„Wie vielfältig und individuell kann Masochismus sein?
Ist er (unabhängig von der Definition) für dich immer mit Schmerz verbunden?
Wie bedient Sadismus deinen Masochismus? Wie brauchst du Sadismus?
Wie verbindest du Sadismus und Fürsorge, oder schließt sich das aus?
Masochismus ist mir persönlich in den letzten 40 Jahren noch keine zwei Mal in genau der gleichen Form begegnet. Sadismus auch nicht, wobei ich einen mittlerweile verstorbenen Bekannten hatte, der in seinen sadistischen Fantasien tatsächlich ganz nah an meinen eigenen war.
Ganz grob eingeteilt unterscheide ich physischen und mentalen SM.
Der physische Sadomasochismus verlangt in den meisten Fällen tatsächlich nach Schmerzreizen, aber die können sehr unterschiedlich Natur sein. Die einen sind mehr schlagaffin, die anderen tendieren mehr in Richtung dumpfer oder spitzer, brennender oder ganz anderer Schmerzen. Aber auch weniger schmerzhafte Dinge wie kitzeln oder andere Überreize bzw. Reizüberflutung, Mummifizierung oder andere Einschränkungen der Bewegungsunfähigkeit sehe ich oft auf der physischen Seite des SM.
Die mentale oder psychische Abteilung ist vermutlich noch viel weiter gefächert. Von Demütigungen über Angst bis hin zur Objektifizierung ist die Palette schier unendlich. Auch das kann man teilweise als psychischen, mentalen oder emotionalen "Schmerz" bezeichnen, manche Dinge sehe ich aber auch da einfach im Bereich der Reizüberflutung oder im genauen Gegenteil (... Deprivation).
Sadismus und Masochismus schliessen sich für mich eher gegenseitig aus als dass sie sich ergänzen.
Mein reaktionsfetischismus kann ZWAR mit Masochismus durchaus etwas anfangen. Ich kann beim Gegenüber Reaktionen in der Art erzeugen in die auch mein Sadismus tendiert. Aber es ist ja von meinem gegenüber gewollt und das spricht nun meinen Sadismus erst wirklich an wenn wir die Wohlfühlzone verlassen, wenn es eben nicht mehr wirklich gewollt ist.
Deshalb befriedigt sich mein Sadismus mit leicht masochistischen Menschen nur im Grenzbereich, mit stark masochistischen Menschen eher gar nicht, da fühle ich mich mehr als Erfüllungsgehilfe.
Für mich sind daher Menschen die aus einer starken Devotion heraus für mich "aushalten wollen" und Schmerzen oder andere Dinge mehr "ertragen" als geniessen die deutlich bessere Ergänzung.
Einvernehmlicher sexuell motivierter Sadismus (Inklinierender sexueller Sadismus, das ist das was wir im BDSM darunter verstehen) setzt immer Fürsorge und Empathie voraus. Die Empathie muss im Sinne einer nachhaltigen Einvernehmlichkeit zwingend immer die stärkere Komponente sein.
Ein wesentliches Merkmal dieser Art von Sadismus ist, dass er nicht zwanghaft auftritt und vernunftkonntrolliert, kanalisiert und beherrschbar bleibt.
Fehlt diese Fürsorgekomponente oder ist sie zu schwach ausgeprägt, dann wird es schnell uneinvernehmlich und tendiert zum pathologischen Sadismus (Periculärer sexueller Sadismus, das ist das was bei Sexualstraftätern vorkommen kann). Hier tritt der Sadismus mehr zwanghaft in Erscheinung, ist nicht mehr vernunftsorientiert, nicht mehr kanalisierbar und nicht mehr kontrollierbar.
Die tatsächlichen sexuellen Fantasien im Kopfkino sind aber meist dieselben (... auch wenn das viele SMer eher ungern offen zugeben
). Der enzige Unterschied liegt oft nur in der Kanalisierung, in der Möglichkeit einer Vernunftsentscheidung was auslebbar ist und was in der Fantasie bleiben muss.
LG, BoP (m)