Servus beisammen, wer mich schon aus der Polyamoren Gruppe kennt, hat auch die folgende Vorstellung eventuell bereits gelesen. Aber hier gerne nochmal:
Da steh ich nun, ich armer Tor, und frage mich "bin ich polyamor?"
Hallo Ihr Lieben! Stefan mein Name, wohnhaft in einer Gegend in der andere Urlaub machen. Markt Indersdorf in Oberbayern.
Ich weiß, wer ich bin, aber nicht was ich bin. Das hat mich hier herein getrieben. Und für diejenigen, die tatsächlich gerne lesen schreibe ich noch ein wenig mehr, denn ich schreibe gerne.
Seit ich denken kann habe ich immer die Fähigkeit gehabt mehrere Menschen zu "mögen". In der Anfangszeit habe ich das auf meine tief verwurzelte Empathie geschoben. Allerdings wurde diese Wahrnehmung auch immer wieder von meinem ausgeprägten Sexualtrieb "überschattet". Und ich habe nie verstanden ob ich einfach nur zu geil für diese Welt bin, oder ob hinter den emotionalen Gefühlen mehr steckt. So verlief dann meine Jugendzeit größtenteils normal und in meinen 20ern und 30ern hatte ich immer mal wieder Beziehungen in denen ich dann "fremd gegangen" bin.
Da habe ich mich dann aber immer wieder gefragt ob das denn wieder nur wegen meiner Triebhaftigkeit und der Liebe zu intensivem Sex ist, oder ob es vielleicht doch eher deswegen ist, weil ich die Menschen, mit denen ich das Sexualleben teilte eben doch auch in mein Herz geschlossen habe. Ja, es gab zwar auch Sex, nur um des Sex' Willen, aber eigentlich war es mir viel wichtiger den Sex mit jemandem gemeinsam zu erleben und nicht nur zu haben. Ich wollte Gefühle dabei. Ich wollte die Liebe spüren, beim Liebe machen.
Dann kam die Ehe des Grauens! Blind-Date, Dann Umzug auf "Risiko" nach München, damit man sich erstmal kennenlernen kann. Sechs Wochen später war sie schwanger. Und dann war es für mich egal, ob die Beziehung funktioniert oder nicht. Der Verantwortung wollte ich mich nicht entziehen.
(Es ist mir erst nach den 18 Ehejahren klar geworden, dass das ein böser Fehler war. Ich hätte Verantwortung übernehmen können, ohne die Beziehung aufrecht zu erhalten...)
Die Ehe war für mich gar nicht schön. Für meine Frau war Monogamie heilig, der Sex wurde auch immer weniger und ich war totunglücklich. Bin aber geblieben für die Kinder. Es ist mir gelungen die ein oder andere Affäre geheim zu halten und wenigstens die sexuelle Balance etwas mehr zu meinen Gunsten zu verschieben. UND auch Beziehungen zu Menschen aufzubauen, die fürs Herz gut war. Aber mit wachsamer Frau zu Hause, Beruf usw... Es war leider nicht die Zeit da für mehr.
Kurz vor meinem 50sten Geburtstag wollte meine Frau wissen, wie und mit wem ich Geburtstag feiern will. Und da war mir plötzlich klar "Mit Dir nicht". Die Kinder waren dann schon 18 und 16 (beides Unfälle
) und ich dachte, es ist nun an der Zeit...
Parallel dazu hatte ich eine andere Frau kennenglernt. Durch ein Spiel namens Ingress (Vorläufer von Pokemon Go). Und mit der habe ich mich ganz hervorragend verstanden. In JEDER Beziehung!
Und sie hat mir dann auch Unterschlupf gewährt, als ich zu Hause ausgezogen bin.
Und mit dieser Frau wurde dann ein Traum wahr! Endlich! Verständnis auf allen Ebenen. Sexuell mir an Erfahrung bei Weitem überlegen. Sie bezeichnet sich selbst als promisk. Kannte Clubs und allerlei Subkulturen. Und ist selbst eher devot und einem wohldosierten Schmerz nicht abgeneigt.
Das kannte ich alles überhaupt nicht!! Als ich das erste Mal eine Peitsche in der Hand hielt und die benutzen sollte habe ich mich so komisch gefühlt.
Als ich dann gemerkt habe, dass ich damit durchaus Freude bereite habe ich mehr und mehr gefallen daran gefunden.
Sie ist absolut offen, wenn es um Liebe geht. Sie ist genauso Empath wie ich es bin. Eher noch mehr. Wir haben uns tage- und nächtelang über Gott und die Welt unterhalten und eben auch über Sexualität, Partnerschaft, was uns wichtig ist und das wir beide die Freiheit lieben. U
Mit dieser neu gewonnenen Freiheit konnte ich erst einmal überhaupt nicht umgehen. Ja, ich wusste, das ich sie nutzen wollte und konnte, aber mein Leben vorher hat mich doch zu sehr geprägt. Gewissensbisse, schlechtes Gefühl, Schuldbewusstsein... All das liess sich einfach nicht eben so abschütteln. Es war da. Ich musste an mir arbeiten! Ich wollte auch nicht lügen und betrügen, habe mich aber doch dabei ertappt, wie ich selbst Dinge einfach nicht gesagt oder mich drumrum geredet habe. Einfach weil ich Angst hatte, es hätte Konsequenzen.
Einmal hat sie mich aber direkt gefragt und da musste ich auch direkt antworten. Lügen wollte ich nicht. Und dann war es raus, das ich eben noch etwas mit einer anderen Frau hatte. Und was dann folgte hat mein Leben verändert!
Sie hat sich für mich gefreut! Sie fragte ob ich eine wirklich gute Zeit habe und ob mir das gut tut. Alles konnte ich bejahen und sie meinte nur, dass das doch wunderbar sei! Sie freut sich für mich. Sie befürwortet alles, was mir gut tut.
Und ich habe sie sowieso schon geliebt. Aus tiefstem Herzen. Aber in dieser Situation kam die Expansion meiner Liebe einem Urknall gleich! Ich weiß wirklich nicht, wie ich das sonst beschreiben soll, was in dem Moment in mir vorging.
Das hat mir gezeigt, dass es schön ist Liebe zu geben. Das es immer mehr wird, wenn man richtig damit umgeht. Und das die Offenheit und Freiheit, die man sich gewährt ein unglaublicher Verstärker für die Liebe ist. Niemandem wird etwas weg genommen, viel wird gegeben.
Mittlerweile sind wir verheiratet. Jetzt schon seit bald 8 Jahren.
Wir sind beide unendlich glücklich uns gefunden zu haben und wir wollen zusammen alt werden (also noch älter als jetzt schon
)
Haben wir nach 8 Jahren Ehe noch ordentlichen Sex? Aber Hallo!
Routine dabei? Ja, das schon, aber schöne Routine. Ein eingespieltes Team eben...
Und während unserer Ehe hatte ich eben auch andere Frauen. Teilweise alte Bekannte, teilweise neu kennengelernt. Und alles ist offen. Liebe ich die anderen Frauen auch? Ja, jede auf eine andere Weise würde ich sagen. Nicht so wie meine Frau, aber ich habe sie alle im Herzen. Schwer zu erklären...
Und genau das beschäftigt mich momentan. Ist das dann polyamor? Ist das eine offene Beziehung? Was ich auf jeden Fall sagen kann: Meine Frau hat Priorität.
Wir nennen uns beide "Ankerpersonen".
Die Frage, die ich häufig gestellt bekomme: Ja "darf" Deine Frau denn auch mit anderen Männern rummachen?
Ja natürlich darf sie! Ich freue mich für sie, wenn sie Freude dabei hat. Aber sie will gar nicht. Sie sagt, sie hat in Ihren früheren Jahren wirklich alles exzessiv ausgelebt und ich genüge ihr jetzt vollkommen. (Was ich fast ein wenig schade finde, da mir das den Eindruck eines Mangels an Balance vermittelt. Aber das ist nur MEIN Gefühl.)
Vor einigen Wochen gab es noch eine Premiere. Eine Frau, die ich noch gar nicht so lange kenne (durch JC), aber die ich auch schon in mein Herz geschlossen und mit der ich schon zwei aufregende Nächte verlebt habe, hat sich mit meiner Frau und mir im Biergarten getroffen. Und es waren ein paar schöne Stunden. Beide finden sich sympathisch und es war sicher nicht das letzte Treffen.
Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Alles lief so, wie ich es mir gewünscht habe.
Warum überhaupt das Treffen? Es lag mir irgendwie am Herzen, dass die Menschen, die ich mag, sich auch kennenlernen. Und ich kann auch nicht ganz verhehlen, dass es mir gefallen würde wenn da noch deutlich mehr passiert... Aber jetzt warten wir erst einmal was die Zukunft bringt.
UPDATE: Sie ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Polykonstrukts geworden. Die beiden hatten letztens auch einen Mädelsabend, als ich woanders unterwegs war und sie beginnen auch gerade mit freundschaftlichen Banden.
So, das war jetzt ein Überblick und da man hier im Vorstellungsbereich ja nicht antworten darf, freue ich mich auf direkte Nachrichten, oder eben eine andere Stelle in diesem Forum.
Vielen Dank an alle, die bis hierher gelesen haben. Respekt!
Und nun freue ich mich darauf Euch kennenzulernen, interessante Diskussionen zu führen und mehr darüber zu lernen, in welche Schublade ich eigentlich gehöre und was es genau mi tder Anarchie auf sich hat.
Liebe Grüße,
Stefan