Ich glaube, daß es nur verwirrend ist, wenn "passiv" mit "devot" gleichgesetzt wird, so wie es der TE fragt. Auch hochinteressant die Anmerkung von Frau bipaarMUC zum Thema "passiv" in Bezug auf Frauen. Und eins ist ja wohl ganz offensichtlich aus den bisherigen Beiträgen: Jede/r versteht unter "bi" was anderes.
Mich stört nur immer, daß unbedingt alles in das Schema dominant/devot gepreßt werden soll. Nicht jeder Mensch definiert sich darüber, wie auch immer diese beiden Begriffe individuell ausgelegt werden - genau wie "bi". Und ich habe auch überhaupt nicht verstanden, warum ein Mann plötzlich schwul sein soll, nur weil er einmal oder ein paar Mal (je nach Lust und Tagesform, vermute ich) eine bestimmte sexuelle Handlung ausübt. Eine Frau wird ja auch nicht plötzlich irgendwas, nur weil sie mal AV hatte (interessant übrigens, daß es kein separates Wort dafür gibt).
Aber zurück zur Eingangsfrage, die mich auch schon lange beschäftigt. Mein Eindruck ist, daß viele Männer entdeckt haben, daß ihr Anus wunderbar empfindlich ist, und manche haben dann auch entdeckt, daß sich Prostatastimulation von innen toll anfühlt. Und wenn sie ihren eigenen Schwanz mit einem Dildo vergleichen, liegen die Unterschiede doch auf der Hand ... also müßte es wohl auch ein anderes Gefühl sein, einen lebendigen Schwanz im Hintern zu spüren. Ganz klar (für mich wenigstens), daß viele es ausprobieren möchten.
Nur leider gibt es plötzlich anscheinend einen Haufen Probleme, die abslolut überhaupt nichts mit dem tollen Gefühl beim Sex zu tun haben, sondern ganz viel damit, wie man angeblich vom Rest der Weltbevölkerung (oder einem Teil) gesehen wird, gesellschaftlich eingeordnet wird, mit irgendwelchen Etiketten beklebt, womöglich verspottet, verachtet, verfolgt, in manchen Ländern sogar juristisch bestraft wird.
Ist das nicht total irre? Ich verstehe erstens nicht, was daran so verwerflich sein könnte, und zweitens nicht, was es andere angeht (sofern die eigentliche Handlung von zwei oder mehr bewußt damit einverstandenen ausgeübt wird, na, ihr wißt schon).
Huch, ich schweife schon wieder ab. Was ich eigentlich sagen wollte: Analverkehr (wie auch immer) ist auch unter Männern nur eine der möglichen sexuellen Handlungen. Und wie bei allen Handlungen gefällt es dem einen so, dem anderen so, und das ist Geschmackssache.
Und beim "rezeptiven" Analverkehr muß Mann sich stark entspannen, also fallenlassen - schon allein das ist eine sehr erregende Sache, besonders, weil Männer das (leider) nicht sehr oft tun. (Hab ich mir nicht ausgedacht, sondern beobachtet und nachgefragt, wo es ging.) Ich glaube, das ist genau das, was viele hier suchen und was in Ermangelung anderer Bezeichnungen "bi" nennen. (Ob und was man noch mit dem anderen Mann zu tun haben will, ist hier völlig bedeutungslos. Nur weil ich auch gern geleckt werde, bin ich nicht automatisch lesbisch.)
Und weil das Sich-fallen-Lassen einerseits gesellschaftlich als nicht "typisch männlich" gilt und andererseits ein wichtiges Element für "devot" in dem Bezugsschema "dominant/devot" ist, kommt diese Häufung zustande, die hier im Joy und auf ähnlichen Plattformen mit "bi / passiv" umschrieben wird.
Das würde nun auch erklären, warum es so wenige "echte" Bi-Männer gibt (die sich zum Beispiel vom eigenen Geschlecht AUCH erregt fühlen), was hier ja andernorts schon häufig beklagt wurde. Es wäre doch viel einfacher und unstressiger, wenn von vornherein klar wäre: der eine will nur diese spezielle sexuelle Handlung und sonst nix ... und wer außerdem noch mehr möchte, kann das ja dazusagen. Für das eigene sexuelle Verlangen muß sich niemand rechtfertigen.