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Absprachen und Regeln

*******Top Mann
1.164 Beiträge
Interessant…
Bisher hatte ich es mir wohl ziemlich einfach gemacht:

Die Beziehung wird von denen definiert, die sie führen (wollen).

Davon ausgehend, dass sich alle Beteiligte in der Beziehung wohl fühlen wollen, sind die Absprachen und vereinbarte Regeln für mich eher nur Mittel zu diesem Zweck.

****on:
Für mich gilt eine Hauptabsprache: Alles soll mit Wohlwollen geschehen.

Das ist für mich keine „Spielregel“, sondern eine Selbstverständlichkeit!

Und eine Frage der Einstellung.

Wenn ich Gegenüber nicht mit Wohlwollen begegne, macht eine Beziehung mit ihm wohl kaum Sinn — außer, ich will ihn nur zum eigenen Vorteil benutzen. Umgekehrt müsste ich dumm und/oder masochistisch sein, mich freiwillig mit jemandem einzulassen, der mir nicht mit Wohlwollen begegnet.

****on:
Wir äußern uns emotional und in unserem Tun jeweils transparent und wirklich genügend ausführlich.

Transparenz gehört für mich auch zu den Selbstverständlichkeiten. Was ist eine Beziehung wert, die nicht von Offenheit und Ehrlichkeit geprägt ist?

Die Kommunikation gehört für mich auch dazu — in dem Umfang, dessen beide/alle jeweils bedürfen. Was „genügend ausführlich“ ist, richtet sich dabei wohl nach dem, der gerade den größten Bedarf hat.

Falls mit „emotional“ gemeint ist, auch über Gefühle zu reden, gehört das für mich dazu. Für mich ist das „so normal“, dass es keiner besonderen Verabredung bedarf.

Jemand, für den das nicht ebenso selbstverständlich ist, werde ich wohl kaum über solche Regel dazu bringen, seine Einstellung und sein Verhalten meinen Vorstellungen anzupassen — ganz davon abgesehen, dass er für mich von vornherein kein „passender“ Beziehungspartner wäre und ich nicht auf die Idee käme, ihn über solches Regelwerk dafür zu „qualifizieren“.

Falls mit „emotional“ gemeint ist, seinen Emotionen freien Lauf zu lassen — so, wie der Mageninhalt eines Betrunkenen an der nächstbesten Laterne einfach raus muss — habe ich dazu auch eine andere Einstellung.

****on:
Wir bemühen uns um ein Gefühl der Sicherheit, erzeugt durch Verlässlichkeit, Berechenbarkeit, gezeigte Zuneigung und die vorgenannte Transparenz.

Wenn meine Integrität kein Gefühl der Sicherheit bietet, dürfte ein vordergründiges Bemühen darum wohl eher das Gegenteil auslösen. Solche Regel finde ich schon deswegen sinnlos: Wenn ich für meine Partnerin nicht zuverlässig und berechenbar bin, dürfte auch eine gezeigte Zuneigung mir kaum helfen.

****on:
Wir bemühen uns um Selbstehrlichkeit und Ehrlichkeit. Wir schonen weder uns selbst, noch das Gegenüber aus Harmoniebedürfnis und falsch verstandener Rücksicht.

Hä? Entweder bin ich ehrlich, oder ich bin es nicht.

Wenn jemand mich von außen betrachtet und sich tatsächlich und objektiv ergibt, ich bin nicht ehrlich zu mir selbst, hatte ich das wohl selbst kaum bemerkt. Da würde die Regel weder helfen noch einen Sinn machen.

Zu Harmoniebedürfnis und falsch verstandener Rücksicht gibt es immer mindestens zwei Auffassungen. Sich selbst nicht zu schonen ist noch „Privatvergnügen“. In Richtung eines anderen würde ich sie eher als einen Versuch der Legitimation, über den anderen hinweg zu bügeln, verstehen (und deswegen ablehnen).

****on:
Wir erlauben uns ausdrücklich Eifersucht. Sie darf sein, aber wir machen uns klar, dass sie irrelevant und nicht gefährlich ist.

Bei dieser Regel erlaube ich mir eine emotionale Reaktion: Was für ein Unsinn!

Eine Regel, die Gefühle oder Emotionen ausdrücklich erlaubt? Das bedeutet im Umkehrschluss, man könne sie mit anders formulierter Regel auch verbieten.

Wer so fühlt, für den ist das wohl auch relevant. Ergo liegt in der Formulierung einer solchen Regel entweder eine Nichtachtung oder die These, Gefühle und Emotionen seien nicht relevant — was die Relevanz der Beziehung bzw. deren Grundlage in Frage stellt. Egal wie herum man es betrachtet — spätestens diese Regel bzw. wenn einer auf die Einhaltung dringt, dürfte gefährlich werden — nur in anderem Kontext.

****on:
Wir erlauben uns ausdrücklich gegenseitige Verletzungen, versuchen diese aber zu vermeiden. Wir sind entschlossen, Verletzungen auszuhalten und wohlwollend miteinander zu bearbeiten und zu heilen.

Spätestens bei dieser Regel würde ich, wenn ich damit konfrontiert würde, denken: Renn, so schnell und so weit Du kannst!

Verletzungen zu vermeiden halte ich in einer Beziehung, die von Liebe, Freundschaft, Wohlwollen und Wertschätzung geprägt ist, für eine Selbstverständlichkeit.

Eine Regel, die Verletzungen ausdrücklich erlauben will, sähe ich als den Versuch, einen Freibrief dafür zu bekommen und sich verhalten zu dürfen wie die Axt im Walde. Das hätte ich gemäß der Regel auch noch auszuhalten und von dem, der mich verletzt hat, auch eine nach seiner Auffassung heilende Therapie über mich ergehen zu lassen. So weit kommt’s noch! Wie viel ich auszuhalten bereit bin, entscheide immer noch ich — und das bestimmt nicht nach irgendeiner Regel.

****on:
Wir machen uns Projektionen bewusst so gut es geht, und vermischen nicht die Verantwortlichkeiten für unser jeweiliges Wohlergehen.

Spätestens das (und das Folgende) wirkt auf mich wie aus einem Buch oder einer Seminarbroschüre abgeschrieben.

Die Regeln „wir reden“, „wir setzen uns miteinander auseinander“ und „wir sind ehrlich“ halte ich für bewährt und pragmatisch. Die sind so einfach, dass jeder ohne Bücher, Seminare oder lange Diskussionen darauf kommen kann. Man muss sie einfach nur anwenden, statt darüber zu diskutieren.

Irgendwie habe ich dabei Assoziation zum Film „Das Leben des Brian“ — zu den Diskussionen, die darin von der Volksfront von Judäa und der Judäischen Volksfront geführt wurden, sowie den Regeln der Beziehung von Brian zu Judith.
Gerade empfinde ich es als sehr spannend hier! Regularien - egal, ob für mich, oder für andere - empfinde ich als starr. Sie werden nie einer aktuellen Situation wirklich gerecht. Weil alles ständiger Veränderung unterliegt; und weil diese Regularien niemandem wirklich dienen, oder gerecht werden. Niemand ist heute der, der er gestern war, und niemand wird morgen der gleiche wie heute sein.

Im fließenden Erleben brauche ich kein Gerüst. Jeder hat seine aktuellen Gefühle; seine aktuelle Ethik, nach der er handelt. Dazu bedarf es der Kommunikation im Jetzt; und nicht starrer Vereinbarungen. Diese Enge würde ich nicht leben wollen.

Liebe ist frei und okkupiert nicht. Sie fließt, wenn ich sie lasse. Lasse ich sie nicht, entstehen Stauungen und Blockaden, die denen Probleme machen, die Probleme suchen und wünschen. Warum auch immer das geschieht.

Jede Reglementierung ist angstbasiert. Sie versucht, das zu vermeiden, was sowieso passiert. Das Unvermeidliche sucht sich nur dann einen anderen Weg...
*****al4 Mann
798 Beiträge
Spätestens das (und das Folgende) wirkt auf mich wie aus einem Buch oder einer Seminarbroschüre abgeschrieben.

Danke. Finde ich mittlerweile bei vielen Beiträgen hier, auch dem folgenden von kkmk.

Regeln sind etwas völlig anderes als Regularien. Miteinander abgesprochen helfen Regeln Rücksicht auf die Bedürfnisse des Anderen zu nehmen, und ja auch Schutz ist ein Bedürfnis, das sein darf. Und Bedürfnisse ändern sich, und miteinander abgesprochen ändern sich damit auch die Regeln, die man miteinander vereinbart. Und damit sind sie etwas sehr liebevolles, das ein Miteinander und Allein sehr sinnvoll, sehr achtsam wachsen lassen kann.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Ich frage mich, ob das Aufstellen vieler "Regeln" und das andauernde Reflektieren-wollen dessen, woher nun was genau kommen könnte, sowie ständiges Versuchen, möglichst Vieles in irgendeine Absprache zu packen... nicht im Widerspruch zu genau DER Freiheit steht, die sich doch offensichtlich so viele Menschen hier wünschen. *nachdenk*

Bei SOOO viel Analysiererei des Miteinanders frage ich mich auch, ob da - vor lauter "Tiefgang" - *skeptisch* noch Zeit für's Leben bleibt. Partnerschaft bedeutet doch auch, sich ohne große Worte zu verstehen und sich in vielem einig zu sein - also "ähnlich zu ticken", oder nicht?

Oder... sind diese ganzen Regeln vielleicht eine versteckte Sehnsuct nach einer Sicherheit, die sich m.E. auch nicht durch diese Regeln einstellen wird.
Für mich ist Grundvertrauen in den Partner wichtig und ich weiß, dass mein Partner mich nie verletzen WILL, dies aber aufgrund der Unterschiedlichkeit zweier Individuen (jetzt muss ich auch grinsend an Brian denken *lol* ) passieren kann.

Meist sind doch unterschiedliche Bedürfnisse Ursache für Probleme und Verletzungen und ich bin sehr skeptisch, ob diese sich durch Regeln vermeiden lassen.
Und WENN, dann bedeutet das doch, dass ich irgendetwas aufgrund einer Regel unterdrücken muss und nicht - wie ich es mir wünsche - ehrlich und frei im Miteinander bin.

Würde mein Partner mir sowas sagen, wie:
"Wir erlauben uns gegenseitig Eifersucht zu empfinden", so würde er vermutlich einen ziemlich *crazy* Blick von mir zu sehen bekommen.
Für mich klingt das so, als wäre da zu viel "Poly-Lektüre" ins Denken geschwappt und ... nee, Leute... das ist mir VIEL zu wenig wirklich emotional und spontan.

Wer schreibt denn Protokoll bei dem Ganzen? *zwinker*
Die Frage soll überhaupt nicht böse rüberkommen, aber, sie stellt sich mir tatsächlich, denn so ein Regelwerk muss ja bestimmt in regelmäßigen Abständen evaluiert werden, oder *nixweiss*

Für mich ist das nichts. Ich beschäftige mich lieber dann mit etwas, wenn es tatsächlich in meinem Leben ist und... nicht prophylaktisch. Ich habe nämlich schon GANZ oft festgestellt, dass es im Leben - und auch im Fühlen - völlig anders kommt, als man denkt.
Und dagegen KÖNNEN wir uns - meine Meinung - nicht absichern... - durch keine noch so "tiefgründige" Analyse... *blumezupf*
*********erker Mann
11.918 Beiträge
Die meisten Regeln...
macht man nicht untereinander aus, sondern die gibt einem schon der gesunde Menschenverstand vor.
Das funktioniert natürlich nur, wenn man sich schon länger kennt und einander vertraut.

Die wichtigste Regel und eigentlich auch die einzige:

Vertraue Deinem Partner zu 100%!

*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
Ich finde, dass "Vertrauen" keine Regel sein kann.

Wenn der Partner das Vertrauen missbraucht und ich dann nicht mehr vertraue, dann habe ich die Regel gebrochen ? Ich muss ein schlechtes Gewissen haben, weil ich ihm nicht mehr vertraue ?

*nono*

Vertrauen ist ein Gefühl, dass ich habe oder nicht. Und wenn ich es nicht habe, dann muss ich überlegen, was das für eine Beziehung ist und ob ich sie so haben will.
*********erker Mann
11.918 Beiträge
*******na57:
Ich finde, dass "Vertrauen" keine Regel sein kann.

Wenn der Partner das Vertrauen missbraucht und ich dann nicht mehr vertraue, dann habe ich die Regel gebrochen ? Ich muss ein schlechtes Gewissen haben, weil ich ihm nicht mehr vertraue ?

*nono*

Vertrauen ist ein Gefühl, dass ich habe oder nicht. Und wenn ich es nicht habe, dann muss ich überlegen, was das für eine Beziehung ist und ob ich sie so haben will.

Am besten nicht immer so lesen, wie man es lesen möchte, sondern so wie es da steht.
Wenn einer die Regeln gebrochen hat, dann ist doch eh erstmal Schluss.... dann macht niemand so weiter wie gehabt!
******ron Mann
4.644 Beiträge
Wenn einer die Regeln gebrochen hat, dann ist doch eh erstmal Schluss.... dann macht niemand so weiter wie gehabt!

@Lusthandwerker für Dich vielleicht...

Und *nein* bei mir gibt es auch keine Regeln.
Das hat was mit dualem Respekt zu tun und den Gefühlen die ich für jemanden habe. Wen ich wen liebe, dann so wie er ist. Ich will keine Kompromisse, keine Erziehung oder Anpassung.
Wenn es Probleme oder ungute Gefühle gibt, dann hilft erstens nachdenken und zweites mit entsprechenden Leuten reden...

Ich muss dabei auch nicht alles wissen oder verstehen 😉
*********erker Mann
11.918 Beiträge
Ich meinte Schluss mit Vertrauen... dann ist erstmal Redebedarf
******ron Mann
4.644 Beiträge
Auch dann nicht.

Der Partner kann gar nicht mein Vertrauen missbrauchen. Er kann mich weder hinter gehen, noch anlügen oder verletzten.
****OGX Paar
52 Beiträge
Wer los kann kommt irgendwann an.
Bei uns ist es wichtig loyal, empathisch und ehrlich miteinander umzugehen. Und hier ist Schlüssel Kommunikation, denn ohne Einblicke ins eigene Gefühlsleben kann kein anderer nachvollziehen warum du was wie haben möchtest bzw wo deine Grenzen sind. Es nützt leider auch die beste Absprache nichts wenn der andere nicht weiß was er will.
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