*******na57:
Seitdem ich keinen Unterschied mehr mache, zwischen "erotischer Liebe" und "Liebe zu Freunden, Familie und Kinder", geht es mir auch besser - die erotische Liebe ist immer irgendwie "höherwertig", weil da Körper und Geist betroffen sind. Sie ist ja im allgemeinen Gebrauch auch die, deren Verletzung am schlimmsten verurteilt wird: eine Mutter, die ihr Kind nicht liebt, liebt es nicht, Pech gehabt. Ein Mann, der seine Frau nicht mehr liebt, sondern eine andere, "betrügt" sie, das .
Aber genau DAS ist doch der Gedanke hinter der Beziehungsanarchie:
Ist eine gute Freundschaft mehr oder weniger Wert als eine (erotische) Liebesbeziehung? Und wie ist da die "Liebe zu Familie und Kindern" einzuordnen? Ist es schlimmer, wenn man seine Kinder nicht mehr liebt oder wenn man seinen Partner nicht (mehr) liebt?
Ist es überhaupt schlimm, wenn man jemanden nicht mehr liebt?
Die Antwort auf alle diese Fragen aus der Sicht der Beziehungsanarchie ist eindeutig:
NEIN. Ja, auch auf die Fragen, die man eigentlich gar nicht mit Ja oder Nein beantworten kann.
Denn diese Fragen sind in der Beziehungsanarchie sinnfrei. Es geht nicht um mehr oder weniger Wert einer Beziehung oder einer Liebe oder einer Freundschaft. Das gibt es nicht - höchstens für den Moment. Da geht es mir selbst bei meinen beiden Söhnen so, dass mit für den Moment natürlich der wichtiger ist, bei dem ich gerade bin (oder der gerade bei mir ist). Aber generell? Ne, da sind mir beide gleich lieb, gleich wichtig.
Und wenn ein Mensch einen anderen nicht liebt (oder auch nicht
mehr liebt), so ist das ein Fakt, etwas, was passieren kann. Und zwar genau so, wie jemand einen anderen Menschen lieben kann. Schlimm wird so ein Ende einer Liebe nur dann (und für denjenigen), wenn mindestens einer in so einer Liebesbeziehung sein Lebensglück von genau dieser Liebe abhängig gemacht hat.
Aber warum kommen die Menschen auf solch komischen Ideen? Würde man sein Lebensglück auch genau so von der Freundschaft zu einem einzigen Menschen abhängig machen? Wohl eher nicht. Klar, weil man ja auch mehrere gute Freunde haben kann.
Mit der Liebe ist es nicht anders - Lieben kann man auch mehr als einen Menschen. Egal ob nun auch sexuell-erotisch oder rein platonisch. Und jemanden zu lieben heißt auch nie, dass der Andere doch einen selbst auch genau so lieben muss. Vielleicht möchte derjenige einen auch nur als guten Freund sehen. Oder kann einen auch gar nicht mögen. Na und? Das ist doch normal.
Und selbst wenn das eher seltene Ereignis eintritt, dass man jemanden liebt, der einen selbst genau so liebt, so ist dass doch immer nur eine Momentaufnahme. Liebe ist etwas sehr zerbrechliches, das neben Vertrauen auch noch auf anderen Dingen aufbaut, die sich gar nicht so konkret beschreiben lassen. So, wie sie einfach da ist, kann sie auch wieder verschwinden. Ist so - und wir können das ja auch immer wieder beobachten. Trotzdem glauben fast alle daran, dass es nicht so ist - Nein, die wirklich wahre Liebe ist natürlich für immer und ewig und exclusiv
Freundschaft wie Liebe sind zwei sehr sehr tief gehende, verbindende und auf gegenseitigem Vertrauen begründete Beziehungsarten, die sich sehr, sehr ähnlich sind, mit fließenden Übergängen und generell völlig gleichwertig.
Und der Sex ist etwas, was beides ergänzen kann (aber nicht muss, Liebe wie auch Freundschaft können auch ohne Sex sehr wohl existieren und gelebt werden).