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von Ur-Angst und Ur-Vertrauen

von Ur-Angst und Ur-Vertrauen
Hallo zusammen,
auf in meinen ersten Beitrag in dieser Gruppe.

Für mich heißt Beziehungsanarchie die verschiedenen Qualitäten von Bindungen und Berührungen zwischen Menschen als jeweils einzigartig und wertvoll zu sehen. Und das Gefühl von 'Sicherheit' in der Beziehung über Aufrichtigkeit und Vertrauen zu erreichen. Nicht über Definition oder Konzept.

Ich habe immer den Eindruck gehabt in meinen Beziehungen, dass man sowieso den Kern dessen, was wirkliche Tiefe, Bindung, einfach Liebe ausmacht nicht mit Worten oder Regelungen beschreiben kann. Das das Vertrauen auf diese gemeinsame Bindung das Gefühl von Geborgenheit und emotionalem Halt bietet. Und das sich daraus manchmal 'Absprachen' ergeben, wie man gemeinsam leben oder sein möchte, die sich aber letztlich aus dem gemeinsamen aktiv gelebten Gefühl ergeben, oft erstaunlich gleich für beide, wenn beide offen ihre Gefühl ausleben.

Nun komme ich aber nicht gänzlich aus meiner alten Konditionierung. Vielleicht mischt sich die Konditionierung an der Stelle auch mit genetischen Elementen - Instinkt - whatever. Manchmal meldet sich doch mein Bedürfnis nach 'Verbindlichkeit' - nach einer Sicherheit. Manchmal, wenn ich vom anderen nicht höre...melden sich alte Ängste vor Verlust. Vor plötzlichem emotionalen Abgestraft werden. Und mischen sich mit überlegeungen ob ich etwas falsches getan habe, falsch bin. Und ich merke das u.U. auch beim Gegenüber, die manchmal aufkeimende Angst vor Verlust. Das Bedürfnis zu wissen, dass man ganz besonders ist und ein Gespür dafür zu haben, wie lange man denn beisammen sein will.

Eigentlich möchte ich das loslassen. Ich möchte nicht an 'Verabredungen' festhalten. Ich möchte lerne zu vertrauen und mein Herz zu öffnen, anstatt eng zu werden. Ich glaube, dass das Bedürfnis sich dann Versprechungen zu machen in die falsche Richtung führt, auf beiden Seiten.

Wie geht ihr mit Unsicherheit um. Wie mit Angst vor Verlust? Kennt ihr diese Themen? Eigentlich ärgere ich mich ein wenig über mich selbst, wenn das kommt. Aber dann sollte ich mich wohl am ehesten mir selbst liebevoll zuwenden.

Wie geht ihr in Beziehungen damit um? Sprecht ihr es aus? Oder macht ihr es mit euch selbst aus?

Herzlich
Anneke
Hey,

ich kenne diese Themen, sie waren in den letzten Tagen sogar mein Denken sehr vereinnahmende Themen.

Nun, ich habe kein Patentrezept und arbeite selbst noch an einem Weg für mich, mit meiner Unsicherheit und Verlustangst umzugehen. Aber zumindest möchte ich kurz zwei Ideen in den Raum werfen, deren Umsetzung mir sehr geholfen hat und eine gute Prävention sein können.

Zur Unsicherheit: Hier ist ja eigentlich das Problem, dass wir Erwartungen an die Beziehung bzw. den Gegenüber haben und nicht wissen, ob sie erfüllt werden. Durch (positive oder negative) selektive Warnehmung kann sich diese Unsicherheit immer weiter verstärken. Theoretisch ist die Lösung doch sehr banal: offene Kommunikation. Wer, wen nicht unser Gegenüber, kann beantworten, ob unsere Erwartungen erfüllt werden. Wenn dem so ist, wunderbar, wenn nicht, können wir unsere Erwartungen ggf. anpassen. Letzteres kann zwar auch unangenehm sein, aber im Gegensatz zur vorherigen Unsicherheit haben wir wenigstens etwas, an dem wir konstruktiv arbeiten können. Natürlich ist hier die Voraussetzung, dass wir unserem Gegenüber in seiner Offenheit vertrauen.

Das führt zum zweiten Punkt, der Verlustangst: Der Gedanke daran, dass unsere Erwartungen nicht erfüllt werden, kann einen mehr oder weniger starken Leidensdruck erzeugen. Hier ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, sich mit der möglichen Nichterfüllung der eigenen Erwartungen zu versöhnen. Ob die Erwartungen nun nur zum Teil oder gänzlich nicht erfüllt werden, wir brauchen eine Alternative, um in diesem Fall weiterhin glücklich sein zu können oder zumindest nicht ins große Unglück zu stürzen. Auch das ist theoretisch banal: Sich selbst akzeptieren und wertschätzen, ein eigenes glückliches Leben auch ohne das Gegenüber führen können. Gerade wir haben ja auch den Vorteil, dass wir unser Beziehungsglück nicht nur von einer Person abhängig machen müssen. Noch besser, selbst aus Beziehungen, die andere eher nicht als "Partnerschaften" bezeichnen würden, können wir ein solches Glück schöpfen. Das bedeutet auch, dass sich unsere Beziehungen seltener komplett auflösen, sondern sie werden sich eher wandeln. Auch diesen Gedanken empfinde ich als sehr beruhigend.

Lieben Gruß,
Christian
Die Liebe zur wichtigsten Liebe der Welt...mir selbst
Danke lieber Christian, das sind beides wichtige Aspekte.

Vom Gefühl weiß ich noch nicht, ob ich sagen würde es geht um Erwartungen an den anderen...oder doch.
Eigentlich kann ich ganz gut damit umgehen, wenn sich Wege auch trennen, weil es für beide nicht stimmig ist. Ich kann damit sogar sehr gut umgehen, wenn ich spüre, dass diese Entscheidung auf gegenseitigem Respekt beruht.

Was ich nicht gut verkraften kann ist plötzliches unvorhersehbares Verlassen werden (durch meine Lebensgeschichte) oder 'Bestrafung' durch Kontaktabbruch (ebenfalls schlechte Lebenserfahrung). Beides macht mir Angst und führt mich in eine spirale die eher Enge als Weite erzeugt.

Ja, aber dein Rezept, sich der Liebe zu sich selbst zuzuwenden, ist sicher richtig. Zu realisieren, dass ich selbst in mir wertvoll bin, selbst wenn jemand sich zu solchen negativen Verhalten bewegen würde.

Aber auch in meinen Beziehungen ist es mir wichtig, auszudrücken, dass ich diese Ängste habe und damit sorgsam umgegangen wird. Leider habe ich auch schon erlebt, dass damit gespielt wrude, bzw es eingesetzt wurde um mich zu treffen.

Führt ihr diese Ängste ins Feld?
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
Wie geht ihr mit Unsicherheit um. Wie mit Angst vor Verlust? Kennt ihr diese Themen? Eigentlich ärgere ich mich ein wenig über mich selbst, wenn das kommt. Aber dann sollte ich mich wohl am ehesten mir selbst liebevoll zuwenden.

Genau ... und wenn Du diese Ängste, die Du weiter oben in Deinem Beitrag beschreibst und die ich nur zu gut kenne, hast, dann gibt es Gründe dafür. Meine Erfahrung ist, dass es mir hilft, das zu hinterfragen, zu reflektieren und vor allem, dem anderen zu erklären, warum ich so fühle oder handele. Wenn ich es erklären kann.

Unvorhersehbares Verlassen oder "Bestrafung durch Kontaktabbruch" --- sind übrigens nicht unbedingt Verhaltensweisen, die ich gut finde. Wenn jemand damit in mein Leben tritt, dann ist er nichts für mich. Das habe ich mittlerweile gelernt, dass ich nicht immer alles falsch mache, sondern vielleicht mal die anderen. Und wenn keiner was "falsch mach" , dann passt es einfach nicht, wofür keiner was kann.
Mit diesen Verhaltensweisen beschreibe ich Erfahrungen in der Vergangenheit. Und in vergangenen Beziehungen.

Aber dein Hinweis, dass man solche Menschen nicht in sein Leben lassen sollte gibst du mir auch einen Gedankenanstoss. Nämlich wenn ich meinem Instinkt und meinem Gespür traue, dann spüre ich sehr schnell ob ein Mensch solche Verhaltensweisen zeigt. Und dann sollte ich aus Selbstschutz direkt eine starke Grenze gegenüber einem solchen Menschen ziehen.

Im Gegenzug, wenn mir ein Mensch niemals auch nur annähernd eine solche Tendenz gezeigt hat, kann ich an ihm lernen zu vertrauen und mit meiner Angst zu arbeiten und sie zu verarbeiten.

Danke
*******Maxx Mann
11.954 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ur-Vertrauen:
Ja, ich denke, dass ist eine sehr wichtige Eigenschaft, um offen und frei seine Beziehung(en) zu leben. Es ist für mich dieses bedingungslose Vertrauen darin, dass der Partner offen und ehrlich zu mir ist (klar - wenn er mich liebt, warum sollte er mich da belügen).
Leider ist dieses Vertrauen bei vielen erschüttert, wenn nicht sogar völlig auf der Strecke geblieben. Oft, weil es missbraucht wurde, weil man sich in dem Partner, dem man dieses Vertrauen entgegen gebracht hat, getäuscht hat. Und wenn diese Täuschung aufgeflogen ist, dann ist man ent-täuscht.

Hier stellt sich für mich die erste wichtige Frage:
Habe ich mich in dem Partner getäuscht oder hat der Partner mich getäuscht?

Die Antwort hängt vom Standpunkt ab, den man dazu einnimmt. Ich versuche es immer so zu sehen, dass ich getäuscht wurde oder mich schlimmstenfalls habe täuschen lassen. Die Täuschung habe also nicht ich zu verantworten, sondern der Partner, der mich getäuscht hat. Das gibt mir zumindest die Option, jedem neuen Menschen in meinem Leben wieder die Chance zu geben, dass ich ihm vertraue. Er kann ja nichts dafür, was der andere vorher getan hat. Und ich auch nicht (oder höchstens indirekt, indem ich die Anzeichen lange verdrängt habe). Wenn man vorwärtsgerichtet lebt, sieht man in einer neuen Liebe / Freundschaft / Partnerschaft auch neue Chancen ... *g*

Wer sich dieses Ur-Vertrauen weitgehend erhalten (oder zurück gewinnen) kann, der ist auch deutlich weniger anfällig für die Verlustangst.

Ich habe die kaum, weil ich mich darüber freuen kann, dass Menschen zu mir stehen, ohne dass ich ihnen gegenüber eine entsprechende Erwartungshaltung habe oder äußere. Ich kann so die Zeiten der Gemeinsamkeit, der Mit- und Füreinander genießen - und das bei mehreren Lieben / Freundschaften / Partnerschaften mit jedem auf seine/unsere Art.
Und wie bei jeder Art von Beziehung kann immer irgendwann der Moment kommen, an dem zumindest Einer getrennte Wege gehen möchte. Das ist dann unter Umständen traurig für den, der an diesem Punkt nicht angelangt ist - aber ich könnte den Anderen dann auch nicht festhalten. Wollte ich gar nicht, weil ich ihn ja noch liebe.
Einen Partner festhalten und einsperren - das macht niemand aus Liebe zu dem Partner, sondern höchstens aus Liebe zu sich selbst und dem Haben-wollen.

Darum habe ich keine Angst davor, verlassen zu werden. Entweder möchte ich die Trennung auch - oder aber ich gönne es meiner Geliebten, wenn es ihr Wunsch ist, um weiterhin glücklich zu sein (auch wenn ich persönlich wahrscheinlich traurig darüber bin, dass es dann nicht mehr an meiner Seite ist).
Ich kenne alles, was Du beschreibst. Ich bin für mich mal zum Schluss gekommen, dass die meisten Probleme in meinem Leben vom fehlenden Ur-Vertrauen kommen.

******fun:
Nämlich wenn ich meinem Instinkt und meinem Gespür traue, dann spüre ich sehr schnell ob ein Mensch solche Verhaltensweisen zeigt. Und dann sollte ich aus Selbstschutz direkt eine starke Grenze gegenüber einem solchen Menschen ziehen.

Jepp. Das ist meine Strategie. Ich werde mich keinem Menschen wirklich öffnen, der auch nur ansatzweise die Verhaltensweisen zeigt, mit denen ich nicht klarkomme.

Ich zwinge mich inzwischen über diese Gefühle zu reden, nachdem ich es zwar erstmal mit mir selbst versucht hab auszumachen. Aber diese Gefühle entstehen aus zu viel Projektion. Ich brauch einen Realitätsabgleich, Feedback. Und ja, ich werde nur einen Partner wählen, der bereit ist, mich dabei zu unterstützen, und mich nicht im Regen stehen lässt mit meinen Gefühlen.

******fun:
Ich glaube, dass das Bedürfnis sich dann Versprechungen zu machen in die falsche Richtung führt, auf beiden Seiten.

Versprechungen vielleicht nicht. Aber man kann den Willen zur Verbindlichkeit auf beiden Seiten schon äußern. Das kann schon ein "Ich bin für Dich da" sein.

Du möchtest jetzt den Wunsch nach Verbindlichkeit/Sicherheit nicht mehr haben? Falls ich Dich richtig verstanden hab? Der Wunsch nach Unverbindlichkeit käme dann eigentlich aus Selbstschutz. Je verbindlicher ich bin, umso tiefer kann ich verletzt werden.

Der Wunsch nach Verbindlichkeit ist doch nicht schlecht. Ich denke sogar, dass wir in vielen Bereichen Verbindlichkeit brauchen. Ich kann anders gar kein Vertrauen aufbauen. Aber mein Ansatz ist, dass ich akzeptiert hab, dass eine Beziehung zu Ende gehen kann, und ich akzeptiere Schmerzen/Trauer/Wut als Teil von mir und meines Lebens (das ist für mich immernoch ein harter Prozess, aber es geht immer besser). Sie haben ihre Berechtigung. Vermeiden kann ich sie nicht, nur verdrängen und das ist schlecht. Es ist wie ein Beinbruch, das tut weh, da muss man durch, man muss den Heilungsprozess zulassen, irgendwann kann man wieder laufen (manchmal aber eben schlechter, oder mit Narbenschmerzen).

******fun:
Eigentlich ärgere ich mich ein wenig über mich selbst, wenn das kommt.

Ja, ich auch. Aber das ist kontraproduktiv. Diese Gefühle haben ihre Berechtigung.
*****s42:
Die Antwort hängt vom Standpunkt ab, den man dazu einnimmt. Ich versuche es immer so zu sehen, dass ich getäuscht wurde oder mich schlimmstenfalls habe täuschen lassen. Die Täuschung habe also nicht ich zu verantworten, sondern der Partner, der mich getäuscht hat

Interessanterweise nehme ich den genau anderen Standpunkt ein. Ich erlebe es so, dass man irgendwie alles schon im 'Feld' spürt, bevor man es bewusst weiß. Und meine Frage an mich ist dann in kritischer Auseinandersetzung, was ich bei diesem Menschen gesucht habe. Um es in mir aufzulösen und in Zukunft einen anderen Weg zu gehen.

*******gna:
Ich brauch einen Realitätsabgleich, Feedback. Und ja, ich werde nur einen Partner wählen, der bereit ist, mich dabei zu unterstützen, und mich nicht im Regen stehen lässt mit meinen Gefühlen.

Das ist mir neu aufgegangen. Offenheit für die Menschen, die einem Begegnen, aber klare Abgrenzung bei Menschen, die Verhaltensweisen zeigen, die mir nicht gut tun.

Mein Dilemma ist, dass ich denke ich die 'Begabung' und den Beruf habe, in Menschen die Qualitäten zu entdecken. Ich glaube an das grundlegend Gute im Menschen und finde es berührend, Menschen in ihren Stärken und ihrer Schönheit, die häufig auch aus Verletzung erwachsen ist, zu erleben. Dabei vergessse ich manchmal, dass auch wenn ich einen Menschen liebe, schätze und sein Potential sehe....ich die Gestaltung meiner Beziehung zu ihm davon abhängig machen sollte, was dieser Mensch konkret zeigt und welche Auswirkung seine Nähe auf mich hat.

*******gna:
Du möchtest jetzt den Wunsch nach Verbindlichkeit/Sicherheit nicht mehr haben? Falls ich Dich richtig verstanden hab? Der Wunsch nach Unverbindlichkeit käme dann eigentlich aus Selbstschutz. Je verbindlicher ich bin, umso tiefer kann ich verletzt werden

Es kommt darauf an, was mit Verbindlichkeit gemeint ist. Beispielsweise habe ich eine sehr tiefe, oft unbegreifliche, verletzliche sehr dynamische Beziehung zu meinem Dom. Am Anfang hat mir das manchmal Angst gemacht. Was würde mit mir passieren, wenn er mich plötzlich verlässt.
Mir ist dann aufgegangen, dass eine Vereinbarung über Zeiträume, oder eine feste Rolle in seinem Leben die 'definiert' ist, grundlegend also bestimmte Versprechungen nichts bringen. Wenn er es nicht mehr spürt, dann möchte ich auch nicht auf Grund einer Verbindlichkeit dass er bei mir bleibt.
Letztlich haben wir uns darauf geeinigt, dass wir immer mit Respekt und Liebe miteinander umgehen. Und aufeinander achten, sollte einer von uns gehen wollen.
Verbindlichkeit in der Grundlage der tiefen respektvollen, 'caring' Beziehung die niemals einfach ohne Herz sich abwendet - ja. Verbindlichkeit in der Vereinbarung äußerer Gegebenheiten funktionert für mich nicht.

Euch ein schönes Wochenende
Anneke
******fun:
sorbas42:
Die Antwort hängt vom Standpunkt ab, den man dazu einnimmt. Ich versuche es immer so zu sehen, dass ich getäuscht wurde oder mich schlimmstenfalls habe täuschen lassen. Die Täuschung habe also nicht ich zu verantworten, sondern der Partner, der mich getäuscht hat

Interessanterweise nehme ich den genau anderen Standpunkt ein. Ich erlebe es so, dass man irgendwie alles schon im 'Feld' spürt, bevor man es bewusst weiß. Und meine Frage an mich ist dann in kritischer Auseinandersetzung, was ich bei diesem Menschen gesucht habe. Um es in mir aufzulösen und in Zukunft einen anderen Weg zu gehen.


Ich finde eine Kombi aus beiden Strategien gut. Man betrachtet den Anteil beider. Einmal, dass sich der Andere mir gegenüber falsch benommen hat und dann die eigene Auseinandersetzung darüber, warum man empfänglich dafür war.

******fun:
Dabei vergessse ich manchmal, dass auch wenn ich einen Menschen liebe, schätze und sein Potential sehe....ich die Gestaltung meiner Beziehung zu ihm davon abhängig machen sollte, was dieser Mensch konkret zeigt und welche Auswirkung seine Nähe auf mich hat.

Ja. Das kenn ich. Es ist ein Problem der eigenen Abgrenzung, man hört sich selbst nicht zu und ist zu sehr beim Anderen. Aber wenn man das schon mal reflektieren kann, kann man sich das öfter bewusst machen und es so langsam lernen.

******fun:
Verbindlichkeit in der Vereinbarung äußerer Gegebenheiten funktionert für mich nicht.

Das funktioniert bei mir auch nicht, ich empfinde das auch als unrealistisch. Aber ihr beiden seid emotional verbindlich. Das, was ihr ausgemacht habt, bewirkt in mir schon das Gefühl von Verbindlichkeit. Allerdings muss ich diese Verbindlichkeit immer wieder erneuern, meine Verlustangst schießt mir da immer rein. Das ist nervig, aber so richtig ändern kann ich das nicht. Das ist zu tief.

Was ich noch mehr brauche, ist das Vertrauen in mich selbst, dass ich auch den Verlust verkraften kann. Ich kann es nicht verhindern, wenn ich verlassen werde. Ich möchte gern in die Zukunft schauen mit der inneren Einstellung, dass ich den Verlust verarbeiten kann. Daran arbeite ich noch, weil ich hoffe, dass die Angst vor Verlust nicht mehr so monsterhaft erscheint.
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
Hach ...
http://www.joyclub.de/my/3428996.cartamagna.html, genau das wollte ich auch gerade schreiben. *danke*

"Verbindlichkeit" , Verlässlichkeit - das kann ich auch in Beziehungen haben, die nach außen "unverbindlich" sind. Aber - ich sehe das genau so wie ihr - es ist auch Arbeit an und mit mir. Ich selber musste mich verändern oder stärker werden, um solche Beziehungen, wie ich sie habe, leben zu können.

Die Tatsache, dass mich die "verbindliche Ehe" nicht vor Verlust bewahrt hat, ist da schon eine gute Lehre gewesen. Dass ich da gestärkt heraus gehen würde, das hätte ich vor 10/15 Jahren nicht geglaubt. Aber es hat einiges in mir und in meiner Entwicklung in Gang gesetzt...
Es geht ja hier - und ganz allgemein - um "Ur"-Ängste und "Ur"-Vertrauen.

Somit würde ich diese Phänomene nicht an einzelnen Personen, Verhaltensweisen oder Erfahrungen festmachen, sondern ganz alleine an meiner grundsätzlichen Sichtweise.

Die Sichtweise, dass alle Menschen, einschließlich mir selbst, es eben nicht besser können und das auch unterschiedlich. Aber immer besser.

Es gibt somit keine Schuldigen, sondern nur Selbstverantwortung: genau hinzuhören, klar und gleichzeitg mitfühlend zu sein, und und und. So wie kinky_fun es beschreibt, seiner eigenen Intuiton auch konsequent zu folgen.

Oder auch nicht. Denn was kann uns denn wirklich im schlimmsten Fall passieren. Und welchen enormen Reichtum bekommen wir, wenn wir uns einlassen. Alles in Maßen, klar. Meine Offenheit würde ich jedenfalls wegen meiner Ängste nicht mehr aufgeben wollen.Außer es wird wirklich "existenzbedrohend" . Sowohl als auch.

Und selbst nicht so wohltuende Erfahrungen bringen uns doch i. d. R. irgendwie weiter und später lacht man oft darüber oder es entstehen sogar ganz tiefe Verbindungen.

Nach meiner Erfahrung kann ich viel mehr in die Tiefe gehen, wenn ich Ängste und Vertrauen nicht allzu sehr ernst nehme. Paradox, ich weiß. Aber genau so nehme ich das wahr.

Liebe Grüße

Stefan
*******Maxx Mann
11.954 Beiträge
Gruppen-Mod 
******fun:
Interessanterweise nehme ich den genau anderen Standpunkt ein. Ich erlebe es so, dass man irgendwie alles schon im 'Feld' spürt, bevor man es bewusst weiß. Und meine Frage an mich ist dann in kritischer Auseinandersetzung, was ich bei diesem Menschen gesucht habe. Um es in mir aufzulösen und in Zukunft einen anderen Weg zu gehen.
Da habe ich mich wohl zu knapp ausgedrückt.

Natürlich muss ich auch an meiner Sensibilität arbeiten, um Warnsignale für Vertrauensmissbrauch und mögliche Enttäuschungen besser und frühzeitiger erkennen zu können. Schließlich habe ich mich ja täuschen lassen ...

Mit ging es nur darum herauszustellen, dass ich nicht Schuld am Vertrauensbruch an sich bin.

Das finde ich sehr wichtig, denn ich beobachte nicht selten, dass daraus eine Negativspirale wird: "Mich benutzen eh alle nur, mich kann man verarschen nach Strich und faden ..." und dann als selbsterfüllende Prophezeiung die nächste "Niederlage" schon vorprogrammiert ist, weil man ja förmlich darauf wartet ("Ich bin halt so ein Typ, auf dem alle nur herumtrampeln").
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
Die Sichtweise, dass alle Menschen, einschließlich mir selbst, es eben nicht besser können und das auch unterschiedlich. Aber immer besser.

Es gibt somit keine Schuldigen, sondern nur Selbstverantwortung:

Das ist genau die Haltung, die man in meinen Augen braucht, um so etwas wie "BA" zu leben - und wie man Beziehungen überhaupt leben sollte. Danke auch für den Hinweis, dass man das alles nicht perfekt beherrschen muss, sondern daran arbeiten und wachsen...
********tura Mann
135 Beiträge
Bestrafung durch Kontaktabbruch
Ich möchte dieser Erfahrung doch mal nen Gegenpohl einfliesen lassen.

Ich habe vor 6 Wochen jeglichen sozialen Kontakt zu meiner 20 Jährigen, offenen aber verbindlichen Beziehung abgebrochen.

Nich weil ich sie "bestrafen will, sondern weil ich sonst kaputtgehe.

Grundlage: wir sind nich verheiratet, unsere Beziehung war immer offen aber verbindlich. Zwei Kinder jetzt 17 u 19, riesen Haus/Hof gekauft und in Eigenleistung renoviert, beide voll Berufstätig. Ich lange Selbstständig als Zimmerer. Hab die Selbstständigkeit auf ihren Wunsch hin aufgegeben (war schon sehr belastend) und meine Berufung gegen einen sozialversicherten Job eingetauscht....hol mir den Kick aber nebenbei noch und hab ja hier noch genug wo ich mich austoben kann.
Außerdem hat sich ihr Arbeitsleben so entwickelt, dass sie wirtschaftlich die besseren Perspektiven hat und ich nur noch nen bischen Taschengeld verdiene.

Eigentlich....Eigentlich standen wir davor unseren dritten Lebensabschnitt zu planen. Die Kinder sind groß, wirtschaftlich alles im Sack. Und vor einem Jahr haben wir auch noch genau darüber gesprochen.
Sie hatte Sorgen/Trauer weil die Kinder nix mehr mit ihr unternehmen wollen, wir hatten beschlossen als Aktive bei den U&D Festivals in unserer Gegend wieder einzusteigen weil wir da gemeinsam Bock drauf haben. Selbst Heiraten wurde ihrerseits angesprochen (nich weil wir den Staatlichen Segen benötigen) aber mensch muss ja nich die Bankenrettung mehr schucken als nötig.
Und dann gabs vor 7 Monaten nen Knall (auch der hat natürlich Vorgeschichte). Resultat war räumliche Trennung, sie wohnt seit dem oben bei den Kindern. Dann kam es ganz langsam wieder zur Annäherung. Gute Gespräche, Wiederaufnahme von gemeinsamen Aktivitäten, druckabbau durch Integration weiterer Partner.

Wir hatten einen Status quo erreicht von dem wir beide (ich betone auch sie) gesagt haben so können wir an uns weiterarbeiten. Sie sprach von dem Wunsch einer irgendwie anderen Form von Vertrautheit die sie sich vorstellen kann.

Dann 3 Wochen vor Weihnachten Frage von mir:.....Wie verbringen wir diese Traditionelle Familienzeit.....wollen wir unseren Status quo nicht wieder als "Beziehung" betrachten?
Und dann kam sowas wie "Weihnachten mit dir geht gar nicht." Weder mit uns als Familie, noch mit Ihrer Familie 1 Feiertag. Noch mit meiner Famiele was man halt so die letzten 20 jahre gemacht hat (und ich schätze ihre Familie extrem doll).
Ich hatte damit schon gerechnet und mir eigentlich überlegt zu Freunden nach Berlin und Hamburg zu fahren um mich abzulenke.
Begründung war....."ich möchte mit dir nicht als Paar auftreten, das grenzt mich ein".

Trotz meines mir vorher zurechtgelegten Ablenkungsmanöver und ich hatte damit ja gerechnet, hat sich durch diese Ablehnung, Zurückweisung.......gerade in der Situation wo es eigentlich seit Wochen wieder besser lief ....in der Woche danach ein Schmerz aufgebaut.....So von Tag zu Tag.....konnt da nix gegen machen.....Sie auch nich durch handarbeit......klar hab ich ihr das gesagt hat aber nix geändert.
Hab dann nach 5 monaten Abstinenz zu allen Mitteln, um nen klaren Kopf für die Situation zu behalten, wieder zugegriffen.
Hab mir auf der Arbeit 3 Wochen frei genommen......es ging garnix mehr.....ich war selbst überrascht wie mich das runtergezogen hat.....Bin positiv überrascht wie anteilsvoll mein Chef meine Kollegen das mitgetragen haben....Ich sah aus wien Zombie.....Schlafen???.....Schlafen ging nich mehr. Klar hab ich mich mit Freunden getroffen um drüber zu reden.....klar bin ich ausgegangen um mich abzulenken.....Hat alles nix geholfen.

Ich hab nen Weihnachtsbaum gekauft, ich hab die Wohnung geschmückt, ich hab Geschenke besorgt, ich hatte Heiligabend Freunde bei mir.......hat alles nix genützt. Während meine Freunde da waren hab ich mich trotzdem "Alleine" (diese Gänsefüschen stehen für: wie kann man trotz anwesender Freunde alleine sein,... jupp geht, nein hätten die nix gegen tun könn ham sie wirklich versuch) Hab ich trotzdem angefangen mich ALLEINE total zu sedieren und in diesem Zustand hab ich mir 3 Tage meine Weihnachtsbaum mit den Geschenken für meine Familie da drunter angesehen.
Danach war klar das ich so nicht weiter machen kann und wenn ihre Befreiung bei mir solche schmerzen auslöst, daß ich dann jeden Sozialkontakt zu ihr abbrechen muß und da stehn wir jetzt.

Ich bin seit dem wieder abstinent.
Mir gehts durch den Abbruch der Sozialkontakte deutlich besser.
Ich hab seit 6 Wochen nen anderen regelmäßigen Kontakt.
Wir treffen uns seit dem nur noch 1X die Woche Freitags, um die "technischen" fragen zu klären (Notar, Kredite Mietswohnung). Auch wenn wir nich verheiratet sind gibts ne Menge zu regeln.

Wir treffen uns um die Reste unserer Beziehung abzuwickeln. (Klar ist trotzdem das so lange einer unserer Jungs diesen Hof als sein Refugium betrachtet sie Oben wohnen bleibt da sind wir uns einig)

Wir sind auch bemüht anständig mit einander umzugehen aber da wir uns jetzt nur noch mit dem anstrengenden Teilen unserer Restpaartnerschaft (über Geld zu reden macht kein Spass) gelingt das nicht immer.

Interessant ist zu sehen das ich durch meinen neuen Kontakt echt ausgeglichen bin und die Eskalation von ihr startet. Es ist vollkommen klar, dass je mehr Zeit jetzt noch vergeht der Graben immer weiter wächst.

Ich halte die Entwicklung für einen Fehler. Ich weiß dass das falsch ist. Mein Vorteil liegt darin das ich das bereits jetzt schon erlebe. Sie wird das erst in 3,4,5, Jahren erleben (ich kenne meine sie) und das macht mir durchaus Sorgen für ihre Entwicklung. Ja auch dass hab ich so schon angesprochen.

Ich erlebe die Situation, die Ablehnen mit mir gemeinsan als "Paar" in unseren 20 Jahre gewachsenen Sozialstruckturen aufzutreten, ich erlebe das "billigend" hinnehmen, dass ich ihr im Vorfeld von Weihnachten klar mitgeteilt habe das ich damit nicht zurecht komme....das wissentliche hinnehmen von meiner Verletztheit, als absoluten Bruch von jeglichem "Urvertrauen".

Und wenn ich jetzt den Kontakt zu ihr abbreche, dann tue ich das nicht um sie zu "bestrafe", sondern um mich zu schützen.
*******Maxx Mann
11.954 Beiträge
Gruppen-Mod 
Kurz:

Egal, wie sie es empfindet - in erster Linie ist es wichtig, dass du dich damit gut fühlst. *ja*

Natürlich berührt es einen auch, wie es dem anderen geht, wenn man den anderen liebt. Dafür macht man auch Abstriche beim eigenen Leben. Aber man muss sich mit diesen Abstrichen, die man vielleicht bei sich selbst, den eigenen Wünschen und Ansprüchen macht, weil die gemeinsam so nicht umsetzbar sind, noch wohlfühlen.

Dir geht es offenbar gut damit (bei aller Reflexion auf deine Beziehung zu ihr, auf dich selbst und auch ihre Gefühle dabei) - dann ist es gut so. *g*
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