Begriff
Zunächst einmal muss man sich über den Begriff des Sklave selbst unterhalten, denn hier gibt es fast so viele Auffassungen wie über BDSM selbst.
Die erste Unterscheidung, über die man sich hier unterhalten müsste, wäre die von Sklave und Sub, denn manche setzten dies gleich, andere machen deutlich Unterscheidungen.
Meine Definition in sehr groben Zügen: Ich selbst bezeichne mich selbst nicht als Sklavin, weil ich diesen Begriff mit einer Rechtslosigkeit verbinde, d. h. selbst in der Theorie dürften hier weder Grenzen noch Nogoes (ist auch nicht das gleiche für mich) von seiten der Sklaven genannt werden. Das einzige Recht, was der Sklave hat ist, sich in die Sklaverei zu begeben und aus ihr heraus zu treten. Innerhalb der Sklaverei aber hat einzig und allein der Herr das Recht über seinen Sklaven zu bestimmen. Die Sub dagegen hat in der Theorie das Recht Grenzen und Nogoes zu nennen, wobei ich persönlich der Meinung bin, dass das dem Gedanken des BDSM deshalb widerspricht, weil damit der Dom in seinem Spiel begrenzt wird. Ein gute DS-Beziehung kennt keine Grenzen und Nogoes, aber die Verantwortung des Doms, die Grenzen der Sub nur langsam und in einem vertretenen Tempo zu erweitern. Die Sub geht auch mit erhobenen Kopf durch die Welt, darf sich durchaus mit anderen unterhalten und bleibt als komplexes und eigenständiges Wesen erhalten. Der Sklave dagegen hat mit gebeugtem Kopf vor seinem Herrn und stets eine sehr unterwürfige Haltung einzunehmen, er hört als eigenständige Person auf zu existieren. Er hat weder Wünsche noch Bedürfnisse zu haben. Die Sub dagegen kann durchaus Wünsche äußern, die aber nicht unbedingt von ihrem Herrn erfüllt werden müssen.
Das Interessante an der Geschichte ist nun, dass andere BDSMler die Begriffe genau andersherum verstehen. Hier ist der Sklave der mit den größeren Rechten, wobei hier die extreme Version des klassische 24/7-Konzepts als Grund für diese Auffassung herangezogen wird. In diesem Konzept nämlich kann der Herr der Sub alles vorgeben: wie sie sich kleidet, wie ihre Haar geschnitten sein sollen, wann sie auf Toilette darf ... Der Sklave dagegen hat das Recht einfach aufs Klo zu gehen, oder auch andere Dinge selbst zu bestimmen und hier insbesondere außerhalb einer Session, während die 24/7-Sub dies noch lange nicht darf. Wie gesagt, wird hierbei sehr oft die extreme Form der 24/7 als Gegenbeispiel verwendet.
Aber grundsätzlich gilt, Sklave wie Sub sind innerhalb der gesteckten Rahmen mehr oder weniger rechtelos, was ja auch Ziel ist. Wie sonst soll man seine Verantwortung abgeben? Aber, wenn darunter nur die Befriedigung von Geilheit verstanden wird, dann hat derjenige nicht verstanden, worum es im BDSM eigentlich geht. Dann ist auch kein Devotismus im Spiel, sondern wir sprechen von einer Flirt-Beziehung mit dem BDSM, wo es lediglich um eine Bereicherung des Vanilla-Sex geht. Dann haben wir es aber nicht mit BDSMlern zu tun,, sondern mit Swingern, die ein wenig BDSM spielen. Der BDSMler spielt nicht nur diese Rollenverteilung und sie dient auch nicht allein seiner sexuellen Befriedigung, sondern sie entspringt einem tiefsitzenden Bedürfnis nach Herrschaft oder Unterordnung. Sklave oder Sub sein bedeutet dann sein selbst zu finden, es zu akzeptieren, es lieben zu lernen und seine Unterwerfung jemandem zu schenken und das von Herzen. Dieses Geschenk ist tausendmal wichtiger als ein Orgasmus, die reine sexuelle Befriedigung oder ein heftiges Schwanz rein und raus. So schön Sex auch ist - und er macht wirklich so richtig Spaß
- so wenig ist er der eigentliche Fokus des Sklaven oder der Sub. Er gehört für viele dazu, ist aber letztendlich nur ein Teil und nicht einmal der Wesentlichste. Jeder, der schon einmal ein sehr intensives Spiel erlebt hat, bei dem man "geflogen" ist, seine Umwelt bestenfalls nur noch durch eine Nebelwand wahrgenommen hat, ein Spiel, bei dem nichts anderes mehr vorhanden war als man selbst, das Instrument (Hand, Schwanz, andere Utensilien (Feder, Eiswürfel, Wachs, Nervenrad...einschließlich Schlaginstrumente) und der Dom/die Domina, der weiß, dass Sex (im üblichen Sinn) hier überhaupt nicht beteiligt sein muss. Fast immer finden diese Spiele auf einer intellektuellen Ebene statt. Sex kann ein Teil sein, eine Komponente, aber nie die einzige und meist halt noch nicht einmal die entscheidende. Wer also BDSM immer nur mit Sex gleich setzt und auch die Rolle der Sub/des Sklaven hier nur auf diesen Aspekt reduziert, der hat es leider so überhaupt nicht begriffen.
Lieben Gruß
Shania