gleichgewicht, Glück und Erfüllung.
Ich verstehe, dass es schwer ist das zu verstehen, dass andere Leute nicht so sind wie wir selbst und nicht immer nachmachen können, was wir können. Ein weiteres Beispiel: Mein zweiter Sohn kann rot und grün nicht unterscheiden. Angeboren in seinen Genen. Ich weiß nicht, wie er die Welt sieht, ich kann es mir auch nur schwer vorstellen. Ein solcher Mensch baut sich selbst Hilfestellungen, Brücken, trainiert, versucht in der gedankenlosen rot-grün-Normalowelt klarzukommen und kommt schon im Leben klar, manche sehen darin einen kleinen Defekt, andere eine Gabe, weil er durch die andere Wahrnehmung auch anders denkt als andere Menschen und zu anderen Lösungen kommt. Aber ich weiß, dass ich manche Dinge nicht von ihm verlangen kann, es ist ihm unmöglich.
Und ich glaube so ist es auch mit unserer Sexualität. Man kann durch Erziehung und Erfahrung (Tantra ist toll dafür geeignet) Neigungen beeinflussen, aber man kann keinen richtigen Dom und keine richtige Sub zum Switcher machen, wenn man nicht durch Veranlagung schon eine Nähe zu dieser Neigung hat.