Dominanz mit Herz
Dieser Beitrag entstand, da Juergen_P unseren Vorstellungsbeitrag für die Allgemeinheit interessant fand.Wir bezogen uns bei der Vorstellung darauf, dass wir Bondage und SM ausleben uns allerdings im Bereich der Dominanz schwer tun, da wir noch nicht die richtige Facette für uns gefunden haben.
Auch unser SM Teil steckt in der „Entwicklung“ allerdings sind wir da schon weiter gekommen und probieren uns da mehr aus.
Bei unserem SM geht es nicht um das reine Zufügen und Aushalten von Schmerz.
Das ursächliche Problem war: Er hat mir heftig den Arsch versohlt weil er dachte, mich macht es geil und ich habe es ausgehalten, weil ich dachte, ihn macht es geil.
Er meinte zu Beginn unserer SM-Erfahrungen mal er merkt dass ich durchs Schlagen geil werde allerdings haben wir festgestellt, dass das so nicht stimmt. Mittlerweile wissen wir es kommt durch das Wechselspiel aus Schmerz und anderen Reizen im Zusammenhang mit dem ausgeliefert sein. Das reine Macht ausüben bringt ihm nichts, für ihn ist es wichtig dass er sieht oder spürt, dass das Reizen welcher Art auch immer mich geil macht.
Im Alltag sind wir auf Augenhöhe und für uns ist allein wegen den Kindern 24/7 oder BDSM im Alltag ein No-Go.
Anfangs haben wir versucht die Dominanz innerhalb von Sessions auszuleben. Wir hatten dafür ein Halsband und er hat mir Regeln gegeben wenn ich dieses trage.
Die Situation die alles ins Kippen gebracht hat war, als er mir eine Haushaltsaufgabe gegeben hat. Er wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass es etwas ist was ich hasse und worum ich mich im Alltag gedrückt hätte. Klar habe ich die Aufgabe gemacht so gut ich es konnte doch ab dem Moment war ich nur noch mit mir und meinem Kopf beschäftigt. Ich war total gestresst und mit mir überfordert, habe aber auch erkannt, dass es nicht daran lag dass er mit eine Haushaltsaufgabe gegeben hat, sondern weil es genau DIESE Aufgabe war. Bei einer anderen wäre ich nicht so mit mir überfordert gewesen. Ich hatte überlegt ob ich die Ampel benutze mich aber bewusst dafür entschieden weiter zu machen und aus der Situation für mich etwas zu lernen. Ich hatte sehr viel Zeit zum reflektieren .
Er hat von meinem Dilemma nichts mitbekommen, denn gleichzeitig kämpfte er auch mit sich. Er ist überhaupt nicht der Typ, der herumsitzt und zusieht wie ich den Haushalt schmeiße sondern ist es gewohnt mit anzupacken. Somit war das für ihn genauso eine Situation mit in der er sich extrem unwohl gefühlt hat. Er hat für sich damit aber auch festgestellt, dass ihm diese Art von Dominanz nichts bringt.
Heute machen wir darüber Witze, trotzdem haben wir dadurch die Lockerheit mit der wir vorher versucht haben die Dominanz mit ins Boot zu holen verloren. Seit dem ist es so, dass wir das Halsband außer als praktische Befestigungs- oder Beförderungshilfe mit Leine gar nicht mehr benutzen und für meinen Partner hat es auch null Bedeutung.
Vor kurzem waren wir bei einem „BDSM-Abend für Anfänger“ und sahen eine Semenawa Vorführung.
Das war das erste mal, dass wir erlebt haben, dass man Dominanz mithilfe von Bondage ausüben kann. Es hat mich extrem beeindruckt und neugierig gemacht. Im Moment denke ich wäre es eine Form der Dominanz die zu uns passen könnte da Bondage immer den Hauptteil unseres Spiels ausgemacht hat und mich persönlich am meisten kickt. Er kann sich das auch vorstellen weshalb wir da einen Kurs machen wollen.
Wir haben an dem Abend noch ein anderes Pärchen getroffen über das ich nachgedacht habe. Sie hat ein Halsband und Fesseln getragen und die Art der beiden war sanft, zärtlich und die Dominanz war subtil aber trotzdem greifbar. Es gab hin und wieder ein paar spitze Bemerkungen vom Top trotzdem konnten wir eine starke Vertrautheit, Verbundenheit spüren.
Dadurch kam bei mir nach dem Abend die Frage auf welche Formen der Dominanz es noch gibt.
Gibt es eine intensive, intime Art der Dominanz bei der es nicht drum geht die Machtposition zu nutzen um den anderen zu demütigen oder bloß zu stellen?
Oder ist es so, dass die Dominanz, die für Außenstehende verbal verletzend oder demütigend aufgenommen wird, für die Bottoms genauso befreiend und eben nicht demütigend ist wie für mich das ausgeliefert sein beim fesseln oder knebeln?
Gibt es eine Art der Dominanz bei der die Gefahr, dass man dem anderen psychischen Schaden zufügen kann, gering bis gar nicht vorhanden ist weil sie subtil, herzlich ist?
Wie denkt ihr darüber?
Gibt es dazu Bücher, Kurse oder was habt ihr für Erfahrungen, Empfehlungen für uns?
Waldweber (sie)