Zitat von *********aehig:
„Ich bin Dein Mensch
Passend zum Thema "Beziehungsvielfalt" zeigt ARD heute Abend (22.12.21) um 20:15 den Film "Ich bin Dein Mensch".
>> Singlefrau Alma lässt sich von ihrem Vorgesetzten zur Teilnahme an einer ungewöhnlichen Studie überreden: Drei Wochen soll sie mit einem Androiden zusammen leben, der als perfekter Partner auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten wurde. Anfangs glaubt sie noch die Zeit absitzen zu können, indem sie 'Tom' in der Besenkammer abstellt. Allerdings hat sie weder mit der Hartnäckigkeit noch der Lebenslust des künstlichen Wesens gerechnet. <<
Der Film geht erstaunlich leicht - aber keineswegs oberflächlich - an verschiedene Fragestellungen der menschlichen Zweisamkeit heran und ist derzeit (persönliche Meinung) völlig zu Recht Kandidat für eine Oscarnominierung.
Danke nochmals für den Tipp.
Ich habe den Film ein paar Mal angeschaut, das gibt er her, Details vom Feinsten.
"Ich bin dein Mensch" - wie der Titel schon sagt, eher ein Film über einem Menschen (Alma) als über einen Roboter (Tom).
Verblüffend gut gespielt: die Lernfähigkeit dieser Maschine, in jeglicher Hinsicht: Sprache, Gestik, Mimik, Bewegungen, er wird immer besser, eleganter, schöner. Das erinnert Alma daran, dass auch Menschen lernfähig sein können. Und sie lernt mit ihm mit. Auch ihre Sprache, Gestik, Mimik wird lebendiger von Szene zu Szene. Eine Freude, das zu sehen.
Ihr Gutachten:
Sie empfiehlt, Humanoiden nicht als Partner/Partnerinnen von Menschen zuzulassen. Es würde zur Verarmung der Beziehungen zwischen Menschen führen, weil mit den Humanoiden so etwas wie eine Beziehung „auf Minimallevel“ ermöglicht würde, erreichbar ohne große Anstrengung. Es bestehe die Gefahr, dass Illusionen die tatsächlichen Begegnungen komplett überlagern.
Allerdings: solange die Menschen selbst noch nicht voll entwickelt sind, ihre Möglichkeiten als Menschen noch nicht voll entfaltet haben, kann ein Humanoid als Gegenüber überaus anregend und sinnvoll sein, als Lernpartner sozusagen, als künstlicher Entwicklungshelfer auf dem Weg der Selbstfindung und zum Einüben von menschlichen Werten im Umgang mit anderen. So wie es heute schon möglich ist, dass ein Roboter in einer Rehaklinik einen Genesenden bei seinen Gehversuchen begleitet.
So gesehen kann auch die Beziehung zwischen dem in die Jahre gekommenen Juristen und seiner Humanoid-Freundin als etwas „würdevolles“ angesehen werden. Diesem Mann ist es traurigerweise in seinem bisherigen Leben nicht gelungen, so etwas wie Glück zu erleben. Es sei ihm zu gönnen, dass er mit der Roboterfreundin eine Idee davon erhalten kann. Er wird dabei nicht stehenbleiben.
Wie könnte man die Filmhandlung weiterspinnen?
Alma wird bei noch eine Zeitlang bei ihrem künstlichen Tom bleiben, ihn bei sich behalten. Das kann sie, weil sie sich mehr mehr aus ihren alten Mustern herauslöst. Sie wird - wie er - lernen, zu leben, liebesfähig zu sein. Irgendwann wird sie sich von ihm trennen, ihn wieder das sein lassen, was er ist, eine Maschine, ein Hilfsmittel, ein Lern-Roboter.
Und sie wird sich einem Menschen zuwenden. Jenseits von Illusionen.
Schön fand ich auch, was der Film zum Thema Lebensphasen erzählt. Tom betrachtet und registriert alles mit Interesse. Und es ist ihm klar, dass ihm dies immer fremd bleiben wird: Lebensphasen.
Jugend: Almas Erinnerungen an ihre Jugendverliebtheit in Dänemark, der Junge hieß Thomas.
Kindheit: Das Kind der Schwester. Alma kann gut mit ihm umgehen, humorvoll, direkt, authentisch.
Sie gibt ihm einen deutlichen Hinweis: Junge, du bist groß genug, in einfachen Dingen auch mal für dich selbst zu sorgen. Es gibt hier Gläser, an die kommst du heran. Es gibt hier Wasser, da ist der Wasserhahn. Und du weißt, dass du das Wasser selber trinken kannst.
Alter: Ihr dementer Vater. hre Mutter ist offensichtlich bereits gestorben.
Sie geht liebevoll und bestimmt mit ihm um, nicht kränkend, nicht herablassend, respektvoll und auf Augenhöhe, macht ihn nicht schwächer als er ist. Er ist im Besitz von wertvollen Erinnerungstücken, die auch ihr den Zugang zu ihrer Herkunft erleichtern.
Ein großartiger Film mit einer großen Botschaft: Mensch, lerne Mensch zu sein, nicht Maschine. Maschinen sein können Maschinen besser.