Haken im Kopf
Die Palette der Praktiken ist ja ungeheuer breit gefächert, von etwas härterem Sex, bis hin zu sado-masochistischen Beziehungen. Und da hakt es bei mir im Kopf....
Als Ursachen für dein Hakeln im Kopf, die dich bei Praktiken, die du ablehnst, schnell von Gewalttätigkeit, Misshandlung, Missbrauch sprechen lassen, sehe ich dies:
1. Ein grundsätzliches Unverständnis sadomasochistischer Begehrlichkeiten.
2. Der vorschnelle Rückschluss von Fotos oder Darstellungen, die dich abstoßen, auf die Binnenstruktur der jeweiligen Beziehung, in der diese Praktiken erlebt werden. "Da kann es ja nur respektlos zugehen."
3. Die aus meiner Sicht übermäßige Betonung von Respekt.
Zuneigung, gegenseitige Wertschätzung, einander Zugetan sein, sind für mich die Basis, auf der ich eine körperlich angreifende Behandlung wie z.B. Schläge zulassen kann, die ich im Einzelfall alles andere als respektvoll erlebe. Da kenne ich eine ganze Palette an auftauchenden Gefühlen, die manches mal auch emotional schmerzhaft sind. Die aber ebenso wie das Empfinden körperlicher Schmerzen gewollt sind und in einvernehmlichen Rahmen hervorgerufen werden.
Insofern ist weder mein Partner ein Misshandler, noch werde ich misshandelt.
Was du als Ergebnis siehst, sind die körperlichen Blessuren. Was während der Aktion innerlich abgelaufen ist, die Interaktion zwischen beiden, kannst du an blauen Flecken, Striemen usw. hinterher nicht ablesen.
Aber diese offensichtliche Nichtachtung des eigenen Körpers und der eigenen Seele, die beschäftigt mich doch sehr.
Siehe 1.
Ich teile deine Einschätzung nicht, dass ein Gros der masochistischen und submissiven Frauen den Schwerpunkt auf die körperlichen Folgen legt. Im Stolz auf Spuren steckt doch zumeist die Verbindung mit der Aktion, in der sie entstanden sind und zum Top, der sie verursacht hat.
Es geht zumindest mir nicht um die Blessuren. Sie sind die Folge der SM-Behandlung, die ich erleben will wegen des ganzen emotionalen Potenziales, die Schmerzzufügung für mich hat. Keine Nichtachtung meines Körpers, weil ich Blessuren im für mich tragbaren Umfang bewusst in Kauf nehme. Keine Missachtung meiner Seele, weil ich die emotionalen Zustände, in die mich Schmerzerleben bringen kann, auskundschaften will.