Die Geschichten lese und überfliege ich, weil sie mich an Selbsterlebtes erinnert. Gedanklich beschäftige ich mich damit, denn ich lerne immer noch hinzu, wie ich in vergleichbaren Situationen reagieren könnte, um mich eleganter aus der Bedrängung zu ziehen, als das 22jährige heurige Häschen, was prompt in jede Falle hineintappt.
Als mir nach dem Sport zum ersten Mal die Hosen ohne Vorwarnung bis zu den Knöcheln herunter gezogen wurden, war ich erst einmal gelähmt. Mir fiel keine richtige Bewegung ein, mich wieder zu bedecken, ohne albern zu wirken oder noch mehr zu zeigen. Die unsicher begonnenen und wieder zurückgenommenen Bewegungen sorgten für weiteres Interesse auch bei abseits Stehenden, die aufmerksam wurden.
Mit vergiftetem Lob, dass ich doch nichts zu verstecken brauche, solle ich mich anschauen lassen. Dazu wurden meine Hände gegriffen und zu den Seiten gezogen. Gegen die Meute hatte ich sowieso keine Chance. Aus Schock und Unsicherheit ließ ich es geschehen, zumal ich sonst nicht nennenswert angefasst wurde. Später, besonders auch beim Umkleiden zum Schwimmen, konnte ich schon besser mit solchen Situationen umgehen. Unpassende Fragen zu meiner Freundin irritierten mich ebenso auch nur bei den ersten Attacken.
Bevor ich 20 war, parierte ich nahezu alle solche leichten Aggressionen. Die Angreifer ließ ich ins Leere laufen, indem ich selbstbewusst erklärte, sie sollen sich anschauen, was ihnen so gut gefällt und anscheinend sonst nicht zu sehen bekommen. Wenn mir jemand sagte, er wolle es meiner Freundin erzählen, entgegnete ich: "Was? Bist Du wirklich so peinlich zu petzen? Ich glaube damit bist Du bei ihr unten durch. Wir haben nämlich ein gutes Verhältnis und sie mag mich so wie ich bin, auch mit meinen Fehlern."