Wenn man das ganze einmal aus einem
betriebswirtschaftlichen Blick betrachtet, ergeben sich bestimmte Mindestwerte für ein angemessenes Honorar von ganz alleine:
Welche Kosten habe ich an der Backe für Praxis mit allem Drum und Dran, was so dazu gehört?
Welche Kosten habe ich für meine persönliche Absicherung (Rente, Krankenkasse, Haftpflicht usw.)
Wieviel brauche ich zum Leben, so daß es mir hinreichend gut geht.
Hinreichend gut bedeutet ja gerade in dem Job, so gut, daß ich genug in meiner Mitte bin, um Klienten Unterstützung bieten zu können.
Wieviele Stunden muss ich arbeiten, um genug zu verdienen,
wieviele Stunden kann ich arbeiten, so daß es mir auch gut dabei geht - ohne, daß ich mich aufrauche (siehe oben: geht es mir hinreichend gut?)
Wie viele Stunden will ich arbeiten?
Dabei Regenerationszeiten und Fortbildungszeiten mit einrechnen.
Stimmt mein eigener Energiehaushalt dabei, d.h. bekomme ich mindestens das zurück, was ich an Einsatz investiere?
(In einer Fortbildung erzählte z.B. eine Mitteilnehmerin, die Ihre Beratung für 25 € (!!!
) anbot, daß sie inzwischen merkt, daß ihr die Puste ausgeht, und sie sich ausgebrannt fühlt.)
Ganz wichtig auch: Halte ich den Zeitrahmen für eine Sitzung einigermaßen ein, oder stelle ich hinterher fest, daß aus 1 Stunde 3 geworden sind?
Fühlt sich hinterher immer irgendwie doof an.
Dies, und sicher noch ein paar weitere Aspekte müssten gegenübergestellt werden.
Dann ergibt sich in den meisten Fällen sicherlich ein Honorar, das in etwa 1€ pro Minute realistisch erscheinen läßt.
Und es gibt die Ebene der Selbstwertschätzung!
Ich habe die entsprechenden Lektionen bereits in meinem ersten selbstängdigen Beruf als Klavierbauer und Stimmer lernen müssen.
Eine lehrreichste Erfahrung dabei war:
Ich habe einen Kunden, der immer wegen des Preises herumgemeckert hat, und das, obwohl ich mich damals nie so recht getraut habe, einfach stumpf das in Zeitaufwand zu berechnen, was ich auch gearbeitet hatte.
Hat sich immer doof angefühlt, wenn ich da fertig war und mein vom Kunden genau abgezähltes Honorar kassiert hatte, irgendwie nicht wirklich wertgeschätzt.
(Und ich hatte MICH ja tatsächlich nicht wirklich wertgeschätzt!)
Irgendwann hatte ich mir dann gesagt: Schluss mit dem Ganzen hin und her.
Ich berechne genau nach Stundensatz und Zeitaufwand.
Das nächste Mal bei genau diesem Kunden habe ich das dann auch genau so gemacht.
Ergebnis: Derselbe Kunde bedankte sich überschwänglich für die Mühe und Zeit, die ich investiert hätte und hat mich seitdem nie ohne ein zusätzliches Trinkgeld verabschiedet.
Ich habe daraus gelernt, daß die Kunden, bzw. im Beraterberuf die Kunden dankbar sind, wenn Du Dich selbst wertschätzt. Dann fühlen sie sich auch gut aufgehoben.
Andernfalls passiert es einem schnell, daß man sich die Wertschätzung vom Kunden, bzw. Klienten wünscht. Statt eine Leistung zu bieten, möchte man etwas vom Klienten haben - nur eben nicht auf der Ebene, wo es eigentlich hingehört.
Die richtige und vom Klienten oder Kunden erwartete Ebene ist für eine Entlohnung einer Dienstleistung oder Beratung nun einmal die Finanzielle.