Mitfühlen kann ich und tue ich. Aber Mitleid? Sorry, nein.
Müssen andere Mannschaften die Brasilianische wegen des Zustandes der sozialen Schieflage ihres Landes und der Empfindsamkeit der Volksseele, und vielleicht wegen des Schocks, ihren mit Abstand besten Spieler verloren zu haben, mit Samthandschuhen anfassen? Ich glaube auch nicht, dass das Ergebnis etwas mit mangelndem Respekt zu tun hatte. Nach dem erkämpften 1:0 haben sich die deutschen Spieler in einen Rausch gespielt, das war zu spüren, nicht nur dem Ergebnis nach, sondern von der Art. Aber auch beflügelt durch die plötzliche Körperlosigkeit der Brasilianer.
Man hat es der ganzen Mannschaft, vom Trainer bis zu jedem Spieler nach dem Spiel angemerkt: Explosive Freude ist etwas anderes. Die wäre sicher nach einem erkämpften 2:1 ganz anders da gewesen. Aber kann man sich nicht einfach dennoch begeistern für das Spiel, das Ergebnis, auch in dieser Höhe?
Ganz ehrlich: wenn etwas meine Begeisterung gedämpft hat, dann waren es die Nachrichten aus Israel in der Halbzeitpause, nicht die Befindlichkeit der Brasilianer.
So sind wir aus dem kleinen Börrstadt hinaus in die weite Welt gereist - aber zum Glück finden wir bald wieder dorthin zurück, und das ganz real, mit Sub- und Domköfferchen und -täschchen, entblößter Tanzlust, gut gefüllten Kühlschränken, einer Kollektion von Kaffeemaschinen, sangeswütigem Troubadix und freudig erregtem Gemüt...
Bin auf die an die Stämme gebunden Brasilianer gespannt - können wir auch ein paar Brasilianerinnen dazubinden?