@ sternnrw
Jetzt muß ich Euch aber mal entgegentreten - Euren Vorwurf, es sei "traurig" so einen thread zu eröffnen, und die ganze Zunft in Verruf zu bringen etc - den verstehe ich nicht so recht.
Ich habe im Eingangsposting einen Fehlverlauf beschrieben - was ist daran "traurig" oder verwerflich ? Traurig wäre es, wenn ein solcher Fehlverlauf zu Stürzen und Unfällen führt. Das war, wie beschrieben, nicht der Fall.
Meine Motivation, soetwas mal zu veröffentlichen, dürfte doch erkennbar sein:
Zu allererst interessiert es mich, ob solche Fehlverläufe auch bei anderen schon vorgekommen sind - und zum zweiten dient diese öffentliche Selbstkritik auch der Warnung und Bewußtmachung von Fehler- und Gefahrenquellen.
Ich halte mich durchaus für jemanden, der sich redlich strebend bemüht, gut zu fahren - weil "schlecht" Motorrad zu fahren kann man sich eigentlich nicht leisten. Nur wer gut fährt, fährt sicher. Wer schlecht fährt, kann schon von kleinsten "Störungen" und erst recht plötzlich auftretenden Gefahren völlig überfordert sein.
Es gibt wohl unterschiedliche "Anfälligkeiten" bei uns Motorradfahrern - eine meiner "Schwachstellen" scheinen wohl solche langen, ereignislosen Geraden zu sein: gerade dann, wenn sie mir gut bekannt sind. Es gibt - in den westlichen Hasbergen - eine ebenfalls sehr lange gerade Strecke, die allerdings durch extrem starken Wildwechsel v.a. in der Dämmerung hochgefährlich ist. Da fahre ich mit 70-80 kmh in "Kampfhaltung" durch, "scanne" die Strassen- und Waldränder mit Argusaugen, bin jederzeit notbrems- und ausweichbereit, suche mir permanent Fluchtwege auch jenseits der Strasse ... und an manchen Abenden hupe ich dort alle 100-200 m "prophylaktisch". Weil mir die dort lauernden Gefahren sehr bewußt sind - ich habe dort schon fast alles, was die heimische Fauna zu bieten hat vor dem Vorderrad gehabt.
Da ich sehr viel im Alltag fahre, Geschäftsreisen mit dem Motorrad mache, habe ich auch BAB-Routine auf dem Moped. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich auf der BAB jemals derart "eingeschlafen" wäre, wie auf jenen beiden Geraden, die ich oben beschrieben habe.
Deswegen hat mich das gerade zweite Auftreten dieses Fehlverlaufes regelrecht ein bischen erschreckt: da gibt es eine Schwachstelle in mir, die ich zuvor noch nicht kannte.
Fahrfehler sind nicht schlimm - normalerweise können sie von einem halbwegs routinierten Fahrer und seinen Fähigkeiten "aufgefangen" werden. Fahrfehler passieren uns allen doch wohl ständig. Schlimm sind Fahrfehler, wenn man wirklich "am Limit" fährt. Dann können sie zum Sturz führen, ohne daß man den Hauch einer Chance hätte. Aber "am Limit" fahre ich zumindest normalerweise nicht.
Fahrfehler sind dann schlimm, wenn man häufiger vorkommende Fahrfehler nicht als "to do" registriert, und nichts dagegen tut.
Nebenbei: die "Trainingsmethode" aus dem Buch von Bernt Spiegel, die ich bis heute regelmässig anwende ist: der "Fehlerzähler". Bei jedem wahrgenommenen Fehler drücke ich auf den "Choke"-Knopf (meine weissblauen haben ja keinen echten Choke). Und ein Fahrfehler liegt immer dann vor, wenn man die Frage: würdest du das nochmal genauso machen wollen ? - mit "nein" beantwortet.
Gruß
Nacktzeiger