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Um den Bogen zum EP zu machen: Es geht darum, ein gutes Gefühl zu haben und denjenigen Dingen, die negativ sind und uns schlecht fühlen lassen, die Bedeutung zu nehmen. Das heisst ausdrücklich nicht, zu vergessen - aber es heisst, Dinge stehen zu lassen und sich auf das zu fokussieren, das einem gut tut.
Ist das einfach? Nein.
Dies, in radikaler Form gedacht, halte ich für keinen hilfreichen Weg.
Es sei denn, ich habe stets ein verlässlich-sichereres Gespür für das was mir gut tut.
Ich versuche das tatsächlich, stelle aber immer wieder fest, dass von mir als unangenehm Empfundenes, dessen Auslöser die Interaktion mit anderen Menschen ist, eben nicht die Schuld des anderen Menschen, sondern meist ein Ergebnis unseres individuellen Miteinanders ist.
Körperlichkeiten oder Extremfälle in der Kommunikation nicht mit einbezogen. Ich bin absolut nicht der Meinung, dass alles was uns widerfährt, auch (mit)ursächlich in uns selbst liegt.
Das gute Gefühl ist ein verlockendes Ding. Aber: Vermeidung kann ja auch erstmal ein gutes, erleichterndes Gefühl machen. Beziehungsabbruch ebenso. Und so weiter.
Verletzungen die ich erfahren habe oder von denen ich weiß, dass sie in Verbindung mit mir hervorgerufen wurden, haben keinen relevanten Bezug zu BDSM gehabt.
Nach meiner Betrachtung KANN das auch gar nicht sein, weil das zwei völlig verschiedene Ebenen sind.
Ich kann verzeihen. Und vergeben. Auch mir selbst gegenüber. Ein größer werdendes Mosaiksteinchen auf dem Weg, ein oft zufriedenes Leben zu führen.
Rückblickend kenne ich aber auch Gefühle von Vergeltungswunsch und Zorn, denen ich nachgegangen bin; die sich gerecht angefühlt haben und es auch in der Rückschau noch tun.
An dieser Stelle bin ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll und so lasse ich das für mich vorerst so stehen.
Da Du mich zitierst, zitere ich zurück
Also für mich funktioniert es sehr gut, ein gutes von einem nicht so guten Gefühl zu unterscheiden, das ist für mich kein Hexenwerk, sondern einfach ein "In-mich-hineinhören". Gefühle sind für mich die Kommunikation des Unterbewusstseins mit meinem Verstand, und sie kommen aus dem Bauch - unserem zweiten Gehirn, das sehr viel mehr weiss als unser kognitives Wissen, das wir erlernt haben. Darum kann man ein Bauchgefühl auch nicht betrügen - es weiss tatsächlich besser, was uns gut tut und was nicht.
Wenn ein Beziehungsabbruch ein gutes Gefühl gibt - dann bin ich für Beziehungsabbruch. Wenn ich das nicht mit Anstand mache, gibt es mir ein schlechtes Gefühl - also bin ich bestrebt, es mit Anstand zu tun.
Natürlich funktionieren wir nicht isoliert von der Aussenwelt und Dinge passieren. Aber es gibt schon einen Grund, weshalb gewisse Leute ständig Angst vor etwas haben und ihnen genau das widerfährt, wovor sie sich fürchten, z.B. dass eine neue Beziehung nicht klappen wird, dass der andere Partner sie betrügen wird etc.
Mit dem Festhalten - und damit dem Nicht-Loslassen - der Schuldzuweisung oder der Ängste werden sie ihren Einfluss auf unser Leben kaum verlieren.