@ mucdream
1) Hosen runter !
Wie alt bist Du - wie alt warst Du, als Du den Schein gemacht hast, wieviele km bist Du in diesem Jahr gefahren, auf welcher Maschine, wann hat Dein Partner Führerschein gemacht, wieviele km fährt er jährlich, auf welcher derzeitigen Maschine ?
2) Anfänger und (Touren-)Partner
Ich kann Anfängern nur den Rat geben, so viel wie möglich alleine zu fahren. Man suche sich eine schöne Strecke aus, die einen nicht langweilt, aber auch nicht überfordert, und mit einem angenehmen Pausenort als Ziel: eine Kneipe, ein Café ... nicht mehr als so 50-70 km ein Weg. Diese erste private Übungsstrecke sollte man häufig fahren - ich bin meine erste Strecke über Monate hinweg 2x wöchentlich gefahren.
Der Sinn und Zweck: die hervorragende Streckenkenntnis, die sich alsbald einstellt, entlastet Dich. Du weißt dann schon beim losfahren, vor welcher Kurve Du in welchen Gang herunterschalten mußt, wann Du Gas geben und wann Du bremsen mußt.
Fahr alleine, damit Dich niemand hetzt, und Du Dich selbst nicht unter Druck setzt, um dem oder den anderen nicht zur Last zu fallen !
Das Übungsziel sei nicht, so schnell wie irgend geht zu fahren, sondern so sauber, so elegant wie irgend geht. Es gibt wenig Disziplinen im Leben, bei denen Effizienz und Ästhetik so nahe beieinander liegen, wie beim Motorradfahren.
3) Der Sinn der stupiden Wiederholung immer der gleichen Bewegungsabläufe ist das Üben und Trainieren - wie ein Schüler Vokabeln üben, ein Sportler trainieren muß, so muß man das auch beim Motorradfahren.
Du solltest Dir bewußt sein, daß nirgendwo der alte Fahrlehrerspruch so stimmt, wie aufm Moped: Der Führerschein ist lediglich die Berechtigung, das Fahrtraining ohne ständige Anwesenheit eines Fahrlehrers alleine fortzusetzen.
Der Anfänger mit der gerade trockenen Tinte vom Prüfer auf seinem Kärtchen kann nicht Motorradfahren - er beginnt, es zu lernen. Verabschiede Dich von dem Ehrgeiz, schon jetzt mit erfahrenen Bikern "mithalten" zu können - das beste, was passieren kann ist: gnadenloser Stress für Dich und Deine Begleiter, das schlechteste, was passieren kann, ist Dein Tod - und der von anderen noch dazu.
Fahre einstweilen nur dann mit anderen, wenn Du sicher sein kannst, daß Du nicht überfordert wirst, und man auf Deine sehr beschränkten fahrerischen Fähigkeiten Rücksicht nimmt. Verbal tun das alle - praktisch nur sehr wenige. Nicht nur mit dem Schwanz, auch mit dem Gasgriff in der Hand ist der Verstand im Arsch.
4) Spezialthema Schräglage
Bei Bernt Spiegel könntest Du nachlesen, daß sich der Mensch ganz natürlich dagegen sträubt, mehr als 20 Grad Schräglage einzunehmen. Das beruht darauf, daß beim Laufen auf natürlichem Untergrund (Sandboden, Gras etc.) bei mehr als 20 Grad normalerweise das Risiko besteht, daß die Haftung der Fußsohlen verloren geht. Auch Tiere nehmen in schnellem Lauf normalerweise keine höheren Schräglagen ein.
Was Du brauchst ist: der Aufbau von Vertrauen in die Haftung Deines Motorrades, Deiner Reifen auf dem Asphalt. Dieses Vertrauen kann nur durch Übung geschaffen werden - siehe oben. Bei fast jeder Übungsfahrt wirst Du feststellen, daß es Fortschritte zur letzten Übungsfahrt gegeben hat - auch ein Grund dafür, stets die gleiche Strecke zu fahren. Bei gewöhnlichem Verlauf der Dinge wirst Du dann auch alsbald merken, daß Deine bisherige psychische Schräglagengrenze kein eiserner Vorhang ist, sondern Du Dich auch darüber hinaus in die Kurve legen wirst - nur so ein bischen, ganz allmählich, wie gesagt. Wenn die psychische Schwelle der 20 Grad erst einmal überwunden ist, kommt man dann ganz von alleine ganz wesentlich tiefer - bis irgendwann die Fußrasten kratzen.
5) Wenn Du keine Bücher lesen kannst oder willst, dann ist der Rat mit den Fahrsicherheitstrainings goldrichtig. Mach nicht nur eines, sonderen mehrere. Das erste noch dieses Jahr (falls noch was in erreichbarer Nähe)angeboten wird, auf jeden Fall dann zu Beginn der Saison 2010, das nächste dann 2-3 Monate später.
Gruß
Nacktzeiger