Beziehungskreise und Fluktuation
Ich bin im Breich der BA und Ployamorie noch neu und bislang noch ohne praktische Erfahrung, da ich bislang klassich seriell monogam gelebt habe. Und doch zeigt sich mir auch schon in der theoretischen Beschäftigung mit dem Thema, das es eine ganz andere Zufriedenheit hinterlässt .Gerade der erste Satz der Gruppenbeschreibung trifft bei mir voll ins Schwarze.
Beziehungen offen und frei führen, ohne Neid, Besitzanspruch und Machtgefälle - eben wie Freundschaften.
In meinen monogamen Beziehungen habe ich die Erfahrung gemacht das geänderte Interessen eine enorme Spannung aufbauen. Der Druck der dadurch entsteht ist wie eine Zeitbombe , die ich letztlich auch für das Scheitern dieser Beziehungen verantwortlich sehe.
Diese Spannungen entstehen, weil die Exklusivität einer Beziehung die Beteiligten dazu zwingt sich immer wieder zwischen Wünschen und dem Partner entscheiden zu müssen. Sind mir romantische Spaziergänge wichtig, meinem Parner aber nicht (mehr), kann ich mich nur gegen die Spaziergänge oder gegen den Partner entscheiden. Oder Druck auf den Partner ausüben, aber das ist auch nicht besser. (Richtig schlimm wird es wenn Partner durch die Entscheidung sogar ihr Ego stärken - ich bin wichtiger als sein Wunsch nach XY - aber das ist ein anderes Thema.)
Wenn ich den Ansatz von BA / Polyamorie richtig verstanden habe, können diese Spannungen hier durchbrochen werden - indem ich mich auf meine Wünsche einlasse und sie Eifersuchtsfrei leben darf. Ein BA- / Poly-Partner kann seinem Partner romantische Spaziergänge mit anderen gönnen. Bei Freundschaften nimmt man ja auch die Freunde mit ins Kino, die gerade Interesse an dem Film haben. Abhängig von meinen aktuellen Interessen und Emotionen finde ich also Menschen, die meine Interessen und Emotionen teilen und kann diese ausleben.
Meine Frage ist nun, wie eure Langzeiterfahrungen mit einem solchen Modell sind? Wenn ich statt Freundeskreisen nun Beziehungskreise habe, wobei jede einzelne Beziehung ihr Potential aus allen gemeinsamen Interessen der beiden Menschen schöpfen kann, wie stabil sind dabei die einzelnen Beziehungen.
Entsprechen die Fluktuationen dem Kommen und Gehen von Freunden, welches ja auch durch geänderte Interessen beeinflusst wird oder sind solche Beziehungen durch die emotionale Verbindung oder das größere Spektrum an auslebbaren Interessen stabiler? Oder habt ihr die Erfahrung gemacht, dass sich doch immer mal wieder Eifersucht oder ein Konkurrenzdenken einschleicht, dass auch in diesen Beziehungen Spannungen aufbaut, die sich irgendwann entladen müssen.
Und ein Zusatz - wie sieht es in diesen Beziehungen in Bezug auf Schutzbefohlene, vor allem Kinder, aus. Auch wenn ein Patner Interessen, die zu kurz kommen, woanders decken kann - so sind Kinder doch auf ihre Bezugspersonen angewiesen. Gibt es hier Berichte wie Kinder aus solchen Beziehungskreisen aufgewachsen sind?
Dieses Thema würde mich besonders interessieren, da ich gerade miterleben muss, wie die Zeitbombe in der letzten Beziehung nun auch das gemeinsame Interesse Elternschaft zerreißt, welches für mich auch beim Verlust aller anderen Interessen unantastbar gewesen wäre. Ich habe den Eindruck das die allmählichen Verschiebungen wie sie sich in polyamoren Beziehungen entwicklen können und die fehlende Notwendigkeit von absoluten Trennungen, gerade so wichtige Interessen wie gemeinsame Elternschaft besser bewahren als es (scheiternde) monogame Beziehungen können - könnt ihr diesen Eindruck bestätigen?