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Aber mir fällt gerade eins auf, ich hab eine Frage überlesen und nicht beantwortet, ob man den Monogamen Zahn ziehen kann.
Das möchte ich mit klarem Ja beantworten. Ich hab ihn mir selbst gezogen, mein Mann musste ihn sich ziehen, mein Freund ebenfalls.
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Daria,
danke für deine Worte.
Diese hier herauskopierten sind mir die wichtigen.
Klar ist, dass es Lebensabschnitte und Situationen gibt, die man nicht häufiger durchmachen möchte.
Meine Frau und ich haben diesen Zahn abgelegt, ohne ihn ziehen zu müssen - eher durch Zufall.
Aber es ist eben doch schön zu lesen, dass es auch "erlernbar" ist, wenn denn der Wille da ist.
Hier möchte ich die Brücke zum Ursprungsthema schlagen und diesen Aspekt noch mal genauer beleuchten.
Ich glaube, es ist eher wie mit der Bisexualität bzw. Homosexualität. In einem Umfeld, in dem Heterosexualität die Norm ist, wachsen Menschen mitunter auf und halten sich einfach für heterosexuell. Diesen Menschen kann man den "heterosexuellen Zahn" ziehen, wenn sie mit den richtigen Situationen konfrontiert werden. Das erschüttert dann etwas das Selbstbild, und danach sind sie plötzlich bisexuell oder homosexuell und erleben das als viel richtiger als den vorigen Zustand.
Es gibt aber auch Menschen, bei denen das nicht geht. Die sind auf ein Geschlecht festgelegt. Man hat inzwischen sogar festgestellt, dass es ein bestimmtes Gen gibt, das das festzulegen scheint: Wer es hat, sagt in wissenschaftlichen Umfragen, dass man sich nicht vorstellen könnte, ernsthaft mit dem nichtfavorisierten Geschlecht Sex zu haben. Das gleiche Gen hat diese Wirkung übrigens sowohl bei Homosexuellen wie auch bei Heterosexuellen. Wer es hat, ist festgelegt auf ein Geschlecht, damit sich untenrum was regt.
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Mit Viel-Liebe in der einen oder anderen Form ist es nach meinen Beobachtungen ähnlich. Wer "eigentlich" durchaus dafür geeignet ist, im passenden Umfeld, kann durch Erlebnisse dahingebracht werden, das zu erkennen. Oder weil er/sie/they sich immer wieder in mehrere Personen parallel verliebt.
Es gibt aber auch Menschen, die das weder können noch wollen. Die auch mit viel Reflexion, passenden Gelegenheiten, innerer Reife und persönlichem Wachstum immer wieder feststellen: Sorry, ich bin mono, ich kann und will nur eine Person lieben, und ich will von meinem Gegenüber in ähnlicher Weise zurückgeliebt werden. Wenn mein Gegenüber poly ist, kann es mir diese Art von Band nicht geben.
Das habe ich auf recht bittere Weise lernen müssen und später in Gesprächen mit monoamoren Freund:innen bestätigt bekommen. Viele Menschen sind monoamor und für die ist das vollkommen richtig, und alles andere wäre eine Verformung.
Wenn du also mit deiner potenziellen Freundin und deiner Frau nach dem Weg suchst, dann behalte das am besten im Hinterkopf
. Vielleicht ist die potenzielle Freundin jemand, der in eine Poly-Form hineinwachsen kann, weil es in ihr angelegt ist. Aber es ist tatsächlich auch möglich, dass sie monoamor ist.
In einem solchen Fall würde ich vermutlich diese Beobachtung von mir genau so beschreiben. Dass es solche und solche gibt. Und erklären, dass ich gern bereit bin, im Fall eines Hineinwachsens all den Schutz und Halt und die Wärme zu geben, die es dafür braucht - aber dass es für mich auch ein Teil des Respekts ist, in Erwägung zu ziehen, dass mein Gegenüber wirklich monoamor ist. Dass mein Gegenüber das für sich gründlich prüfen soll. Und wenn mono, dann ... Dann ein respekt- und liebevolles Lebwohl.
Also, du wirst es sicher nicht genau so machen, wie ich es täte
Aber das sind so meine Überlegungen dazu.