Nun werte Gemeinde,
Ablehnung...gesellschaftlich, sozial, sexuell,
familiär, persönlich, was hätten Sie gerne,
worum geht es genau*lächel?
Dieses Social Networking mit seinen LIKES,
KOMPLIMENTEN, WERTUNGEN und 15 Minuten
RUHM für JEDEN ist nicht die Welt, in der ich leb(t)e.
Für mich war der Joy bis zur CORONA-Zeitenwende nur ein
Informations- und Arbeitsmedium im Club- und Nachtleben,
Dates erwartete ich gar nicht, da ich jedes WE im Nachtleben
verbrachte; meine Freunde hier waren Bekannte aus dem Nachtleben,
Sexpartner und Liebhaber lernte ich im Nachtleben kennen,
ich lebte vom und für das Nightlife!
Wenn Ablehnung Ignoranz durch
keinerlei Anschreiben meint, dann habe ich
davon jede Menge im Joy bekommen, gestört
hat mich das selten, einfach falsche, sexuelle Peergroup*lächel...
Als Teil des Systems "Nightlife" mußte ich real auf die Menschen
zugehen, mit ihnen umgehen, mit ihnen arbeiten;
als (einzige) TS in heteronormativen Gemengelagen
wie BDSM-Clubs oder sexpositiven Bars war das anfangs die Hölle,
stand ich doch erst am Beginn meines Weges und war entsprechend
unsicher; im Laufe der Jahre habe ich mir eine feste Rüstung zugelegt,
meinen letzten Vornamen "Zoe" um "la louve" erweitert und damit eine Kunstfigur
erschaffen, eine Facette meiner Persönlichkeit: hart, aggressiv, mit rasantem
Mundwerk, schillernd, eloquent, attraktiv, soweit ich es hinbekam.
Ich wurde so gut darin, Zoe zu sein, daß Sophya, die TS Frau ohne Haare,
dafür mit einer ausgewachsenen Sozialphobie, fast unsichtbar wurde.
Zoe hat mich fast das Leben gekostet und Sophya muß heute
mit der Last dieses Erbes leben.
Zoe kannte keine Ablehnung, sie hätte
nie einen nicht-habbaren Typen angebaggert!
Alles ergab sich immer ganz von selbst, die kluge Frau nimmt nie
den Attraktiven, Selbstsicheren, sondern den, der etwas zu beweisen hat.
Der gibt sich mehr Mühe und schaut nicht ständig
in den Spiegel an der Decke, Erfahrungswerte*grins!
Die größten Komplimente waren Ablehnungen von dieser besonderen Sorte
heterosexueller LeistungsDoms, auf die ich total abfuhr: "Zoe, verstehe
mich richtig, du bist echt eine tolle Frau! Wenn Du eine echte wärest,
dann..."; mehr Kompliment bekam ich nie wieder, denn nur Komplimente
von echten Heteros zählten für mich. Ich sah mich als Frau, nicht
mehr als TS, die immer diese Typen abkriegt, die herumjammern,
daß sie eigentlich nicht schwul sind oder bi,
aber so ein Schwanz an einer Frau....bla, bla, bla.
Das tut richtig weh, frau wird begehrt von einem Mann, der sich und
das, was er tut, eigentlich ablehnt und dann mit eingezogenem
Schwanz zurück in seine kaputte Ehe kriecht...das war der traurige
Alltag zwischen den Geschlechtern...
24 Jahre später, die Vergangenheit ist vergangen,
bin ich nur noch Teil eines Paarprofils, eine ziemliche Umstellung*lächel...
Der Joyclub ist fast zu alternativlos geworden und ich fremdele mit dem
angestrengt netten Umgangston, der nur schlecht Aggression und Frust
überdeckt. Reale Treffen überfordern mich schnell, so komisch
normale Menschen, mit angeblich so exotischen Vorlieben im Profil,
habe ich in den letzten 20 Jahren nie getroffen; ich war wahrlich in einer
anderen Welt gefangen*lacht...
Ablehnung bekomme ich jetzt als Sophya genug, die späte Katharsis
für meine vielen, sündigen Jahre als Zoe, so empfinde ich es...
Mein neues Leben ohne Echthaarperücke,
vom Schwan zum häßlichen Entlein,
es ist härter als ich dachte und macht mich ziemlich fertig.
Meine Unsicherheit ob meiner selbst strahlt aus und entsprechend
unsicher sind sich die Gegenüber, was ist das?
Ja, was bin ich, mein Leben ist Suche nach Selbstdefinition auf dem gelben
Backsteinweg der Geschlechter, ab und an bestehe ich
Abenteuer und irgendwann erreiche ich sogar wieder die Smaragdstadt
und treffe meinen Zauberer*lächel...
Ich habe das vor 24 Jahren geschafft,
ich schaffe es auch heute wieder!
Der Weg ist steiler, die Kräfte geringer,
aber ich bin nicht mehr allein unterwegs,
meine Geliebte ist mit mir*lächel...
Glück auf!
Sophya Z.Zoe la louve
PS. Ein Kompliment an die Gruppe, ich würde nie
so offen schreiben, wenn ich mich bei Euch nicht
wohl fühlte*lächel...