Ich hatte das Glück ein tolles Elternhaus zu haben: Habe meine Eltern auch immer mal wieder nackt gesehen, bin mit 10 Jahren schon aufgeklärt worden, und gegen Schwule und Lesben haben meine Eltern nie ein blödes Wort erwähnt. Sich um andere kümmern, teilen, geben und nehmen, Umgangsformen, Respekt, Höflichkeit, soziales Verhalten, lernen usw. waren alltäglich.
Meine eigene Bi-Seite habe ich schon mit 10 entdeckt, hatte dann weitere "Spielchen" mit Schulfreundinnnen in der Pubertät, aber für die war die Genitalzone leider tabu.
Mit 13 habe ich im TV meiner Eltern total fasziniert Woodstock verfolgt, und von da an wusste ich, das ist meine neue Welt: Die vielen langhaarigen Männer auf einem Haufen, die rockige Musik mit den Musikern auf der Bühne, das ganze Feeling von Love and Peace und alles was dann danach kam, diese wilden siebziger und achtziger Jahre haben mich bis heute geprägt
Auch was viele nicht mehr wissen, kamen dann aus Amerika die ersten Bluejeans von Lewis, oh waren die geil, fast alle wollten sie haben auch wenn sie für viele Eltern damals ein rotes Tuch waren, aber irgendwie haben wir es geschafft uns durchzusetzen, zumindest teilweise, und im Radio lief nur noch bei meinem Bruder und mir Rockmusik, auch zum Schreck unserer Eltern
, wo wir uns Musik auf Kassetten überspielten.
Meine Vorliebe für Bi-Männer entwickelte sich auch schon mit 17, als ich damals ein schwules Paar kennenlernte, mich sogar in den einen verliebte und von einem anderen recht schnell erfuhr, dass die beiden schwul seien.
Ich musste diese Info kurz verarbeiten, aber da ich beide sehr mochte, war für mich klar, dass ich sie trotzdem weiterhin mochte, und mit meinem Schwarm sogar öfter mal rumknutschte, und einmal sogar nackt mit ihm die Nacht in einem schmalen Bett verbrachte, nur Sex hatten wir keinen.
Ich hatte dann mit 19 meinen ersten festen Hetero-Freund, und der Kontakt zu Alex, so hieß er, wurde deshalb weniger, aber nicht abgebrochen. Nach 3 Jahren war die Hetero-Beziehung beendet, und der Gedanke an den Sex zwischen 2 Männern, wieder voll da, und ich wollte es einmal real sehen. Habe mir dann mit 22-23 in einer Spätvorstellung eines Kinos, meinen ersten Schwulenporno angeschaut, war auch ziemlich die einzige Frau dort
, der mich dann so dermaßen geil gemacht hat, dass ich es kaum bis nach Hause aushielt
- Von da an wusste ich, dass ich darauf total abfahre, aber man hat trotzdem damals nicht darüber geredet, es wieder verdrängt, und erst im Joy konnte ich diese Vorliebe offen zeigen und angehen
Mit ca. 23 habe ich dann zum ersten mal mit einer Frau leidenschaftlich auf einer Silvesterfete rumgeknutscht, Sex hatten wir keinen, aber die Lust darauf war wieder geweckt. Danach habe ich jahrelang diese Neigung verdrängt, auch mit niemandem darüber gesprochen, weil dann eh Männer interessanter waren
Erst im Sommer 2019 hatte ich dann meinen ersten Sex mit einer lesbischen, jungen Frau, die noch dazu genau 29,5 Jahre jünger war, und mit ihr war ich dann 1 1/4 Jahre fast jedes WE zusammen.
Dabei merkte ich aber auch immer mehr, dass mir der Sex mit Männern fehlte und ich mit ihr da nur sehr begrenzt darüber reden konnte, aber zu dem Zeitpunkt war ich dann im Joy und konnte dort wieder mit Bi- und Hetero-Männern Kontakt aufnehmen. Aber ich musste ihr diese Kontake verschweigen, da sie mir endeutig sagte, dass wenn ich wieder mit einem Mann etwas anfange, unsere Freundschaft vorbei wäre. Mich hat dieses Versteckspiel und die ganzen heimlichen Kontakte ziemlich belastet, aber ich wollte sie auch nicht verlieren, da ich sie ja wirklich mochte.
Durch einen blöden Zufall hat sie es dann rausbekommen, es war vorbei, und ich aber trotz allem auch erleichtert - und damals habe ich mir geschworen, dass ich so etwas nie mehr machen werde.
Mit 19 bin ich von zuhause ausgezogen, habe in Karlsruhe studiert und dort 34 Jahre lang gelebt.
Mein Mann war gebürtiger Ludwigshafener, wir haben uns über die Zeitschrift Quoka kennen- und lieben gelernt
, aber mit 53 ist er dann leider an Leber- und Lungenkrebs gestorben. 19 Tage vorher sind wir erst wegen seiner Krankheit in die Südpfalz bei Germersheim gezogen, das sind jetzt gut 12 Jahre her.
Offen war ich ja schon vorher, aber hier im Joy hat sich das alles noch sehr intensiviert:
Ich bin dadurch sehr selbstsicher, selbstbewusst geworden, weiß genau was ich will oder auch nicht, interessiere mich aber auch immer wieder für außergewöhnliche Menschen, gehe auf sie zu, helfe gerne und wenn dann ein Danke dir und etwas schönes zurückkommt, sind die ersten Hürden schon überwunden
Ich habe für mich in all den Jahren gemerkt, dass ich mit Bi- und Pansexuellen einfach viel besser kann und da eine außergewöhnliche Offenheit und Verbundenheit da ist
. Sie haben etwas, was Heteros oftmals fehlt, nicht richtig verstehen, und keine/r braucht sich irgendwie zu verstellen, zu schämen, weil man genau spürt, wie der/die andere so tickt