Ich möchte versuchen, einige hier angesprochene Punkte aus meiner Perspektive zu beleuchten. Für alle die, die mich schon kennen, sorry, ihr kennt einiges davon bestimmt schon.
Meine allerersten Erfahrungen sexueller und emotionaler Art sammelte ich mit einem gleichaltrigen Mitschüler. Uns verband mehrere Jahre ein sehr inniges Verhältnis, das nach heutigem Verständnis deutlich über eine Freundschaft oder gar Freundschaft + hinaus ging. Nach einigen Jahren musste er sich allerdings einigen Familienzwängen unterwerfen und heiratete eine Frau und gründete eine Familie.
Ich hatte nach diesen Erlebnissen auch eine erste Freundin, die im gleichen Alter war, und wie bei Teenagern ohne Erfahrungen üblich, war das alles eher stümperhaft und nicht so toll. Aber schon während dieser paar Monate merkte ich, dass das für mich alles nicht stimmte.
Ich erlebte dann wieder etwas mit einem Mann, und auch hier kam eine emotionale Bindung ins Spiel, und von da an war mir klar, dass ich schwul sein musste. Wie
@*********k_typ schrieb, gab es damals in den 80ern bzw. in meinem Fall frühen 90ern den Begriff Pansexualität noch gar nicht wirklich im Sprachgebrauch, und Bisexualität bestand aus verheirateten Männern, die heimlich was mit Männern hatten. Mein Interesse an Beziehungen zu Frauen oder Sex mit ihnen verschwand über die nächsten etwa 10 Jahre fast komplett. Ich sage fast, denn ab und zu kamen sie mal in meinen Masturbationsfantasien vor, mehr aber nicht. Während dieser Zeit führte ich aber mehrere, teils auch sehr innige und intensive, Beziehungen zu anderen schwulen Männern.
Dies änderte sich erst, als ich schon Anfang 30 war und mich dann das erste Mal tatsächlich länger mit einer Frau einließ. Es war eine Affäre, die aus einer Freundschaft heraus entstand, einfach weil die Stimmung - und wie ich heute weiß - der Typ Frau passte. Wir verbrachten einige schöne Wochen, in denen sie mir so einiges zeigte (ja, sie wusste davon, dass ich so gut wie keine Erfahrungen mit Frauen hatte). Von da an bezeichnete ich mich als bisexuell, weil ich wusste, dass es eben auch bestimmte Frauen gab und gibt, mit denen ich mir Sex und/oder eine Beziehung vorstellen kann. Dies ist nur eine kleine Untergruppe, die große Mehrheit von Frauen interessiert mich weder sexuell noch auf Beziehungsebene, und da funkt auch gar nichts.
Was aber nie aufgehört hat, ist, dass mich Männer nach wie vor viel stärker sexuell ansprechen und erregen, gerade wenn sie homosexuell sind oder zumindest so stark bisexuell, dass sie sich auch auf viel mehr als nur schwanzfixiertes Rumgemache einlassen. Dass sie Emotionen zulassen, auch Zärtlichkeiten oder ähnliches. Mit im Grunde allen heteros gibt es diese Nähe, die ich mit vielen queeren Männern empfinde, überhaupt nicht. Und ich glaube, auch mit vielen bisexuellen Männern hier im JOY würde ich diese Nähe nicht empfinden. Es gibt sie aber, da ich schon Dates mit welchen hatte.
Daher schreibe ich auch in meinem Profil inzwischen ganz klar, dass ich als schwuler Mann gelebt habe, und auch weiterhin ein deutlich stärkeres Hingezogen zu Männern empfinde als zu Frauen. Daher ist auch ein Bi-MMF die einzige MMF-Konstellation, die ich mir überhaupt vorstellen kann.
Bei mir war es definitiv also eine Kombination aus bestimmten Faktoren, die mich dazu "gebracht" haben, mich auch einmal auf Sex mit einer Frau einzulassen. Hätte es diesen Moment nicht gegeben, wer weiß ob ich es dann überhaupt nochmal versucht hätte. Ich möchte dies fast bezweifeln. Aber es gibt eben ein paar wenige Frauen, einen bestimmten Typ und vor allem eine bestimmte Wesensart, die mich zu faszinieren versteht. Aber diesen haben nach meiner Erfahrung eben nur wenige.