Zur Geschichte
Die EHE war ein Vertrag, den sich nicht alle Leute leisten konnten, also lebten sie eben ohne zusammen und vermehrten sich.
Die Minnesänger besangen ein Ideal - die Beziehungen, die sie besangen, gab es nicht. Oft gab es auch die Frauen nicht. Die Ehefrauen auf den Burgen hatten meistens kein Mitspracherecht bei der Wahl des Mannes, für eine Heirat spielten andere Aspekte eine Rolle. Man unterschied also zwischen "Fiktion" und "Realität". Das blieb bei der Oberschicht bis ins 19. Jahrhundert so.
Und das mit der Lebenserwartung ist nicht zu unterschätzen: bei einem regen Sexualleben des Paares waren Frauen ständig schwanger, was sie auslaugte, und nicht wenige starben früh an Kindsbettfieber, worauf der Mann eine Mutter für seine Kinder suchte und ein zweites Mal heiratete.
Bis in unser Jahrhundert war Ehe auch eine Zweckgemeinschaft zur Versorgung und zur Aufzucht von Kindern. Das änderte sich erst in den 1960er Jahren - heutzutage muss keine Frau mehr heiraten, weil sie schwanger ist, und ihr Geld verdient sie auch alleine. Da kriegt die "Liebe" einen ganz anderen Stellenwert, da fragt man sich, ob man noch zusammen sein will, wenn die Liebe fort ist (vor 70 Jahren war das kaum ein Thema, aber nicht , weil man "besser" liebte, sondern weil die Trennung schlimmer war als die Zweckgemeinschaft).
Dennoch - aus der Vernunft kann auch eine Bindung entstehen, die mit Gefühlen verbunden ist. Nicht mit der rauschhaften Verliebtheit, aber mit Respekt, mit Achtsamkeit, mit Sorge für den anderen ... was doch Liebe auch ausmacht.
Modus aus.
Hinzufügen will ich noch, dass nach meiner Erfahrung das Verliebtheitsgefühl auf die Dauer das normale Leben stört: frau kann sich nicht konzentrieren, frau denkt immer an den Geliebten, vernachlässigt Arbeit und/oder Freunde ---- nach einiger Zeit MUSS frau oder man(n) auch wieder normal werden. Was dann auch wieder ganz nett ist, finde ich.