Verständnisfrage
Wir sind ja noch ganz frisch hier und auch wir lasen und lesen viel und wollen uns hier nun zum ersten Beitrag nach unserer Vorstellung äußern
Ich habe mir das jetzt hier alles durchgelesen und musste tatsächlich schmunzeln, wie die TE immer wieder ihre Ursprungsfrage präzisieren musste, weil sie hinterfragt wurde und dann irgendwann, kam nach vielem Gedrehe ein ganz anderer inhaltlicher Fragepunkt heraus etc etc etc...
Ich persönlich habe die Vermutung, dass sie sich anfangs einfach nur unglücklich ausdrückte? Und das sogar wiederholte... So wird so etwas dann immer wirrer.
Jeder versteht ihren Wortlaut und die Frage anders, antwortet dann auch anders. Faszinierend zu lesen, manchmal sehr schade so ein Verlauf und manchmal das Hinterfragen gerade bereichernd.
Wie aber auch immer, unterstelle ich zunächst immer das Positive und frage jetzt mal:
Kann es sein, dass Du das so meintest, dass Dir auffällt, dass bei vielen ihr Herr eben auch im ständigen, echten Leben ihr Herr ist und umgekehrt und bei Dir Dein BDSM aber eben an der Schlafzimmertür endet oder eben mit sexueller Erregung/ Abregung einhergeht, sich aber nicht durch Deine gesamte Beziehung zieht? Und wolltest Du wissen, ob es andere gibt, bei denen das auch so ist?
SO habe ICH Deine Frage zwischen den Zeilen verstanden und so würde ich sie auch gerne beantworten. Zumal wir zwei gestern noch durch Deinen Beitrag darüber sprachen, inspiriert durch die ableitende oder weiterführende Frage: Wo beginnt es eigentlich und wo endet es... Wie weit leben wir unser BDSM 24/7 oder WIE macht es sich im Alltag bemerkbar?
Unser BDSM leben wir zB defintiv NICHT 24/7 und irgendwie auch wieder doch.
Es ist definitiv NICHT eine sexuelle Spielart und auch kein Sammelsurium
Wir bezeichnen uns NICHT als Herr und Dienerin, Dom und Sub, Top und Bottom, wenngleich es faktisch doch so ist.
Widersprüchlich? Auf den ersten Blick schon, dann aber auch nicht, wenn man die Individualität dahinter erkennt, weswegen sich Deine Grundsatzfrage wohl so schwer grundsätzlich beantworten lässt
Eben aufgrund unserer Individualität, nennen wir uns nicht so. Quatsch eigentlich, denn man sagt ja auch mein Freund, mein Mann und es ist klar, dass jede Beziehung oder Ehe anders aussieht. Aber auch da redet ja mancher nur von "seinem Hasi", nennt nicht den Begriff wie alle.
So ist es auch bei uns. "Die allgemeine Begrifflichkeit" trifft unser "Empfinden" einfach nicht richtig.
Hingegen macht uns das Wort "Slavegirl" total an. Übersetzt ist es einfach klar, und doch klingt für uns persönlich mehr heraus, was uns mehr anspricht.
Ich bin ganz klar devot, er ganz klar dominant, das leben wir primär als Herzenssprache im Schlafzimmer oder wo immer wir unserer Sexualität und Liebe gerade nachgehen.
ABER, im alltäglichen Leben ist unser "Machtgefälle", wenn man es denn so will, ein ganz anderes:
Ich bin die, die den Ton angibt, er folgt mir, eher ruhig, nachgibig, extrem flexibel.
Ich bezeichne mich somit als "alltagsdominant", weil richtungsweisend und sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassend. Er muckt grundsätzlich eher weniger auf, lässt sich Einiges gefallen, positioniert sich eher ungern klar.
ABER, aber, aber daher müsste man eigentlich sagen, dass unser BDSM also an der Schlafzimmertür endet. Doch tut es das wirklich?
Ist unser Machtgefälle WIRKLICH umgekehrt? Ist meine Alltagsdominanz nicht eigentlich eher anerzogen und entspringt einer Notwendigkeit, die zu erfüllen ich in der Lage bin?
Lernte er nicht einfach Fürsorge, Rücksichtnahme und "lass mal Frauchen lieber machen", zu Frauen ist man zuvorkommend und höflich, man nimmt sich nicht einfach, was man will?
Eigentlich aber ist unser Kern eben genau wie in der Sexualität, ich devot, er dominant, im Alltag nur "getarnt irgendwie" unter den erlernten Mänteln um das Leben bestmöglichst zu bestreiten?
Wie kommt es sonst, dass ich einst sagen musste, wenn Du NUR so wärst, auch im Bett so wärst, sorry, das würde mir nicht reichen, damit könnte ich nicht umgehen.
Wie kommt es sonst, dass es mich durchaus kickt im Alltag, wenn ich seine Augen blitzen sehe und er mir doch mal zuzischt "jetzt halt die Klappe"?
Vielleicht ist es das Besondere an unserer Beziehung, dass wir uns als DAS erkannten, was WIR SIND. Und das erkannte zuvor niemand sonst.
Und das, was wir sind, lässt sich nicht einfach abschalten, auch wenn wir dem nicht ständig nachgehen müssen. Es ist ja in uns drin, als ständige liebevolle Gewissheit.
Diese kleinen Alltagssituationen wie eben beschrieben, oder kleine Sätze wie "na warte..." oder "Dein Wunsch ist mir Befehl", die Sprache unserer Augen dabei... zeigen, dass wir es eben doch irgendwie 24/7 leben, zum Ausdruck bringen zu 100% tun wir es aber eben nur in den Situationen, in denen wir uns frei von allem absolut hingeben können.
Bei uns aber auch absolut personenbezogen und damit weit mehr als "eine Praktik". Unsere ganz individuelle Sprache unserer Liebe eben, die auch mal Vanillasex beinhaltet, um dann doch wieder in unserem SEIN zu enden, denn wir KÖNNEN irgendwie kaum anders.
Und trotzdem kuscheln wir auf Augenhöhe, oder gerade DESWEGEN. Weil das bei uns, wie sicher auch bei vielen anderen hier mit ganz viel Liebe, Fürsorge und eben mit dem Wohl des anderen, Verantwortung und Nähe zu tun hat.
Ich wüsste nicht, ob es mich persönlich kicken würde, wenn jemand dominantes vor mir stünde und Dinge mit mir tut, die Matrix mit mir tut. Ich glaube nicht. WISSEN aber kann ich es nicht. Fragen in der Richtung stellen wir uns nicht, da es für uns auch nicht vorstellbar ist, aufgrund des HERZENS.
Will heißen, reine "Spielbeziehungen" gibt es bei uns nicht, auch wenn diese sicherlich und bestimmt bei einigen mit genau den gleichen Dingen, Fürsorge, Liebe und vor allem Vertrauen verknüpft sind.
Für uns gilt das eben alles als Paar, das wir sind. Inwieweit was für uns unabhängig voneinander gelten würde, wissen wir gar nicht und es interessiert uns auch nicht. Ob sich das einmal ändert, wissen wir auch nicht. Man soll ja nie nie sagen.
Insofern komme ich zurück auf Deine Frage, wie ich sie verstand und kann kleider keine andere Antwort geben als:
Für uns ist es weit mehr als eine Praktik, es endet keinesfalls an der Schlafzimmertür, wir leben es nicht 24/7 und irgendwie doch
Vielleicht ist es mir gelungen, das halbwegs verständlich zu machen - so hoffe ich- und vielleicht ging es ja tatsächlich in die Richtung, die Du meintest, bzw gibt Dir was. Und wenn nicht, gibt es Dir evtl trotzdem was
Ach ja, die liebe Sprache und ihre Fallstricke. Wir unterschätzen immer so gerne, dass wir ja stets selbst wissen, WIE wir was meinen, was noch lange nicht heißt, dass das auch so vom Empfänger verstanden werden muss...
Alles Liebe,
Angel