„Ja, genauso sehe ich das auch.
"Mit Poly wäre das nicht passiert" finde ich auch sehr treffend.
DANN (!) solltest du, @*****boy, aber auch wirklich so handeln.
Liebe ist (ich glaube, ich wiederhole mich hier) gekennzeichnet von gegenseitigem Vertrauen und Vertrautheit, von Ehrlichkeit und Offenheit. Zumindest in meinem Verständnis - aber sicher nicht nur in meinem.
Lüge hat da für mich keinen Platz, vor allem dann nicht, wenn es um wichtige, das gemeinsame Miteinander betreffende Fragen geht. Das Verheimlichen von wichtigen Informationen kommt hier der Lüge gleich.
Es ist für mich völlig OK, nicht nur seinen Lebenspartner zu lieben, auch zu anderen Menschen tiefgehende Gefühle (auch Liebe) zu entwickeln und/oder mit anderen Menschen Sex zu haben. Niemand muss sich da einsperren lassen in die Dogmen einer gesellschaftlichen Norm.
ABER!
Es ist
nicht OK, dieses nur für sich in Anspruch zu nehmen und dem Menschen, mit dem man hauptsächlich sein Leben gemeinsam gestalten will und der vor allem genau darauf sein Leben, seine Gedanken, Wünsche und Pläne ausrichtet, dies alles zu verheimlichen und mit Lügen zu vertuschen.
Ich spreche da auch aus persönlicher Erfahrung.
Die Beziehung zu meiner Frau hat sich in den 80ern von Anfang an als sehr offene und freie (heute würde ich sagen: polyamore) Beziehung entwickelt. Mit zunehmendem Alter unserer Kinder, parallel dazu harter beruflicher Anspannung, der Wendezeit und den Wirren danach ist das Polyamore sehr eingeschlafen, wir haben einfach nur noch knapp Zeit füreinander gehabt und sehr monoamor gelebt.
Gegen Ende der 90er wandelte sich dass, ich lernte eine neue Frau lieben und verfiel in genau die Gedankengänge, die du, @*****boy auch anführst: "Ich möchte meine Frau nicht beunruhigen, unsere Zweisamkeit nicht damit belasten." und es ihr anfangs verschwiegen. Wie bescheuert eigentlich, da wir ja schon sehr offen gelebt und geliebt hatten.
Gut, ich habe mich daran erinnert und ihr nach einiger Zeit von meiner Affaire, meiner zweiten Liebe erzählt - und sie war maßlos verletzt.
Nein - nicht weil ich eine weitere Frau liebte und mit ihr Sex hatte.
Sie war verletzt, weil ich sie belogen hatte. Sehr sogar - und es dauerte einige Zeit, bis sie mir wieder wirklich vertraut hat.
Kurz: Nicht die Wahrheit verursacht Schmerz und Verletzung, sondern die Lüge und der Vertrauensbruch.
Deshalb gibt es für die Lüge auch keine Entschuldigung - vor allem nicht: "Ich habe dich aus Liebe belogen, weil ich dir nicht wehtun wollte."