Omniamorie als Utopia
Die vielen Themen, die sich mit Abgrenzungen von Liebe und Freundschaft, unterschiedliche Beziehungsformen, etc. befassen haben mich nun zu diesem Thema hier verleitet.Ich denke " Liebe " wird viel zu oft an eine Verbindung gekoppelt, viel zu oft taucht die Ansicht auf Liebe kann nur zwischen zwei (oder mehr) Personen entstehen.
Ich denke Liebe lässt sich viel eher als eine Einstellung, als eine Grundhaltung beschreiben.
Mein Profil leite ich ein mit meiner Suche nach persönlicher und spiritueller Entwicklung, und die sehe ich besonders in der Förderung dieser Einstellung . Ich denke Liebe können wir in erster Linie in uns selbst stärken, was dazu führt, dass wir sie ausstrahlen und letztlich jedem und allem gegenüber mit dieser Liebe begegnen können. Da ich die Theorie überzeugend finde, dass die Angst der zentrale Gegenspieler der Liebe ist, bedeutet dies zugleich, dass man seine eigenen Ängste überwinden muss.
Aus diesem Kontext ist die Definition einzelner Beziehungstypen dann schwierig, denn letztlich begegne ich einem Freund mit der gleichen Liebeseinstellung wie einem Partner. Eine Unterscheidung ließe sich höchstens darin finden wo unsere Schnittpunkte liegen, aber welchen Aspekten geben wir dann besonderen wert.
Ein fiktives Beispiel:
- Mit Person A teile ich eine Vorliebe für Fußball, Musikgeschmack, Theater und Tanz
- Mit Person B genieße ich Streicheleinheiten bei gemeinsamen Filmabenden, da wir einen ähnliches Filmgeschmack haben
- Mit Person C habe ich guten Sex, aber sonst kaum gemeinsame Interessen
- Mit Person D arbeite ich an ehrenamtlichen Projekten
Welche Person ist nun am ehesten ein Partner? A weil wir die meisten gemeinsamen Interessen haben und viel Zeit miteinander verbringen, B weil die Zärtlichkeiten am intimsten sind (besonders hier unter Swingern als intimer als Sex eingestuft), C durch die Körperliche Verbindung oder D durch gleiche Ziele? Noch komplizierter wird es wenn sich die Bereiche mischen, Sex und Zärtlichkeiten bei mehreren Beziehungen dazugehören und jeweils unterschiedliche Interessen geteilt werden.
Wenn man aber jedem Menschen in Liebe begegnen will - wie geht man dann mit Ressourcen um? Ja Liebe selbst ist unbegrenzt, Zeit, Kraft und im Zweifel auch Finanzmittel aber nicht .
Wie entscheide ich, wem ich mich zuwende, wie viel kann ich geben ohne die Selbstliebe zu vernächlässigen. Ist die Zuwendung zu mir wichtigen Personen und Personen, die mir ebenso gut tun schon die Selbstliebe, die ich mir zu zugestehen darf. Bleiben dann aber nicht gerade die zurück, die durch Verluste und Leid gerade nichts geben können, die uns nicht gut tun, aber eigentlich besonders unserer Liebe bedürften ? Oder können wir da gar nichts machen, weil diese Menschen erst selbst wieder zu ihrer (Selbst-)Liebe finde müssen?
Wo sind die Grenzen oder gibt es überhaupt Grenzen bei bedingungslos gelebter Nächstenliebe? Wäre die Welt eine bessere wenn wir ab morgen alle mit "Free Hug"-Schildern durch die Straßen laufen und Liebe vermehren indem wir sie teilen?
Und ab wann wird aus selbstloser Liebe Ausnutzung? Kann man bedingungslose Liebe überhaupt ausnutzen, wenn man doch der Definition nach gar nichts als Gegenleistung erwartet?
Ich habe auch davon gelesen, dass der Aufschwung des Menschen auch von seiner sozialen Art abhing. Wir sind weder besonders stark oder schnell, wenn man uns mit Tieren vergleicht, aber wir konnten im Team jagen und uns organisieren. Diese Fähigkeit half uns bei unserer starken Verbreitung.
Heutzutage fällt dieses ideal aber oft zurück. Kapitalistisches Konkurrenzdenken spielt und mehr und mehr gegeneinander aus, statt die Stärken der einzelnen zu verbinden. Und im Rahmen einer Konkurrenz gibt es immer Verlierer die fallen gelassen werden.
Wie könnte eine Arbeitswelt aussehen die durch Liebe geprägt wäre, weil sich die Menschheit einer Omniamorie öffnen würde. Würde ein solcher Zustand nicht unser Potential zur vollen Entfaltung bringen?
Nur wie kann man darauf hinarbeiten? Sind Gemeinschaften, Kommunen und solidarische Projekte da auf dem richtigen Weg und wie verhält es sich zur Angst? Können wir solche Projekte eingehen, obwohl wir uns einer eventuellen Ausnutzung durch Menschen aussetzen, die noch durch Ängste geleitet werden? Oder müssen wir es sogar, weil die Angst vor Ausnutzung auch uns von der Liebe fernhalten würde?
Ich bin gespannt wir in zu solchen Gedanken steht und bin mal gespannt in welche Richtung sich das Thema entwickelt.