Erst einmal vielen Dank an
@*******s_bw für die spontane Einladung, die mich sehr berührt hat.
Ich werde mal versuchen, eine Vorstellung hinzubekommen:
Ich würde mich als bisexuellem Mann bezeichnen, allerdings mit bis jetzt eher spärlichen Erfahrungen.
Aufgrund meiner Geschichte ist es für mich wichtig, mein Geschlecht klar zu definieren.
Vielleicht traue ich mich, die Thematik dahinter in dieser Gruppe ausführlicher darzustellen, weil ich sowohl durch die Moderation von
@*******s_bw als auch durch die Beiträge der Gruppenteilnehmer:innen sehr viel Wertschätzung für alle spüre, deutlich mehr als in 90% der anderen Gruppen im Joy.
Wohl aber eher zu einem späteren Zeitpunkt.
Von meiner Bisexualität wissen nur wenige Menschen aus meinem unmittelbaren Umfeld, einer meiner besten Freunde und meine Exfreundin.
Ich komme aus einem Elternhaus, in dem Nacktheit, Sexualität und körperliche Nähe, ab der / meiner Pubertät sehr schambesetzt war
und /oder nicht (offen) gelebt/ mir nicht gegeben wurde.
Das und die oben erwähnte Thematik, von der ich aber erst viel später erfuhr,
haben u.a. dazu geführt, dass ich in der Pubertät meine Sexualität nur mit mir ausgelebt habe und eine eher traumatische Pubertät hatte. Mein Anschauungsmaterial waren Pornohefte, die ich mir aus dem
Schrank meines Vaters "geborgt"habe.
Aufklärung fand bei uns nicht statt.
Meine Mutter, die meines Vaters Pornohefte irgendwann unter meiner Matratze entdeckte, bot sogar an, dass mein Vater mir ähnliche im Sexshop besorgen könne, aber ich möge doch seine wieder da hinlegen, wo ich sie gefunden habe.
Ein wirkliches Gespräch darüber hat nie stattgefunden.
Ich habe also Sexualität bis zu meinem 18. Lebensjahr nur inspiriert aus Darstellungen in Pornoheften mit mir selbst gehabt.
Bis zum 30.Lebensjahr kamen dann noch Pornokino- und Sexshopbesuche und sexuelle Begegnungen aus Happy-Weekend-Kontakten dazu, in denen es auch erste Kontakte mit einem Bi-Paar und sehr zaghafte Bikontakte mit einem Mann gab. Aber ich hatte
das Gefühl, dass mich beides reizte....für die Anbahnung echter Beziehungen fehlte mir der Mut, war ich zu schüchtern, waren die Erfahrungen in der Pubertät zu schmerzlich.
Meine erste Beziehung zu einer Frau, die nicht nur eine HW-Geschichte war, war die mit meiner späteren Frau, die mir aber relativ schnell das Gefühl
gab, dass, wenn es nicht funktionierte, dies nicht an ihr liegen könnte. Im Laufe der Jahre habe ich mich dann auf ihre Befriedigung konzentriert, was aber dann irgendwann auch nicht mehr befriedigend für uns beide war.
Irgendwann habe ich mit Sexualtherapie begonnen und dann auch irgendwann festgestellt, dass ich als verheirateter Mann auch attraktiv für andere Frauen sein kann und war. Alle Versuche, Sexualität mit meiner Frau zu reaktivieren sind gescheitert, weil sie aus diversen Gründen weder offen dafür war noch achtsam mit meinen Bemühungen umgegangen ist.
Durch die Sexualtherapie bin ich sexuell mutiger geworden, habe mich in diversen Workshops ausprobiert (Stichwort Xplore) und über Joy erneut Bi-Erfahrunngen mit dem Bi-Mann eines Paares in der Anwesenheit seiner Frau gemacht, zum ersten Mal einen Mann geküsst . Über eine andere erotische Plattform habe ich dann meine Freundin kennengelernt, mit der Sexualität für mich das erste Mal in einer Beziehung lust-, humorvoll und befriedigend war und ich mich gesehen fühlte. Für sie war meine Bisexualität kein Thema. Ich fühle mich dennoch immer noch auf der Suche, habe es noch nicht geschafft, mich komplett fallen lassen zu können, aber bin guten Mutes, dass ich auf dem richtigen Weg bin und mir das noch gelingt. Inzwischen bin ich seit letztem Herbst geschieden und seit März relativ überraschend auch ohne Freundin,
wieder auf der Suche.
Soweit mal für den Moment.