@*******chen
Was die Dosierung anbelangt bin ich ganz bei
@********er75
„die Termine sind eine gute
Idee, momentan, nachdem ich das Gefühl habe er hört mich nicht, will ich vielleicht zu oft zu diesem Thema.
Was schwierige Beziehungsgespräche anbelangt, kam ich mit einem früheren Partner vor vielen Jahren auf ein Kerzenritual. Das hat ihm geholfen, so ganz allgemein den (Erwartungs-)Druck aus den Gesprächen zu nehmen.
Ausgangssituation
Seien wir ehrlich: Wir Frauen machen uns bei schwierigen Themen die unsere Partnerschaft betreffen echt ausführliche Gedanken, was wir wie und wann am Besten mit unserem Manne besprechen wollen.
Manchmal tragen wir ein Thema wochenlang mit uns herum.
Besprechen es mal mit dieser mal mit jener Freundin.
Da fällt es uns ja auch leichter über all die Dinge zu sprechen. Schließlich ist die Freundin meist recht unbefangen. Unser Beziehungsthema betrifft nicht direkt ihr Leben. Sie kann sich also leicht in mich und meine Lage hineinversetzen... und mir dabei helfen mich selbst zu sortieren und meine Bedürfnisse und Werte.
Dann sprechen wir Frauen (viele) eben dieses Thema endlich in Gegenwart unseres Partners an und erwarten möglichst rasch seine Stellungnahme dazu. Am liebsten gestern.
Wie realistisch ist das?
Für ihn ist das Thema ganz neu. Wie gut sortiert kann er da sein? Es betrifft ihn und sein Leben doch direkt.
Ad hoc gab er mir ein paar widersprüchliche Antworten und dann schwieg er. - "OK. Du brauchst Zeit, darüber nachzudenken. Nimm sie dir. Aber lass uns nächste Woche noch mal drüber sprechen."
Bis dahin...
Fast bei jeder Begegnung hatte er Angst, dass ich jetzt womöglich das Thema erneut anspreche. Weiterbohre. Noch mehr aufwühlende Fragen stelle. Er hatte noch nicht einmal eine Antwort auf die bisherigen Fragen. Musste sich, seine Gefühle, Bedürfnisse und Werte erst mal selbst sortieren. Was ist ihm in der Situation das Wichtigste? Er wusste es noch nicht. Der Kontakt mit mir machte ihm Stress und er ging mir lieber aus dem Weg oder verschloss sich bei Kontakten innerlich immer mehr.
Sein Verhalten hatte viel mit dem Verhalten seiner Ex zu tun. Die hatte ihn immer Nonstop belagert, um endlich irgendeine Antwort aus ihm raus zu quetschen.
So war ich nicht. (Jedenfalls nicht bei ihm. Meine ersten Ex hatten so ein Drängeln von mir abbekommen. Inzwischen hatte ich mir das abgewöhnt. Doch Karma ist 'ne Bitch.)
Aber seine Ängste wirkten wie eine Selbsterfüllende Prophezeihung.
Hätte er in vielen alltäglichen Situationen nicht so merkwürdig reagiert, hätte ich nicht angenommen, dass er mir jetzt was Wichtiges sagen will und ihn so angeguckt als ob.
Dieses "wie ich ihn angucke" hatte völlig ausgereicht, dass er sich in seiner Angst bestätigt und ebenso bedrängt fühlte wie von seiner Ex.
Er wich mir umso mehr aus und verschloss sich immer mehr.
Das wiederum machte mich verrückt. Warum war all die Leichtigkeit plötzlich aus unserer Beziehung verschwunden? Da schien immer weniger im Fluss zu sein. Die Sache musste ihn übelst beschäftigen, oder? - Viel Schlimmer als gedacht.
Ich versuchte seine bisherigen Aussagen, die die ihm aus dem Stehgreif eingefallen waren, richtig zu deuten (wie ein Orakel). Das war alles so widersprüchlich. Was wollte er wirklich? Irgendwas machte ihm doch übelst zu schaffen. Was? Ja was nur?
Das Kerzenritual
Deswegen erfanden mein früherer Partner und ich das Kerzenritual.
Wir wählten zusammen eine dicke Stumpenkerze aus. Die kam in ein Schrankfach, das wir selten öffneten. Wenn einer die Kerze rausholte und anzündete, hieß das "Beziehungsgespräch". Derjenige, der die Kerze anzündete, trug sein Anliegen vor. Der andere stellte erst mal nur Verständnisfragen. Wenn er adhoc eine Antwort auf das Anliegen des Kerzenanzünders hatte, dann ging das Gespräch weiter. Aber jeder von beiden hatte das Recht, jederzeit die Kerze auszublasen. Ohne weitere Erklärungen. Das Gespräch war damit beendet. Eine Rechtfertigung war dafür nicht nötig. (Die hatte seine Ex immer von ihm gefordert. Aber das wollten wir beide nicht.
Als er das erste Mal die Kerze ausbließ, lächelte ich ihn an und sagte: "Gut gemacht.", und gab ihm einen Kuss. Und er: "Wow, so einfach kann das sein?" - "Jepp. So einfach."
Wie auch immer... er brauchte die positive Bestätigung für seine Verhaltensänderung und ich gab sie ihm, bis es lief.)
Es bestand die Abmachung:
Wer die Kerze ausgeblasen hat, holt sie innerhalb von 14 Tagen wieder hervor und zündet sie erneut an. Und wenn derjenige bis dahin keinen festen Standpunkt gefunden/ endgültiges Ergebnis hat, sondern nur von seinen vorläufigen Zwischenstand berichten kann. - Gut. Dann sprechen wir über das vorläufige Ergebnis. Bis dahin kann derjenige, der die Kerze ausgeblasen hat, diese auch einfach hervorholen, um noch die ein oder andere Verständnisfrage zu stellen. Einfach so. Ohne Zwischenbericht oder Gespräch über das Thema.
Meist waren es nur wenige Tage bis das Gespräch weiterging. Und viele kleinere Beziehungsfragen bekamen wir auch direkt beim ersten Anzünden der Kerze geklärt. Aber das Kerzenritual half uns:
1. Es half insofern, dass wir die Zeit dazwischen trotzdem unbeschwert miteinander genießen konnten. Seine Angst "vorm Erwartungsdruck" verschwand mit der Zeit. Und ich konnte ihn in alltäglichen Situationen fragend anschauen, ohne dass er an das offene Beziehungsthema dachte.
2. Wir kommunizierten viel weniger unausgegorenen Scheiß. Wir ersparten uns halbgare Antworten aus dem Stehgreif und faule Kompromisse sowie die Neuverhandlung der nicht lebbaren faulen Kompromisse (Stichwort: Dauerbrenner).
3. Dadurch, dass wir langsamer voran schritten und uns Zeit fürs Nachdenken nahmen und gaben, konnten wir grundsätzliche Beziehungsfragen wesentlich rascher klären.
Und eines Tages brauchten wir die Kerze gar nicht mehr. Wir erkannten an der Mimik, wann Beziehungsgespräch war. Und ein deutliches Ausatmen (ehemals Auspusten der Kerze) beendete das Gespräch vorläufig (im Vertrauen darauf, dass es weitergeführt wird).
Nur so als Inspiration, wie man auch "eine fruchtbare Kommunikation - ohne Belagerungszustand" aufbauen kann. Andere vereinbaren lieber regelmäßige Termine für Beziehungsfragen. Schaut, was für euch stimmig ist.