@*******ster :
Wenn wir schon beim Korinthenkacken à la "ganz genau genommen" sind: ist Deine Argumentation bzgl. Gruppen-ÜberUns aber genauso wenig schlüssig. Genauso wie Beziehungsanarchie richtigerweise in der Dyade möglich und mit ziemlicher Sicherheit fortschrittlich ist, gilt das ja auch für Mehrfachbeziehungen. Und diese Gruppe vereint eben die Merkmale anarchisch UND polyadisch.
Abgesehen davon mein lautes Nicken zu Deinen Einlassungen;)
@*******1959 :
„Ich denke: Beziehungsanarchie erfordert ein besonders hohes Mass an Beziehungsfähigkeit, das schwer bereitzustellen ist. Es geht ja zum einen darum, in jeder der Beziehungen ganz im „Jetzt“ und ohne Blick auf andere Freundschaften (denen man ja de facto nichts wegnimmt!) zu schauen „was ist hier stimmig — und was nicht?“. Und zum andern um den achtsamen Umgang mit Details im Angesicht anderer Beziehungspartner, damit diese sehr tief sitzende Dynamik der Vergleiche („was macht sie tolles mit ihm, was sie mit mir nicht machen würde?“) keinen Raum bekommt. Slso: es ist schon ein guter Entwurf, die Beziehungsanarchie, aber auch anspruchsvoll! Denke ich...
Bin ich nicht ganz einverstanden. Ganz im Jetzt einer bestimmten Beziehung und ohne Blick auf andere Freundschaften - ist das überhaupt möglich? Ich erlebe mich permanent als ein mit anderen Menschen komplex vernetztes Wesen...befinde mich mit anderen "Kontaktpersonen" (K1 und K2...;) ) in ständiger Wechselwirkung...quasi eine selbstwirksame Resonanzrunde. Ich stelle keine Vergleiche unter Partnern an zum Zweck der Auf- oder Abwertung...aber das Agieren und Reagieren in der einen Beziehung hat wiederum Wirkungen auf weitere Beziehungen.
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Und noch ein Gedanke, der aber bitte nicht von diesem Kompensationsdingens geleitet ist:
Wenn ich in der einen Beziehung ein Bedürfnis nicht unmittelbar verwirklichen kann, es also eines längeren Prozesses bedürfte, um da weiterzukommen (natürlich ohne Sicherheit auf "Erfolg") und das wiederum auf eine weitere Beziehung verlagere, dann fehlt dieser Aspekt in der erstgenannten Beziehung (oder ist deutlich weniger wirksam). Das ist so. Insofern würde ich den Satz "Das nimmt sich doch nichts" nicht mehr so einfach unterschreiben wie ich das früher getan habe. Ja, es muss nicht per se ein Nachteil sein, aber die Verlagerung ist ein Fakt.