ergänzend..
Ich habe den Eindruck, ich muss meinem ersten Beitrag hier noch etwas hinzufügen, um ihn vielleicht verständlicher zu machen bzw. um mich teils zu erklären. Dazu muss ich wohl ein paar Dinge trennen. Da wären auf der einen Seite meine Ansichten zu
bi-interessiert und
bi und auf der anderen Seite die zu
festen Beziehungen. Beide Bereiche enthalten natürlich sowohl ganz persönliche Anteile von mir als auch grundlegendere, man könnte fast sagen "politische" Ansichten. Beginnen wir mit der Beziehungsfrage.
1. Diejenigen, die sich mein Profil angeschaut haben, werden festgestellt haben, dass ich mich selbst als polyamor bezeichne und damit sicherlich auch eine gewisse Schwierigkeit mit
festen Beziehungen im generellen verbunden ist. (Ich suche also auch keine.) Wenn Menschen in solchen Beziehungen jedoch glücklich sind, ist mir das gleich. Ich selbst war es eine gewisse Zeit lang. Von mir aus können sie dieses Konzept auch so offen leben wie sie wollen (wobei ich dann wiederum nicht verstehe, warum es als "feste" Beziehung im Unterschied zur "offenen" betitelt wird). Nur möchte ich kein Teil davon sein, sondern bevorzuge Menschen die "ungebunden" oder sagen wir "vielseitig gebunden" sind.
Das gilt insbesondere, wenn sie in einer Beziehung mit einem Mann leben. Davon möchte ich, mit ihm in der Hauptrolle, kein Teil sein. Das jedoch ist etwas sehr persönliches und muss nicht verstanden, aber bitte doch akzeptiert werden. Anders ist die Lage hingegen, wenn "der eine" Mann nicht die Hauptrolle spielt, sondern einer von mehreren Beziehungen ist (nun, Polyamorie eben) oder wenn die Frau eben neben mir auch mit Männern schläft. Soll sie doch, das beeinträchtigt mich nicht. Ich schlafe trotzdem gern mit ihr, wenns passt. Es geht mir bei dieser ganzen Geschichte nicht darum, dass sie auch Sex mit Männern hat, sondern um das Beziehungsding und das er an erster Stelle steht. Wie gesagt, macht das, nur eben ohne mich.
Soviel zu den persönlichen Anteilen, die ich hier dennoch aufführen wollte, da es vielleicht auch anderen so gehen mag und ich mir wünsche, dass Menschen hier sowas auch in Betracht ziehen.
Was die grundlegendere Seite angeht, gibt es etwas, das ich tatsächlich und ganz aufrichtig nicht verstehe. Das ist, wenn es aus einer
festen Beziehung heraus ok ist, dass die Frau mit anderen Frauen schläft, aber nicht mit Männern. Ich selbst habe mich einmal in dieser Situation befunden, was mich unheimlich wütend auf meinen damaligen Freund gemacht hat. Ich konnte und kann mir das nur damit erklären, dass der männliche Part der Beziehung die Sexualität zwischen zwei Frauen weniger ernst nimmt als die zwischen "seiner" Frau und einem anderen Mann. Damit wird der gleichgeschlechtliche Sex für mich abgewertet und ich fühle mich nicht ernstgenommen. Wenn die Frau das mitvollzieht, na herzlichen Glückwunsch. Mit ihr, für die Homosexualität nicht wirklich ernstzunehmen scheint, möchte ich bitte nicht ins Bett.
Natürlich wird es auch den Fall geben, dass die Frau von sich aus entscheidet, dass "ihr" Mann ihr ausreicht, sie aber als tatsächlich bisexuell den sexuellen Kontakt zu einer Frau misst. Sehr verständlich, dennoch möchte ich aus oben genannten persönlichen Gründen nicht der "Ausgleich" dafür sein. Und desweiteren erscheint mir der Fall, dass der Mann in der Beziehung bestimmt, mit wem die Frau außerhalb dieser schlafen darf, leider öfter der Fall zu sein. (Was ihn dann auch dazu verleitet, das ganze "unter Aufsicht" stattfinden lassen zu wollen oder gar "mitzumischen".)
2. Ich hatte in meinem Beitrag, als ich von
bi-interessierten und
bi Frauen schrieb, nicht die Absicht Frauen ihre Bisexualität abzusprechen. Ihr kennt euch selbst am besten und wenn ihr sagt, ihr seid zu 100% bi, dann glaube ich euch das und sehe daran auch nichts zu diskutieren. Ich habe nur den Eindruck, dass einige hier nicht ehrlich mit sich selbst sind. Das sind dann wohl die hier viel zitierten Damen, die sich selbst als
bi-interessiert oder gar
bi bezeichnen, um ihrem männlichen Partner damit einen Gefallen zu tun. (Auffällig ist ja auch, dass bei besagten Paaren die Frau meist
bi-interessiert und
devot ist, der Mann
hetero und
dominant. Aber das ist ein anderes Thema, dass ich an anderer Stelle wohl nochmal aufgreifen werde.) Wenn ich also hier eine Frau sehe, die sich in ihrem Profil entsprechend bezeichnet, schrillen meine Alarmglocken. Einerseits weil sie sich damit selbst keinen Gefallen tut, andererseits - und für mich natürlich viel wichtiger, da es in den sexuellen Kontakten, die ich hier suche, um mich geht - tue ich mir mit so einer Begegnung auch selbst keinen Gefallen. Gerade wenn dann solch absurde Fälle eintreten wie hier beschrieben, in denen der Mann plötzlich entgegen der Absprache doch dabei ist.
Damit möchte ich natürlich auch keiner Frau absprechen, dass sie in der Tat
bi-interessiert ist und sich sexuelle Begegnungen mit einer anderen Frau wünscht. Aber - und das ist mein eher persönlicher Anteil - dafür möchte ich nicht herhalten müssen. Ich wünsche mir eine Frau, die bereits weiß, was sie will und die wirklich auf Frauen steht und es nicht nur mal eben ausprobieren möchte, um dann vielleicht durch mich festzustellen, dass es irgendwie doch nicht so ihr Ding ist. Dadurch mögen sich manche jetzt vielleicht "ungerecht" behandelt fühlen und denken, "Na, wie soll ich denn Erfahrungen mit einer Frau sammeln, wenn die erfahreneren Frauen, da keine Lust drauf haben?" Tut mir leid, aber ich bin nicht dafür verantwortlich Frauen in die Bisexualität einzuführen und ich möchte mir deswegen auch keine Vorwürfe machen lassen. Nicht, dass das jemand hier getan hätte, es ist mir nur wichtig, das deutlich zu sagen. Auch ich bin hier, um meinen Gelüsten nachzugehen und das war eben genau das, was ich mit meinem ersten Beitrag beitragen wollte: Eine Erklärung warum ich als lesbische Frau keine Lust auf sexuelle Begegnungen mit
bi-interessierten Frauen habe, in der Annahme, dass es anderen ähnlich wie mir gehen könnte. Und damit auch eine mögliche Erklärung, warum es für Frauen, die gerne "erste Bi-Erfahrungen" sammeln möchten, hier so schwer sein könnte.
Sorry für diesen superlangen Beitrag. Ich musste mir gerade mal einiges von der Seele schreiben und vielleicht auch meine Gedanken zu dem Thema ordnen. Bitte versteht mich nicht als blöde Rechthaberin, die auf jede Kritik etwas erwidern muss. Ich wollte nur einiges klarer machen und möchte tatsächlich einfach nur, dass ihr auch solch eine Perspektive kennt. Vielleicht finden einige es ja interessant, das zu lesen und ich freue mich durchaus über Antworten dazu, aber auch darüber wenn das hier nicht zum Hauptthema wird. Eigentlich soll es in diesem Thread ja um den Austausch von ersten Bi-Erfahrungen gehen.
Die hatte ich übrigens außerhalb von Joy, mit Menschen aus meinem persönlichen Umfeld, nur um das noch eben hinzuzufügen. Und ja, sie waren sehr schön. Und ja, natürlich ist es mit jeder Frau anders.
(P.S. Vielleicht ist dies auch einfach die falsche Gruppe für mich. Im Prinzip finde ich den Austausch hier aber recht interessant, weil er sich eben nicht nur auf einen engen Horizont beschränkt.)