@*******i78
Die Frage ist für mich schwer zu beantworten, da ich diese Frauen privat nicht als hilfsbedürftig wahrnehme. Ich habe früh festgestellt, dass mich Frauen die man im weitesten Sinne als "normal weiblich" beschreiben könnte, als potentielle Partnerin nicht interessieren. Auf typisch weibliche Flirtmuster reagiere ich z.B. gar nicht, sie erreichen mich im Regelfall nicht.
Meine erste Partnerin war vor mir in einer lesbischen Beziehung und wirkte äusserlich so, wie man sich eine "Kampf-lesbe" vorstellt. Sie war auch älter als ich. Später hatten wir im Rahmen einer "Psycho-Drama-Paarberatung" uns in unserer Beziehung aufgestellt. Ich habe uns beide eher gleichberechtigt wahrgenommen, während sie sich mir gegenüber als minderwertig aufstellte. Darauf wäre ich vor dieser Beratung nie gekommen.
Ich bin selber mit eher untypischen Rollenvorbildern aufgewachsen, mir wurde durch meine Eltern nicht vermittelt, was typisch männlich oder typisch weiblich ist. Meine Mutter gehörte zu den ersten "Emma-Leserinnen". Bereits als Kind habe ich mich dadurch mit Feminismus beschäftigt. Eigentlich suchte ich von Beginn an eine gleichberechtigte Partnerin und musste immer wieder feststellen, dass Frauen in
der Zweibeziehung mit mir aber immer wieder in typisch-weibliche Rollenmuster verfallen und dann verlieren sie für mich an Attraktivität. Was natürlich stimmt ist, dass ich mich nicht in starke Frauen verliebe, sondern nur in "scheinbar starke". Wieso dass so ist? Vielleicht ist meine Mutter auch nur "scheinbar stark". Sie ist unehelich im Krieg geboren, ihr Vater war mit einer anderen Frau verheiratet und er hat sie auch nie als eigenes Kind angenommen und sie vor seiner Familie zeitlebens verleugnet. Die ersten Jahren ist sie von ihrer Grossmutter erzogen worden. Das diese nicht ihre Mutter ist, hat sie erst erfahren, als ihre Oma gestorben ist. Man kann also eine Selbstwertproblematik bei meiner Mutter vermuten.
Ich bin erst Sozialpädagoge und dann Therapeut geworden, um meine erste Partnerin zu verstehen (als ich sie kennen lernte war ich erfolgloser Musiker ohne Berufsperspektive). Aus meiner Sicht war ich mit einer starken, grossartigen Frau zusammen, die aber in der Beziehung zu mir immer schwächer und labiler wurde. Das habe ich damals nicht verstanden. Sie ist vor ca 12 Jahren gestorben, als ich meine spätere Ehefrau kennen lernte. Zwischen meiner früheren Partnerin und meiner ehemaligen Klientin gibt es einige Parallelen. Das ist offensichtlich. Ich glaube aber, sie ist zur Zeit so sehr mit sich selber beschäftigt, dass sie das worüber ich hier schreibe, nicht wahrnimmt. Ich war auch nie ihr Therapeut, sondern Leiter der Einrichtung in der sie lebte. Letzten Sommer habe ich dann den Verantwortungsbereich innerhalb meines Trägers gewechselt. Es gab seitdem nur noch sporadische berufliche Kontakte zu ihr, in Vertretungssituationen.
Ich denke es ist besser, wenn sie sich therapeutisch um ihre Themen mit ihren Therapeutinnen kümmert und ich die Verantwortung für mich und meine Familie übernehme. Manchmal gibt es auch einfache Antworten auf schwierige Fragen. Ich habe sie letzten Donnerstag gesehen, heute ist Montag und langsam geht es bei mir auch wieder.
Was mich nur wundert ist, was sie körperlich für Stürme in mir auslöst. Ich habe nur ganz kurz ihre Hand berührt, unabsichtlich, vollkommen undramatisch, auch für sie. In meinem Körper hat das aber ein Beben ausgelöst, das ist eher so wie andere hier im Joyclub einen Orgasmus beschreiben. Das ist glaube ich das, was mich so fasziniert. Ich kann mit hundert Frauen zusammen sein, auch in grösster intimer Nähe, und bei mir bewegt sich nichts, als ob ich asexuell bin. Und es gibt einige wenige Frauen, die verursachen Wirbelstürme in mir, selbst in alltäglichen Situationen. Bei der Arbeitskollegin in die ich mal verliebt war, hatte ich die Befürchtung ich würde sterben, sollte sie mich berühren. Zum Glück kam es nie dazu.
Ich gehe nicht davon aus, dass es zu einer missbräuchlichen Situation kommt. Aber deine Frage war hilfreich für mich.