Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Freundschaft sich erst dann ganz deutlich zeigt, wenn's brennt - wenn man in einer wirklich schwierigen Situation ist.
Als 2008 mein Mann starb, hatte ich vorher einen sehr großen Kreis von Menschen, die ich als Freunde bezeichnet habe. Tatsächlich gab es aber nur SEHR wenige Menschen, die ich in dieser Situation um mich haben konnte. Es war ein sehr geborgenes, tragendes Gefühl, wenn einer dieser Menschen bei mir war und es war maximal eine Hand voll von denen, bei denen ich vorher gesagt hätte: "Das sind Freunde."
Trotzdem haben einige dieser Freundschaften danach nicht "überlebt", weil ich mich eine Zeit zurückzog. Wenn man nicht mehr zu Treffen geht, Geburtstage vergisst, etc... , weil man "in einem Loch hängt", ist es für die Anderen ja auch extrem schwer einzuschätzen, was sie tun können.
Eine sehr schöne Erfahrung ist, dass genau DIE Menschen irgendwie bleiben, die ich schon ewig "beste Freunde" nenne. Da kann über Monate der Kontakt völlig ruhen, aber... man wird sich nie fremd. Auch, wenn das nur 2 oder 3 Menschen sind, so ist GANZ sicher, dass das nie abreißen wird.
Das sind "beste Freunde" und daneben gibt es eben die, die so eine Art "Lebensabschnitts-Freunde" sind. Die, die kommen und gehen und das ist OK, wie es ist. Sie sind mehr als Bekannte, denn als solche würde ich eben die bezeichnen, die ich so kenne, ohne, dass ich die Frage: "Wie geht es dir?" ihrerseits als besonderes Interesse werten und sie dementsprechend ehrlich beantworten könnte.
Fazit: Es gibt für mich eine unterschiedliche Art von Freundschaften. Und bei DEN Freunden, die mir die wichtigsten im Leben bleiben werden, ist es tatsächlich unbedeutend, wenn sie mich mal nicht einladen, oder, wenn sich wer ohne mich trifft - so wie von der TE beschrieben. Bei diesen Menschen vertraue ich darauf, dass es unserer Freundschaft null Abbruch tut und es IMMER was geben wird, was da drüber steht.
Meinen seit 38! Jahren besten Freund sehe ich manchmal JAHRE nicht, weil er weiter weg wohnt. Seine Mutter und die Schwestern wohnen ca. 40 km von mir entfernt und wenn er sie mal besucht, bin ich überhaupt nicht sauer, wenn er es nicht schafft, auf dem Weg vorbei zu kommen, oder, wenn er sich nicht meldet. Dann weiß ich, dass irgendwas gerade dagegenspricht - und DAS darf sein.
Wenn ich so darüber nachdenke... so kann ich von mir abschließend sagen, dass "wirklich beste Freundschaft" für mich bleibt und so beständig ist, wie eine Liebe, die auch bei Trennung nicht endet. Und... ich glaube sogar - nein, ich weiß - dass es bei meinem allerbesten Freund sogar mehr als Freundschaft ist, denn es fühlt sich eher so an, wie die Liebe zu meinem Bruder, der auch nicht "nur" Bruder, sondern auch einer der "besten Freunde" ist.
Schön, solche Menschen zu haben und ganz sicher bröckelt da überhaupt nichts, wenn sie mich mal nicht einladen. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn sie einen schönen Tag verbringen. Aber... das ist echt nur bei ihnen so, weil da dieses "Mehr" ist.
Mir kommt gerade der Gedanke, dass Freundschaft in GANZ besonderen Fällen so bedingungslos von mir empfunden wird, wie ich Liebe empfinden kann...