Ehe
war jahrhundertelang eine Institution von Machterhalt, Verknüpfung von wirtschaftlichen Interessen und Versorgung. Im Mittelalter konnten sich die meisten Menschen die Gebühren einer Eheschließung nicht leisten und lebten eben so zusammen. Einen "Staat" in unserem Sinne gab es auch nicht - man war angewiesen auf die direkte Unterstützung der Gemeinschaft . Dieser Gedanke steckt in dem Satz von der "Ehe als Keimzelle unserer Gesellschaft" und der finanziellen Unterstützung von Ehepaaren durch Steuererleichterungen. Denn diese Paare bekamen damals, als unser Staat entstand, in der Regel Kinder und da finde ich eine Entlastung auf jeden Fall sinnvoll.
Aber an unverheiratetes Zusammenleben auf der einen Seite und kinderlose Ehepaare auf der anderen dachte man nicht - das gab es alles, aber nicht in dem Ausmaß wie heute. Von alternativen Beziehungsformen mal völlig abgesehen.
Der besondere Schutz, unter dem Ehe und Familie laut GG stehen, ergibt sich dann auch aus den wirtschaftlichen Abhängigkeiten dieser Zeiten: wenn eine Frau in ihrer materiellen Existenz von einem Mann abhängt, muss gesichert sein, dass eine Trennung nicht Not und Elend bedeutet. Aber auch dieses hat sich geändert - mittlerweile wird von beiden Partnern in der Regel verlangt, dass sie sich selber unterhalten können.
Heutzutage ist die romantische Liebe die Grundlage eines ursprünglich geschäftlich gedachten Vertrages - das kann ja nicht gut gehen. Ich finde den Schutz und die Versorgung von Kindern nach wie vor aktuell und wichtig - aber dann unabhängig von einer Ehe (heute sind Alleinerziehende immer noch steuerlich nicht so gut gestellt ).
Wahrscheinlich wird eines Tages auch die gesetzliche Ordnung sich den veränderten gesellschaftlichen Realitäten anpassen.