Impressionen von der Bound Con IX
BoundCon IXDa ich vom Stammtisch bzw. dem Brunch hörte, das sich einige auch mit dem Gedanken trugen, auf die BoundCon IX nach München zu fahren, sich die Pläne aber häufig nicht erfüllten, möchte ich die Gelegenheit nutzen, den interessierten Lesern kurz meine Impressionen von der BC IX zu schildern.
http://www.boundcon.com/index.php
Die Anreise von Bremen nach München war mit dem Wagen „erwartungsgemäß“, am Folgetag das Gelände zu finden dank Navi völlig problemlos. Leider sprang die Dame, die sich über die Mitfahrzentrale angemeldet hatte knappe 10 Stunden vor der Abfahrt ab sodass die Fahrt solo bestritten werden musste, was bei 750 km mir sicher keinen grünen Daumen einbringt. Muss eben wieder für den CO2 Fortspringt gespendet werden. Das Zenith, der Veranstaltungsort, ist ein ziemlich großes Areal. Auf dem ehemaligen Industriegelände finden sich mehr als genug Parkplätze. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Schwabing ist ebenfalls kein Problem, und wahrscheinlich ökologisch sinnvoller.
Am Eingang gibt’s entweder den obligatorischen Stempel, oder das passende „All-Inklusive“ Armbändchen für die VIP Gäste. Eben noch an der Garderobe eingecheckt und los geht’s für die ersten Eindrücke und den ersten entspannten Rundgang.
Die BoundCon ist ein Shopping Paradies. Das kann ganz klar festgestellt werden. Es finden sich sehr viele Stände der verschiedensten Anbieter, deren Anzeigen man aus den Schlagzeilen kennt, oder Internetshops, oder Produkte, die man mal in Anzeige gesehen hatte. Schön ist es, die Auswahl, die man sonst nur aus dem Internet kennt, mal wirklich in den Händen zu halten und nicht bestellen zu müssen, um Sie dann bei Nichtgefallen wieder zurück zu schicken. Hier war es besonders schön mal sehr exklusive Peitschen von peitschenhandel.de bzw. deren Importeur „Russian Whips“ in der Hand zu halten (250 Euro und mehr) und diese tatsächlich mit deutlich geringerer Qualität zu vergleichen und den Unterschied zu erfühlen. Oder einmal die teuren, aber sehr, sehr schönen Zwangsjacken von McHurt an zu legen. Dies war prinzipiell bei allen Ständen und allen Produkten möglich.
Das Stöbern in den unterschiedlichen Ständen machte viel Freude und hin und wieder viel der Blick dann mal auf Neuigkeiten, die man so noch nicht kannte. Und diese zu entdecken, macht eben den Reiz einer solchen Messe aus.
Darüber gab es noch die klassischen „Info“ Stände der Schlagzeilen, der Sklavenzentrale, der BDSM Jugend, etc., gerade für „Neue“ sicherlich ein interessanter Anlaufpunkt, um sich zu informieren.
Überhaupt, es war eine sehr relaxte und offene Atmosphäre, in typischer Art und weise gelöst vom Druck des Alltags. Einen strengen Dresscode gab es nicht, Strassenkleidung gab es genau so zu sehen, wie wirklich sehr ausgefallene Kostüme (ein Deva / Cyber Engel mit schwarzen Flügeln von 3 Meter Spannweite, eine Dreiergruppe Hunde / Petplayer in vollem Latex Outfit in ihrem Körbchen, Wildschweine und viele mehr). Dem entsprechend war für alle etwas dabei und nackte Haut, gab es ebenfalls allenthalben, in den szenetypischen Outfits, LackLederLatex, in allen Variationen.
Ein gewichtiger Schwerpunkt ist aber, wie der Name sagt, der Bondage Part. Hierzu gab es eine große Hauptbühne mit sehr schönen Vorführungen, ebenfalls von nicht ganz selbst erstgemeinten, qualitativ hochwertigen Vorführungen von „FastRope“ - einer Bondage Darbietung zwischem dem Joker und Catwoman - , bis hin zu einem fantastischen, unendlich erotischem klassischem Shibari von Kinoko Hajime.
An vielen Ständen gab es dann ebenfalls, fast rund um die Uhr, Bondage Darbietungen in verschiedenen Formen. Bondage am Boden, stehend, bis zur Full Suspension. Ein freundlicher, offener Kontakt, war immer möglich, keine abgehobene Distanz. Besonders gefreut hat mich hier der kleine Chat mit MaestroBD vom Bondage Management aus Italien, die an der Übersetzung eines tollen Bondage Handbuchs arbeiten, welches bisher nur auf italienisch verfügbar ist.
Eine zweite, kleiner Bühne, am gegenüberliegenden Ende der Halle, hatte Ihre eigene Timetable, abseits der Haupt-Acts, aber keineswegs weniger interessant. Sehr nett war die Idee der „Bondage Challenge“ auf einer weiteren festen Bühne: Der Rigger hat 15 Minuten Zeit, sein Bunny entsprechend zu verschnüren, welches dann ebenfalls 15 Minuten Zeit bekommt, sich zu befreien. Dort dann den geübten Händen, z. B. von Lew Rubens zuzusehen, oder Claire Adams zu beobachten, wie flexibel die Kleine tatsächlich ist, ist schon sehr amüsant und lehrreich.
Im Rahmen dieser „offiziellen“ Darbietungen wurde sehr reichlich fotografiert, viele Besucher reisen wohl auch direkt mit dem Hauptaugenmerk darauf an. Das führt dann, wie bei der Darbietung von Kinoko Hajime dazu, das man sich schon 30 Minuten früher einfinden sollte, um noch gut sehen zu können. Ungefragt fotografiert wurde nicht, was sehr angenehm gewesen ist.
Das Essen in Form von Snacks, Chilli, Kaffee, einem ordentlichen Leberkäs, Frikadelle, Currywurst bewegte sich alles in einem sehr moderaten Rahmen und den üblichen Preisen, nur der Kaffee war ... naja... manches verdient das Wort eben nicht.
Öffentliches „Play“ gab es auch, manche Subs konnten es aber auch einfach nicht lassen, im Angesicht so vieler schöner Spielzeuge zu betteln oder zuprovozieren. Die Konsequenzen wurden dann entsprechend getragen. Nur um den Stand von „Russian Whips“ war es meist erstaunlich ruhig... Echte und dafür speziell eingerichtete, Spieltstaionen gab es keine in der normalen Halle, außer einigen Ringen nahe der Sanitären Einrichtungen, zum parken.
Über den VIP Bereich und das Preis Leistungsverhältnis der Tickets, sowie die Custom Shoots, kann ich nicht berichten, vielleicht im nächsten Jahr. Die Erfahrungen aus der „offiziellen“ Party von Sub Rosa Dictum sind am besten dort direkt zu erfahren, da mir diese heuer ebenfalls verwehrt blieb. Der Abend endete trotzdem zu meiner vollsten Zufriedenheit.
http://www.subrosadictum.de/
Insgesamt ist München allein schon eine Reise wert. In Verbindung mit der BoundCon und auch der dazugehörigen Party, werde ich im kommenden Jahr ganz sicher wieder dort sein. Es ist eine sehr schöner Anlass, sehr viele Impressionen und Ideen mit zu nehmen, auf neue Produkte zu stoßen, auf neue Shops und Menschen aufmerksam zu werden und sehr informative, freundliche und aufgeschlossene Gespräche zu führen, ganz egal, wie „tief“ man schon in der Szene steckt. Und die „alten Hasen“ finden es bestimmt einen perfekten Anlass um bereits lange Bekannte wieder zu treffen. Nach acht Stunden hatte ich dann genug gesehen, erfahren, geredet und vor allem mein selbst gestecktes Limit des Portemonnaie praktisch erschöpft.
Ich bin, für meinen Teil, sehr zufrieden mit der gesamten Veranstaltung und freue mich schon auf das kommende Jahr.