von Wicky41
...mit dem ich an einem Strang ziehe, der dann nach erreichen unserer gemeinsamen Ziele...
Man arbeitet sich zu zweit durch was hindurch und der andere weiß genau um die Anstrengungen und Gefühle , also jemand der die Freude darüber nicht nur bisschen für einen teilt nachdem man es ihm erzählt hat, sondern der sich wirklich mit einem freut weil er es versteht.
Für mich war und ist dies eigentlich der entscheidende Punkt, der Partnerschaft für mich ausmacht und gleichzeitig war es auch der Weg der mich zur Polyamorie geführt hat.
In meiner letzten Partnerschaft wurde genau dieses "an einem Strang ziehen" zu einem Problem, immer mehr Lebensbereiche fielen aus der Partnerschaft heraus und auf immer mehr musste zugunsten der Partnerschaft verzichtet werden. Und so wuchs die Sehnsucht jemanden zu haben, mit dem auch diese Bereiche (damals vor allem gemeinsam wohnen) geteilt werden können. Da neben diesen Zielen aber immer noch eine starke Verbundenheit zur damaligen Partnerin vorhanden war sah ich in der Polyamorie, als ich diese entdeckte, einen möglichen Weg dieses Problem zu lösen. Die Partnerin sah dies allerdings nicht so, so dass die Spannungen letztlich zum Ende der Partnerschaft führten.
Nun ist allgemein anerkannt Ziele ja auch mit Freunden anstreben zu können, aber genau da stoße ich persönlich auf ein Problem. Ein Mensch mit dem ich derartige Ziele verfolgen kann wird vermutlich früher oder später über den "Freund" hinauswachsen und die Verbindung zwischen uns kann sich um spirituelle, emotionale und/oder körperliche Sehnsüchte erweitern.
Wenn man also seine wichtigsten Ziele - und um die geht es hier ja - mit mehreren Menschen teilen muss, um sie erfüllt zu bekommen, lässt sich meines Erachtens nicht Ausschließen, dass die Beziehungen zu diesen Menschen auch zu einer gewissen Intimität führen.
In diesem Kontext finde ich auch eine Stelle aus "About a Boy" interessant. Es gibt die Stelle an der der Sohn feststellt: "Zwei sind einfach nicht genug, denn wenn dann einer ausfällt ist man allein." Zwar geht es dort nicht um Polygamie, aber mir gefällt das dort verwendete Bild der Inselkette, die unter Wasser alle miteinander verbunden sind. Ich denke dieses lässt sich sehr gut auf polyamore Beziehungsgeflechte übertragen.
Wichtig dabei ist jedoch die Motivation mit der man diese Geflechte aufbaut. Solange sie aus einem Zusammenhalt und gemeinsamen Zielen wachsen, resultieren sie aus der Liebe zu diesen Personen. Gefährlich wird es aber, wenn wir aus Angst (zu meinem Weltbild vom Liebe-Angst-Dualismus verweise ich auf vorherige Beiträge im Forum) einfach irgend jemanden oder sogar möglichst viele zur Absicherung suchen. Dadurch gehen wir in die falsche Richtung.
Um also zur Ausgangsfrage zurückzukehren - ich finde Lebenspartnershaften und Polyamorie schließen sich nicht aus, nur gibt es eben auch Lebensbereichpartnerschaften mit Menschen, mit denen wir nicht alle Ziele teilen – was im Grunde eigentlich die Regel sein dürfte, vor allem, wenn man bedenkt dass sonst auch jede Veränderung zeitgleich bei beiden stattfinden müsste, damit
von Wicky41
der sich wirklich mit einem freut weil er es versteht
auch in allen Bereichen erhalten bleibt.
von tinkerbell2016
Jemand, mit dem ich zusammen mein Leben plane und der mit mir zusammen über Lebensereignisse entscheidet.
Für mich ist eine derart verbundene Grundhaltung also immer noch essentiell für jeden Menschen, der Teil des Partnerschaftsgeflechts werden könnte, auch wenn Partnerschaften für mich nun nicht mehr exklusiv sein müssen. Tatsächlich gibt es aktuell sogar nur einen Menschen, mit dem ich eine solche Verbundenheit teile, so dass ich objektiv betrachtet monogam lebe. Meine Partnerin kennt allerdings meine polyamoren Ansichten, von daher weiß ich nicht wo uns die Zukunft noch hinführen wird.