Nachdem das Thema Bewerbungsgespräch bzw. der Vergleich damit offensichtlich einen Punkt getroffen hat... Ich bin nicht sicher wie ihr bei Bewerbungsgesprächen seid. Ich für meinen Teil bin da inzwischen extrem ehrlich.
Anbiedern und erzählen was man meint, dass das Gegenüber hören will, wie es in entsprechenden Ratgebern und Trainings immer wieder empfohlen wird, tue ich schon lange nicht mehr. Ich bin gut in dem was ich tue, habe einen Arsch voll Qualifikationen, Belobigungen, Arbeitszeugnissen usw. die diese Aussage stützen. Und immer wenn ich meine Bewerbungsunterlagen lese bin ich beeindruckt was ich (lt. dem Papier) alles kann und weiß.
In gewissem Maße kann ich mir also die Jobs aussuchen. Welchen Grund hätte ich da unehrlich zu sein?
Passender Weise hatte ich gerade erst drei Gespräche. Beim ersten lief es ganz gut, das Objekt wirkte (zu dem Zeitpunkt) interessant und ich habe klar gesagt, dass ich mich (zu dem Zeitpunkt) nur auf diese eine Stelle beworben hatte, weil diese mir zusagte. Ebenso klar habe ich gesagt, dass ich Interesse an der Stelle habe aber dennoch nicht darauf angewiesen bin.
Man wollte mich aber ich habe (aus verschiedenen Gründen) doch abgelehnt. Unter anderem, weil die Konditionen dann nicht waren wir erwartet / angenommen....
Bei einem zweiten Gespräch (mit dem Bereichsleiter) wurden meine Beweggründe gar nicht thematisiert. Dass die Voraussetzungen passen war ja auf Grund des Papiers klar. Also wurde mir ein Angebot gemacht und klargestellt, dass man mich auf mehreren Objekten einweisen würde, um die dortige Leitung um Krankheits- und Urlaubsfall vertreten zu können.
Großes Unternehmen, bundesweit tätig. Und von Anfang an klar, dass ich nur "einer von vielen", wenn auch auf einer Führungseben, bin / sein würde. Hey, ich bin Poly. Ich komme damit klar...
Und bei einem dritten Gespräch wurde von Anfang an mit offenen Karten gespielt und auf persönlicher Ebene kommuniziert. Es wurde vom Unternehmen gleich auf den Tisch gelegt, dass Mitarbeitende dort wichtig sind und was man von den Führungskräften auch in Hinsicht auf die Fürsorge für Mitarbeitende erwartet. Genau so wurde gleich klar gemacht welches Verhalten man nicht duldet.
Im Gegenzug wurde ich gefragt wie ich Dinge sehe, was ich erwarte und was für mich Dinge sind, die mir wichtig sind oder die gar nicht gehen.
Zu den Gehaltsvorstellungen hieß es, dass ich die doch schriftlich einreichen möge. Und spätestens als ich sagte, dass wir da auch direkt drüber sprechen können, weil ich klare Fronten mag, hat es wohl bei uns gefunkt.
Dafür wurde gleich klargestellt, dass es beim ersten Date nicht in die Kiste geht und vor Ort kein Arbeitsvertrag geschlossen wird, sondern beide Seiten erst noch einmal das ganze reflektieren und überdenken sollen.
Das war letzte Woche Freitag. Dienstag habe ich angerufen, mein Interesse bekundet und zuvor noch nie einen Personaler so glücklich / freudig über eine Zusage erlebt. Ich glaube es ist die große Liebe. Wir wollen nach den Feiertagen besprechen wie unsere Beziehung aussehen könnte.
Aber Hey, auch wenn das Date nichts geworden wäre, gab es dort wenigstens direkt nen Kaffee.
Ich weiß, dass sicher nicht alle Bewerbungsgespräche so laufen, dass diese Art von Auftritt nicht für jede*n passend / authentisch wäre und gute 10 Jahre war ich auch deutlich anders. Aber es funktioniert, wenn es authentisch ist, auch auf dieser Schiene, sowohl im Dating als auch im Job.
Und ehrlicher Weise habe ich die Jahre zuvor selbst häufig Einstellungsgespräche geführt... Ich habe häufig gemerkt, dass Antworten oder Aussagen eher waren, weil die Menschen der Meinung waren, dass man dies erwarten würde, als dass es wirklich ehrlich gemeint war.
Wenn ich als Kerl es schon in einem Bewerbungsgespräch merke, bei dem ich selbst null emotional war, weil es eben nicht um meine Person / meine Zukunft ging... Dann würde es mich doch sehr wundern, wenn (viele) Frauen nicht merken würden, wenn Dinge eben nur gesagt werden, weil man denkt, dass sie es hören wollen oder eben Aussagen nicht so werten wie sie gemeint sind, weil sie selbst andere Interessen / Gefühle haben.