Ich schleich hier ewig um diesen Thread herum und tu mich ein bißchen schwer, hier zu schreiben.
Schließlich ist das ja ein Forum für Berater - und nicht für Beratung
Somit versuche ich mein Schreiben nicht nach Hilferuf aussehen zu lassen
:
Ich war mein Leben lang sexuell sehr aktiv und habe es genossen, mich auszuleben.
Durch meinen Beruf in der Sexarbeit hatte ich anfangs einen sehr großen Spielraum, Dinge auszuprobieren; später dann wurde der Rahmen kleiner - auch weil ich mich selbst immer besser kannte; mich besser äußern konnte und selektiver wurde.
In Zeiten "normaler Arbeit" ging ich alleine in Swingerclubs oder suchte mir aktiv im Alltag mögliche "Spaß-Partner".
Ich war mit mir im Reinen; fühlte mich als Frau und fand es für mich persönlich normal, wie ich lebte und liebte.
Ich war offen, sehr tolerant, neugierig und lebensfroh.
Zumindest im Großen und Ganzen.
Oft machte ich die Erfahrung, dass Frauen mich als "Bedrohung" sahen.
Dass sie vielleicht auch neidisch waren oder mißgünstig.
Frauen sprachen oft und gerne von "unnormal", wenn das Thema aufkam.
Auch Männer waren oft überfordert - für ab und zu war das sicher spannend. Aber eine Beziehung? Dann hätte er das womöglich alles "alleine" befriedigen müssen..... Aber "teilen" kam ja auch nicht in Frage..... Man hat ja einen "Anspruch" auf Treue....
Oder es begann die "Aufarbeitung meiner Vergangenheit" in welcher man diverse Begründungen für eine "Mutation meiner Sexualität" zu sehen glaubte.
Und nein, ich bin nicht irgendwelchen außergewöhnlichen Praktiken "verfallen" - ich erachte Berührung jedoch als etwas sehr existenzielles.
So setzt man sich als Frau mit großer Libido vermutlich mehrfach im Leben mit der Frage auseinander, ob das alles so stimmig ist, für sich selbst; mit Moral; mit Erwartungen und mit Wünschen....
Derzeit lebe ich seit vielen Jahren single-Dasein wieder in einer Beziehung.
Und ich habe nicht gut genug aufgepaßt - es ist mir vieles aus den Händen geglitten das mich ausmachte - aus Rücksicht; Verständnis; Geduld; .... für meinen Partner.
Es geht ihm auch darum, mir zu zeigen, dass Liebe auch andere Wege und Methoden hat, sich darzustellen, als Sexualität.
Was dazu führt, dass ich körperlichem Kontakt ziemlich den Rücken zugewandt hatte.
Ich mache derzeit eine sehr wichtige Selbsterfahrung für mein Leben.
Und vielleicht ist es auch gut einmal zu erleben, wie es sich anfühlt sich "aufzulösen" - und dann das dringende Bedürfnis wahrzunehmen, sich wieder zu sammeln.
Und es auch zu tun.
Zu realisieren, dass all diese theoretischen Hypothesen in vielen Jahren Dialog mit verschiedensten Menschen in ihrer Wertung/Gewichtung ansich nicht wirklich wichtig waren....
Dinge, die zu einem gehören, werden immer da sein.
Und wenn man versucht sie zu unterdrücken; wenn man sie nicht lebt; wenn sie nicht beachtet werden - dann fühlt man sich erst unglücklich, dann krank und irgendwann wird man wohl gezwungen zu handeln.
Ich hatte meine Libido immer gemocht.
Ich hatte mich gut gefühlt.
Und sie nun unterdrückt; weg geschoben und in den Keller gezwungen.
Ich sehe es mir an; ich fühle es - und andere auch.
Es macht klein und eng; traurig und farblos; irgendwie "unlebendig"
Die Libido kennen zu lernen, in "richtige Kanäle" zu leiten und darauf zu achten, dass man gesund - und niemand zu Schaden kommt, ist das Eine.
Sie aber schlecht zu reden; sie nicht zu wertschätzen; sie unmoralisch zu empfinden (sowohl aktiv, als auch passiv), scheint aber eine andere Sache zu sein - und zumindest mir nicht gut zu tun.
Somit würde ich dies nicht weiter empfehlen
Wer soll denn über dich urteilen; dich unmoralisch empfinden; nicht "normal"? Mit welchem Recht oder welcher Moral?
Es steht doch keiner wirklich über dir....
Es tut gut, es zu leben.
Andrea