Es macht mir Angst
Seit knapp 2 Wochen gelten in Deutschland die massivsten Einschränkungen grundlegender Bürgerrechte seit Kriegsende. Konkret bedeutet das, wesentliche Strukturen des öffentlichen Lebens sind außer Kraft gesetzt.
Ja, ich sehe ein, warum das sein muss.
Ja, ich halte mich an diese Einschränkungen.
Und Ja, ich verstehe auch, dass Politiker wie der Berliner Innensenator die Bürger jetzt schon langsam auf die Verlängerung dieser Einschränkungen nach Ostern vorbereiten.
Und doch, als ehemals psychisch Kranker empfinde ich Angst.
Wenn ich daran denke, diese Einschränkungen bis nach den Sommerferien aushalten zu müssen, bekomme ich ein sehr mulmiges Gefühl.
Denn diese massiven Eingriffe in die gesellschaftliche Freiheit bedeuten ein Wegbrechen von Strukturen, die mich stützen.
Ich brauche ein strukturiertes Leben, um seelisch im Gleichgewicht zu bleiben. Ich brauche verlässliche Abläufe in meinem Leben. Nur auf dieser Grundlage bin ich in der Lage, auch flexibel auf Situationen zu reagieren.
Eine von Außen aufgezwungene Konstellation, in der ich Monate lang nur ad hoc Entscheidungen treffen muss, würde mich seelisch zunehmend erschüttern.
Und es würde noch schlimmer kommen. Der Boden, auf dem meine Genesung erfolgte, würde durch lang anhaltende Unterbindung sozialer Kontakte allmählich erodieren. Das, was mich in der Balance hält, was mir Stabilität gibt, würde sich allmählich auflösen.
Im Moment wird seelisch kranken Menschen ein wesentliches und stabilisierendes Element ihres Lebens, soziale Kontakte, verwehrt. Diese Menschen werden in eine soziale Isolation mit bisher nicht absehbaren Folgen getrieben.
Diese Entwicklung macht mir Angst, meine hart erarbeitete seelische Gelassenheit wieder zu verlieren.
Sie macht mir Angst, erneut in Phasen psychischer Instabilität zu rutschen.
Diese Einschränkungen der Freiheitsrechte dürfen kein Dauerzustand werden.