Berlin, Berlin....Du bist so wunderbar!!!
Ich wohne erst seit 2004 in Berlin.Aber sie ist meine Heimat geworden,hier möchte ich nie wieder weg.Hier habe ich Wurzeln geschlagen,die mich halten.
Vielleicht betrachten Zugezogene die Stadt aus einem anderen Blickwinkel als die "Ureinwohner",die oft ihre Stadt schmähen,wie es mir scheint,sich ihres Dialektes schämen,tiefstapeln,fast wie ne Art von Hassliebe, kommt es mir oft vor.Sie können nicht mit ihrer Stadt-aber ohne sie auch irgendwie nicht.
Das sehe ich komplett anders.Berlin läßt mich als Frau,die in einer "Großstadt" mit 400.000 Einwohnern gebürtig ist und in einer "Kleinstadt" mit 40.000 Einwohnern für 20 Jahre vor Umzug nach hierhin,lebend,nicht im Moloch versinken.Trotz seiner Größe gibt es mir das Gefühl, am Puls der Zeit und dennoch sicher und geborgen im eigenen Kiez zu sein.Hab ich Lust auf Großstadtflair,fahr ich fix ins Zentrum,hab ich Lust auf Grün und Natur finde ich an jeder Ecke nen Park,ne Grünanlage,mitunter nen See.Fantastisch!
Mir erscheint Berlin wie Kleinstadt an Kleinstadt,während ich im Ruhrgebiet das Gefühl habe,ich befinde mich in einer einzigen großen, konformen Grauen-Suppe-Welt,wenn ich von Stadt zu Stadt fahre,eintönig,fad,langweilig.
Hier hat jeder Bezirk seinen ganz persönlichen Charme,seine Architektur,seine individuellen Bewohner,die sich jedoch alle als "Berliner" verstehen.Ganz gleich welcher Nation,welcher Kultur,welcher Religion sie entstammen.Die Liebe zu Berlin verbindet die Menschen.
Ich wage mal zu behaupten,ich kenne mich in Berlin mittlerweile sehr gut aus,denn als Wahlberlinerin setzt man sich schon alleine durch Umzug/Wohnungssuche mit der Stadt auseinander,von dem vielen-sich-verfahren-aber-dadurch-auch-alles-sehen mal gänzlich zu schweigen.
Ich kenn mich aus
.In dieser Stadt...bin ich zuhaus.
Nachts, wenn ich über die Stadtautobahn rausche, ab und an,die beleuchtete Stadt sehe,überkommt mich oft ein Glücksgefühl,empfinde ich LIEBE zu MEINER Stadt und STOLZ,in ihr leben zu dürfen.Ich fühle mich geborgen.
Wenn ich mit Bussen durch die Stadt fahre,kann ich mich nicht sattsehen.Egal durch welchen Bezirk ich fahre,egal ob ehemaliger Ostteil oder Westteil,ich empfinde nichts als häßlich,dreckig,unschön,kalt,wie z.b. in Frankfurt/Main.Berlin ist dagegen super sauber,auch wenn die Einheimischen das anders sehen.Vielleicht ist es auch eine Einstellungssache,wie bereitwillig man eine Stadt annimmt,sich auf sie einläßt,das Urbane in ihr erspüren will.Und das ich nicht vorurteilsbehaftet oder durch alte Ressentements verkorkst,hier her gekommen bin.
Ich kannte die Stadt vor der Wende nicht.War an meinem ersten Arbeitstag im August 2001 das erste Mal hier,habe 2,5 Jahre gependelt und mich danach gesehnt,endlich ganz nach Berlin übersiedeln zu können,was erst Mai 2004 der Fall war.
Habe sie erst als Touri mit den obligatorischen Sehenswürdigkeiten durchstöbert,um mich dann sehr bald als Berlinerin zu fühlen,die sich über die Touris amüsiert.
Neu in der Stadt,noch orientierungslos,mit Stadtplan bewaffnet,den Fernsehturm als Fixpunkt,ist mir als erstes aufgefallen,wie hilfsbereit die Berliner sind und auf Fremde zugehen.Ihnen Hilfe anbieten.Sogar vor mir hergefahren sind,um mir den Weg zu zeigen,wenn ich mich mal wieder hoffnungslos verfranst hatte.
Ihre Kodderschnauze hat mich erst erschreckt.Hab ich mißinterpretiert in ihrer Ruppigkeit,bis ich durch die Berliner Taxifahrer gelernt habe,hey,das meinen die ja gar nicht so.Kam ja 2,5 Jahre lang jeden Sonntagabend am Zoo an und fuhr mit dem Taxi zur Zweitwohnung.Hab mich viel mit ihnen unterhalten,über ihre Stadt.
Ich habe schon in Kreuzberg,Schöneberg,Reinickendorf,Treptow und nun in Steglitz gelebt.Kenne Ost wie West.Habe aber auch gemerkt,dass es untereinander im Ost/West-Verhältnis noch viele Animositäten gibt.Vorurteile,alte Rivalitäten,leider Betonkopfmäßig zu Ungunsten der West-Berliner,die aus meiner Sicht immer noch ihrem Exklusiv-Status nachtrauern.
Als WESTDEUTSCHE (über dieses Wort kann ich mich,so wie es oft ausgesprochen wird,köstlich amüsieren,denn es wird quasi "ausgespuckt" und zwar von Ex-Ost- und Ex-Westberlinern gleichermaßen,als käme man vom Alpha Zentauri und sei ein skeptisch betrachteter Alien from Outerspace),die die Stadt vor der Wende nicht kannte,schwer nach zu vollziehen für mich.Würde man mich fragen,wer von beiden offener auf Menschen zu geht,ja irgendwie sogar ne Spur herzlicher,obwohl ich nen olles Westdeutschlandkind bin,weniger vorurteilsbehaftet, so müßte ich antworten : eindeutig die Ostberliner.
Die Wiedervereinigung braucht m.E.,bis sie in den Köpfen und Herzen der Menschen auf beiden Seiten angekommen ist,noch weitere 20 Jahre.So mein ganz persönlicher Eindruck als eigentlich außenstehende Beobachterin.
Was mich weiterhin sehr amüsiert,immer wieder, ist das Entfernungsempfinden der Berliner.
JWD-JANZ WEIT DRAUSSEN-Ich schmeiß mich ins Eck,wie vehement sich viele Berliner dagegen wehren,ihren Kiez zu verlassen,auch hier wiederum fällt das zu Ungunsten der Westberliner aus,ich kann es mir nur mit dem ehemaligen Insulanerdasein erklären.
Wenn man bedenkt,dass ich da,wo ich herkomme,gewohnt habe zuletzt, 35 Kilometer mit dem Auto bis in die nächstgrößere Stadt fahren musste,um gescheit einkaufen zu können,65 km einen Weg fahren mußte,tagtäglich,um zur Arbeit zu kommen,finde ich es
zum Piepen,dass das Fahren in den nächsten Kiez von vielen schon als halbe Weltreise empfunden wird.Die Berliner kennen sich in ihrer eigenen Stadt kaum aus,erscheint es mir oft.
Der Wandel der Stadt,sei es architektonisch oder generell betrachtet,ist an mir ja vorbeigeglitten,also kann ich da keine Wertung vornehmen,da ich ja das "VORHER" nicht kenne/kannte.
Wenn ich so mit Leuten aus meiner Heimat rede,die sagen,mein Gott,in Berlin könnte ich nie leben,da geht man ja unter,da gibt es soviel Kriminalität,lach ich sie nur aus,denn sie vergessen,das Berlin 100 mal größer ist,als ihre Stadt und dementsprechen proportional zur Bevölkerungsdichte alles 100 fach mehr ist.Die Kriminalität,aber genauso gut auch die Geburten -und Sterberate.
Ich habe mich noch kein einziges Mal ängstlich gefühlt,in dieser Stadt.
Auch dann nicht,wenn ich nachts,alleine als Frau mit U-Bahn oder zu Fuß unterwegs war.Und ich habe mich durchaus in Gegenden bewegt,die von anderen als "gefährlich" eingestuft werden.Mag sein,dass ich einfach nur Glück hatte,aber ich persönlich fühle mich hier wesentlich sicherer als in Frankfurt des Nachts,da möchte ich nicht tot über'n Zaun hängen.
Für mich ist Berlin durch seine Multikulti-Bewohner eine Bereicherung,
hier hat das Wort "Toleranz" eine andere Wertigkeit, als in meiner kleinen, pieffigen,streng katholischen Heimatstadt.
Hier kann ich mich frei entfalten, mich ausleben,insbesondere was meine sexuellen Neigungen angeht,in einer Kleinstadt undenkbar.
Mein Sohn z.b. ist schwul.Er hätte sich dort immer bedeckt halten müssen,sich nicht outen können,ohne eklatante Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
Auch etwas,was ich an Berlin schätze.Liegt möglicherweise an der Anonymität der Großstadt,aber nicht nur.
Die Berliner sind es gewohnt,mit Leuten Seite an Seite zu leben,
die sich abseits der Norm befinden,und sie akzeptieren sie,wie sie sind.
"Jedem Tierchen sein Pläsierchen".Das wird einem hier zugestanden.
Ich habe viele gute Freunde gefunden,hier in Berlin,die mich mit offenen Armen aufgenommen haben.
Und dafür liebe ich Berlin einmal mehr.
Und so kann ich von mir sagen:
ICK BIN EIN BERLINER !
Berlin,Berlin.... Du bist so wunderbar!!!