Dominanz ist eben nicht gleich blinde Wut
Früher dachte ich immer, dass es beim BDSM nur ums stumpfe draufhauhen geht. Um den einen, der schlagen geil findet und den anderen, der geschlagen werden geil findet. Mittlerweile hat sich meine Einstellung dazu aufgrund von einigen Erlebnissen ein bißchen geändert.
Traditionell fühle ich mich eher devot. Ich steh darauf, wenn man mir im Bett sagt wo es langgeht, wenn man mich in Situationen bringt, in denen ich ausgeliefert bin und wenn man mich und meinen Orgasmus in der Hand hat. Ich mag Fesselspiele und erstaunlicherweie machen mich Schmerzen im gewissen Maß auch scharf.
Dann hatte ich Sex (ONS) mit einen wirklich guten Freund. Er kannte meine Neigung und die Sache fing an mit "ich weiß doch was du brauchst, du musst mal so richtig genommen werden.." DER Teil machte mich auch scharf und die erste Zeit beim Sex hatte ich auch wirklich Spaß. Dann fing es mir aber an zu lange zu dauern und er stieß und stieß und wurde einfach nicht fertig. Ich hab ja nichts dagegen, von hinten genommen zu werden, aber nach dem 7. Orgasmus finde ich dass er auch wirklich mal kommen könnte. Mhh... wie erkläre ich jetzt, warum ich mit der Situation ein Problem bekam...? Es fühlte sich an wie reines Gerammel. Ohne Respekt, ohne Rücksicht. Als hätte sich irgendwas in seinem Hirn ausgetickt und es ginge jetzt nur noch um Triebbefriedigung. (vermutlich buuhen mich jetzt hardcore Subs und Doms aus - schließlich geht es ja auch um die Triebbefriedigung des Doms...!) Ich hatte jedenfalls ein Problem damit. Fühlte mich plötzlich benutzt und schmutzig und brach die Sache ab. Also bin ich wohl doch nicht devot... Oder die Quintessenz ist, dass der Dom trotzdem nicht den Respekt vor dem Sub verlieren sollte - schließlich bleibt er/sie ein Mensch und wird nicht einfach zu einem Stück Fleisch.
Die andere Sache war eine Affaire mit jemanden, der eigentlich in einer Beziehung war. Wir spielten miteinander - und es machte Spaß. Ich nutzte seinen Fetisch um ihn geil zu machen und er meine devote Haltung indem er mich ein bißchen aus Rache dann nahm und beherrschte. Das war auch alles stimmig. Das Problem war nur, dass die ganze Sache im Alltag zu einem reinen Psychospielchen wurde. Immer wenn ich was von ihm wollte, zeigte er mir die kalte Schulter, immer wenn ich die Schnauze voll hatte, lief er hinter mir hinterher und erzählte mir Lügen über seine Einstellung zu seiner Freundin - die ich ihm, muss ich leider gestehen, glaubte - zumindest eine Zeitlang. Dieses Hin und Her ist wirklich grausam, vor allem immer dieser ständige Entzug von Zuneigung und Nähe. Die Quintessens war, dass ich mein eigenes Wohlbefinden über den Sex stellte und so aus der Nummer, die schon fast an Hörigkeit grenzte, rauskam. Was heißt das für eine Dom/sub beziehung? Meiner Meinung nach, dass Gefühle durchaus eine Rolle spielen und dass der Dom respektvoll und verantwortungsvoll damit umzugehen hat.
Kommen wir zu letzen (in diesem Kontext passenden) Begebenheit (haltet noch ein wenig durch, ich komm gleich zum Punkt): ich habe seit einer Weile einen Cyber-Sex-Sklaven. Wie ich dazu gekommen bin? Wir haben gechattet und über unsere Neigungen geredet und er fragte mich, ob ich nicht lust hätte seine Herrin zu werden. (Er hat in dem Feld mehr Erfahrung als ich) Und ich habe angefangen, darüber nachzudenken und es in Erwägung zu ziehen. Ja, dieser Gedanke, jemanden zu unterwerfen, törnt mich sogar noch an...! Seitdem beschäftigt mich die Frage, was macht eine Dom aus? Wie schaffe ich es, dass sich ein Mann, der größer und stärker ist als ich, mir unterwirft und das tut, was ich will und vor allem mich als Respektsperson wahrnimmt? Sicher nicht durch rumgekreische oder wildes, unkontrolliertes um mich schlagen. Wie wirke ich dominant? was muss ich tun? Ist es eine Frage der Kleidung? Vielleicht bedingt.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es wirklich eine Frage der Ausstrahlung, des Auftretens ist. Dass es viel mit Verantwortung zu tun hat, mit Grenzen zu sehen und sie in Maßen zu überschreiten. Es hat auch viel mit Kommunikation und Feedback zu tun. Und sicher auch mit der Art, wie eine Session zu Ende geht. Es ist auch eine Frage von Regeln und deren konsequenter Einhaltung. Es ist eine Frage von Gradlinigkeit, weil man sonst seine Glaubwürdigkeit verliert. Meines Erachtens hat es auch viel mit Selbstkontrolle zu tun, nämlich nicht blind zu werden, und einfach drauflos zu machen. Dafür ist die Verantwortung, die man gegenüber der hilflosen Person inne hat, viel zu groß. Und anscheinend auch ganz wichtig: ein gewisses Maß an Zuneigung/sympathie. Ich will jetzt hier nicht die große Liebe in einer D/S-Beziehung ansprechen - macht einiges sicher einfacher, anderes sicher komplizierter.
(Achtung ich komm zum Fazit... Schön, dass ihr so lange durchgehalten habt, und mir das mal von der Seele reden lassen habt...!)
Sicher gibt es Psycho-Tricks und Techniken die in diesem Zusammenhang einfach Spaß machen
aber das ist nicht alles - es ist eben mehr als reines draufschlagen. Es geht um eine persönliche Beziehung, die noch intimer ist als eine Stino-Beziehung, weil man sich als Sub verletzlicher macht (und auch tatsächlich verletzt wird - da schmerz ja zu mindest irgendwie dazugehört.)
Ich habe mittlerweile viel recherchiert und bin deswegen auch hier bei JC gelandet. Ich mag den allgemeinen Konsenz, den ich zum Thema Dominanz hier schon als ganz vielen Threads rausgelesen habe und der auch in diesem vermehrt auftaucht.
Von daher muss ich sparklingWater recht geben, viele wertvolle und auch tiefgründige Beiträge, die mich in dem bestätigen, was ich schon vermutet habe. Danke...!