Fräulein Schneider, Teil 3: Rezidiv oder Srcewball-Komödie?
Fräulein Schneider, Teil 3: Rezidiv oder Screwball-Kömödie?„Frau Schneider, Sie haben sehr gute Arbeit geleistet und noch einige Zusatzaufgaben übernommen, seit unserer, seit wir...mhhh, seit unserer...Aussprache vor zwei Wochen.“
„Nächste Woche sind die Personaldurchsprachen, die Sie so sehr fürchten - fürchteten. Ich habe Ihren „Personalprofil- und Leistungsbogen“ bereits ausgefüllt und an die Personalabteilung schicken lassen.“
„Ich weiß, Sie baten mich selbst darum, dies zu tun“ stellt sie sachlich fest.
„Soll ich Sie bitten, die Unterlagen zurück zu holen und durch diese zu ersetzen?“
Ich lege ihr ein Stück Papier mit meinen handschriftlichen Notizen auf den Schreibtisch.
Sie liest, beißt sich verlegen auf die Unterlippe, wie sie es tut, wenn sie sich ertappt fühlt.
„Wollen Sie Ihren Untergangsbericht selbst tippen und persönlich beim Ihrem Personalreferenten vorbei bringen?“
„...persönlich vorbei bringen, selbst tippen?“, flüstert sie und steht von nun an so steif da, wie ein geräucherter Stockfisch. Kein Ton kommt ihr über die Lippen. Sie steht nur da im Stillgestanden und wartet ab.
Sie leitet das Spiel, wir schauen uns in die Augen, und wer als erster blinzelt, hat verloren, ein.
Ich erhebe mich von meinem Schreibtisch, steche ihr mit meinem routinierten, durchdringenden Blick durch ihre Augen. Das kann ich sehr gut. Funktioniert immer. Normalerweise. Nicht bei ihr. Null Reaktion ihrerseits.
Trübe Erkenntnis meinerseits: Ich werde dieses Spiel, wir schauen und in die Augen, gegen sie verlieren.
Ich gebe mich ungehalten und spreche mit strengem, leicht unsicherem Ton:
„Also was nun, Frau Schneider, fast zwei Wochen lang ist Ihre Arbeit perfekt, pünktlich, also nach unserem, ja, Sie wissen schon, nach unserer Korrektur, die Sie vorgeschlagen haben. Ich wiederhole mich. Und nun das hier.“
Ich knalle ihr noch ein paar Blätter auf den Schreibtisch. „Tipp-Ex , wer benutzt denn heute noch so was in einem Geschäftsbrief?“
Sie lässt sich nicht beirren. Steht steif und starr, starrt mich steif an. Sie versucht mit dieser unbeugsamen Passivität wieder die Führung zu übernehmen. Ich kann mir das nicht gefallen lassen, aber es wäre ein großer Fehler, diese – zugegebener Maßen auch für mich reizvollen - Pattsituation mit Gewalt zu sprengen.
Übersprunghandlung, meinerseits:
Ich lasse Sie im Regen stehen. Ich nehme das kleine Gießkännchen vom Fensterbrett und beginne mit meinen Pflanzen im Büro zu sprechen: „Ich habe euch ganz schön vernachlässigt. Was ist los? Zuviel Wasser? Zu wenig? Kein Dünger? Zuviel davon? Ich habe dafür kein Händchen. Den Blumendienst aus der Gärtnerei mussten wir aus Kostengründen leider kündigen. So wie es aussieht, werdet ihr bei meiner Pflege nicht lange überleben. Ich werde euch in eine gute Obhut übergeben. Ich verschenke euch.“
Ich gieße ein bisschen hier, ein bisschen da und höre: „Ich möchte das gern tun. Dann können Sie die Pflanzen behalten. Es wäre kahl und unfreundlich ohne, Ihr Büro. Geben Sie Ihr Grün in meine Obhut!“
Sie taut auf.
„Sie, Sie Fräulein Schneider, wollen diese Aufgabe übernehmen? Sie schaffen es ja nicht einmal...“
Wir sind wieder auf dem Spielplatz angelangt.
„...doch ich schaffe es. Ganz sicher.“
Sie schaut nicht mehr aus, wie ein geräucherter Fisch. Der Stock ist aus ihrem Kreuz verschwunden. Sie sprudelt vor Leben.
„Ich schaffe es, alles. Alles. Und helfe Ihnen gern. Und den Pflanzen.“
Wir stieren uns an. Mir schwant, was auf mich zukommt.
Will ich das, was nun kommt? Die Antwort ist einfach: Ja.
Darf ich das als ihr Chef? Die Antwort ist auch einfach: Nein.
Tue ich das? Die Antwort ist...
„Wissen Sie, das hat schon geholfen vor kurzem. Doch es kommt immer wieder. Es schleicht sich ein, in meinem ganzen Körper. In meinem ganzen Wesen. Ich werde ganz fahrig und kann mich nicht konzentrieren. So passieren dann die Fehler. Sie können mir helfen“
„Ich, was habe ich damit zu tun?“, heuchle ich nicht besonders gekonnt, wie mir ihr vor Überlegenheit signalisierendes Lächeln bekundet.
„Vorbeugen, vorbeugen ist besser als heilen.“ Sie beißt sich wie eine unschuldige tuende Schülerin auf die Unterlippe. „Sagten Sie nicht so was auf der letzten Betriebsversammlung? Vorbeugende Wartung! Für unsere teuren Betriebsmittel.“
Vorbeugend, Wartung. Begriffe, die ich vergebens unseren Führungskräften verinnerlichen will. Bei meinem Fräulein Schneider sind diese jedenfalls angekommen. Leider kann ich das was dann passiert mit ihr und mir nicht auf der Betriebsversammlung als vorbildliches Beispiel bringen.
Ich muss schmunzeln, als mir dieser Redefetzen in den Kopf schießt:
„Ich möchte Ihnen ein gutes Beispiel vorführen. Fräulein Schneiders geröteten Po. Wird dieser vorbeugend gewartet, arbeitet unsere Kollegin präzise, vorausschauend und fehlerfrei. Die erfolgreiche Wartung erkennen Sie bei diesem Beispiel an der glühenden Röte ihrer Apfelbäckchen...“
„Wir haben schon einen Termin dafür.“ Sie reißt mich aus meinen Gedanken.
„Morgen Nachmittag, 16:30 Uhr. Vorbeugend! Wartung! Niemals mehr Probleme mit mir. Wenn Sie es regelmäßig tun“, sagt sie lockend.
„Bei Ihnen.“
„Zu Hause!“
Ich zögere.
Sie schiebt nach: „Warum nur bei Maschinen vorbeugen? Sind Mitarbeiter nicht wichtiger?“
Prinzipiell hat sich recht.
Wieder plagt mich:
Will ich das, was nun kommt? Die Antwort ist einfach: Ja.
Darf ich das als ihr Chef? Die Antwort ist auch einfach: Nein.
Tue ich das? Die Antwort ist...
„...Ja.“
Ich versuche mich zu fassen. „Ziehen Sie passende Kleidung an! Blütenweiße Jeans und vorbeugende Wartung passen nicht zueinander“, nuschle ich mit größter Konzentration.
„Ach, noch was: für Morgen Nachmittag habe ich alle Termine abgesagt. Sie können schon gegen 14:00 Uhr gehen.“
...und alles vorbereiten bis zum Termin ergänze ich gedanklich.
„Sie werden verstehen, dass ich bis dahin keine wichtigen Aufgaben mehr erledigen kann. Zu viele Fehler schlichen sich ein. Kann ja auch nicht anders sein: der Zeitpunkt für die Wartung ist ja schon ein paar Tage abgelaufen. Ich nehme mir den Rest des Tages und den ganzen morgigen Tag frei.“ Sie führt schon wieder keck und offensiv. Sie ist so anders. Sie verschwindet aus meinem Büro. Es gefällt mir.
In einem geschnürten Trenchcoat, der ihre Taille betont, kommt Sie zurück, kramt die Papiere zusammen, die ich ihr auf den Schreibtisch geknallt habe und bemerkt: „Ich nehme die an mich. Nicht dass die noch in die falschen Hände gelangen.“ „Oh, ich hätte Sie fragen sollen. Tut mir leid.“ Aber dafür haben wir ja das.“ Sie geht zu meinem Schreibtisch, zieht die unterste Schublade heraus und hält triumphierend das Plastiklineal in die Luft.
Ich wunderte mich, dass Sie es versäumte, mir dabei ihren Knack-Po zu präsentieren. Dafür schielt sie mich von der Seite an, hebt ihre Wange und zeigt mir so das Profil des Gesichtes. Sie dreht sich zu mir, atmet tief ein und aus und lenkt meine Aufmerksamkeit auf ihren wogenden Busen, der immer streng gefangen und verborgen ist, seit ich sie kenne.
Was haben diese Gesten denn zu bedeuten?
Sie verschwindet mit Hüftschwung. Also doch noch den Po in Szene gesetzt. Wie soll ich mich jetzt noch konzentrieren, Fräulein? Sie können was erwarten, das ist versprochen.
Nächster Tag. 16:30 Uhr: Es klingelt...
BlackEroticHats 07.12.2017