Das Label ist tot - es lebe die Beschreibung!
"Liebste", "Lieblingsmenschen", schlimmstenfalls neudeutsch zum etwas gestelzten Erklären "Live-in-Beziehung" (um zu erklären, daß man unter einem Dach wohnt und dadurch Verpflichtungen übernommen hat).
Ansonsten ist es ja gerade Essenz der Beziehungsanarchie, daß wir
keine klassischen abgrenzenden Begrifflichkeiten mehr verwenden (wie "nur Freunde" / "loser Bekannter" / "Intimpartner*in").
Aber dafür (wir begrüßen an dieser Stelle alle Freunde von gewaltfreier Kommunikation) muß in Beziehungsanarchie natürlich genau deswegen
viel mehr beschrieben werden; Beispiele:
"Das ist der Thomas, ein fantastischer Koch, genialer Ukulele-Spieler, Vater meiner Tochter, wir zahlen gemeinsam ein Auto ab und er ist der zuverlässigste Umzugshelfer, den ich empfehlen kann!"
Oder:
"Das ist Kathrin, meine derzeitige Gefährtin auch in intimen Stunden, kocht den großartigsten Kaffee, ist eine perfekte Tagesplanerin, hat's nicht so mit Kindern, hat aber eine geradezu unglaubliche Ader für geheime Geschenkwünsche!".
Und diese Beschreibungen sind sozusagen quasi schon zu kurz, da nur schlaglichtartig.
Bei jedem unserer Beziehungsmenschen müssen wir (und wollen wir
) ganz genau erklären, was er/sie/es für unser Leben bedeutet.
"Wie ja, aber da sehe ich ja dann Erklärungsbedarf für diesen sexuellen Bereich...?"
Ja - aber natürlich!
Hallo, das hier ist Beziehungsanarchie?! Wenn wir uns da keine sexpositive Lebenseinstellung leisten können, wo dann?
Natürlich wäre es z.B. in den obigen Beispielen qualifizierend, daß mit Thomas wohl nicht mehr unbedingt die Bettstatt geteilt wird, mit Kathrin hingegen schon.
Und ganz unbenommen davon spielen
beide Menschen im Leben der erzählenden Person eine nichtsdestoweniger wichtige Rolle (!).
Natürlich ist u.U. die Information ebenfalls bedeutsam, wer zu unseren Intimpartnern zählt. Aber wer nur einen Umzugshelfer sucht, der braucht diese Information nicht - und in so einem Gespräch würden wir sie auch vermutlich nicht enthüllen.
Warum gewaltfreie Kommunikation (GfK) und BA?
Weil es genau wegen dem erhöhten Beschreibungsbedarf wichtig ist, seine Lieblingsmenschen und Beziehungen möglichst undiagnostisch zu beschreiben. Subjektivität ist selbstverständlich erlaubt - möchten wir doch herausstellen, wofür wir Thomas oder Kathrin schätzen.
Aber GfK trainiert, aus diagnostischem Denken, aus Spekulation oder "Beurteilung" auszusteigen.
Und so wollen wir unserem Gegenüber ja auch unsere wunderschönen Beziehungen darstellen
.