Auch hier ein Beitrag, der an der Grenze zum bzw. aus dem Folk entstand, wenn nicht bereits aus Songs der frühen Neuzeit.
Sowohl das Geschlecht des/der Erzählers/Erzählerin wechselte, als auch ist unklar, worauf genau er sich bezieht. Eins aber ist sicher: Die Wurzeln von Text und Song liegen (wo sonst bei musikalischer US-Geschichte!) in New Orleans, und auch die archäologoischen Wurzeln sind dort. Denn wahrscheinlich bezieht der Song sich auf ein Etablissement (in Deutsch kurz Puff) der französischstämmigen Marianne le Soleil Levant, in Englisch "Rising Sun". Das längst abgerissene Haus stand wohl in der St. Louis Street Nr. 826–830 und gehörte ihr zwischen 1862 und 1874.
Natürlich rede ich von "House of the Rising Sun".
Da die Ursprünge unbekannt sind, wird als erste Version dieser Rising Sun Blues von 1933, eingespielt von Clarence Ashley und Gwen Foster angesehen, schon der Großvater des Ersteren soll den Song aber gesungen haben.
Etliche Versionen gibt es, hier mal auf dem Cover der Remastered Version sind einige Interpreten genannt: Bob Dylan, Lead Belly, Nina Simone, Pete Seeger, Roy Acuff, Joan Baez, Woodie Guthrie, The Weavers und ungenannte 6 weitere...
Natürlich haben wir alle IHN im Ohr: Eric Burdon, auch genannt der weiße Blues-Sänger.
Seine Version mit den Animals vom Mai 1964 wurde nicht nur ein Hit, aufgenommen mit Alan Price an der Orgel und Chas Chandler am Bass (später Jimi Hendrix Experience) ärgert Burdon sich heute noch (jetzt ist er 80) sein Leben lang über den Erfolg: denn es verdiente stets ein anderer daran. Ohne Wissen der anderen Bandmitglieder trug Alan Price den Song sowohl als Text als auch Komposition als Eigenwerk ein und kassierte fortan.
EB soll laut übersetztem Wikipedia-Zitat noch 2019 dazu gesagt haben: „Bis heute träume ich davon, wie ich ihn (gemeint ist Price) foltere und umbringe und ihn anschließend in die Themse werfe […] Aber weil die Leute den Song so sehr lieben, muss ich ihn bei jeder Show bis an mein Lebensende singen und werde gleichzeitig über das Ohr gehauen, denn das Geld bekommt jemand anderes."
Für mich persönlich ist es einer meiner Lebens-Songs, denn im eher klassisch orientierten, aber aufgeschlossenen Klavierunterricht, war es mein erster "populärer" Musiktitel, den meine Lehrerin ausdrücklich mit mir übte. Ich liebte sie dafür. (Auch sonst ließ sie öfter Blues als Kategorie von Qualitätsmusik gelten und zeigte mir das Schema)
Unlängst kam mir der Song erstmalig bei der Beerdigung eines guten Freundes zu Ohr (Ein Lied von dreien). Ich war derart gerührt und getroffen, dass ich selbst seither überlege, ob er auch bei mir zu den Top-3-Lebensbegleitliedern gehört, und ich dies ebenfalls als letzten Wunsch vermerken soll.
Gänsehaut bekomme ich jedenfalls hier immer bei 2:59 mit dem ersten Akkord nach dem genialen Intro von Gitarrist Hilton Valentine:
Nun endlich die "Originale" von 64 (Studio und TV-Show) die natürlich auch Cover sind. Und wie so oft bei gelungener Musik eben doch etwas Eigenes: