Lehre, Leere und Lehrende
Von Leere, Lehre und Vermittlung von WissenAls ich angefangen habe zu fesseln, wurde mir immer wieder gesagt "Besuche einen Workshop". Jeder hat da natürlich seine Präferenz und seine Favoriten - und das ist auch vollkommen OK. Es ist normal, das ich von jemand den ich mag eher lerne als von jemand, den ich für kompetent aber unsympathisch halte. Also ist es generell eine gute Idee, sich jemanden als "Trainer" zu suchen, den man mag und bei dem man sich gut aufgehoben fühlt.
Ich fessele jetzt seit einiger Zeit und habe schon diverse Workshops besucht. Dabei ist mir ein sehr deutliches Gefälle bewusst geworden. Es gibt Veranstaltungen, bei denen am Ende eine Art sahniges Wohlfühlgefühl steht, weil jeder das Gefühl bekommt, das er etwas großartiges vollbracht hat. Am anderen Ende gibt es Termine, bei denen ich am Ende genau weiß, was ich noch verbessern muss mit Hausaufgaben und klaren Übungsanregungen. Dann gibt es Lehrende, die auf die Frage, warum denn das jetzt genau so und nicht anders gemacht wird Antworten geben wie "Weil es so ist" oder (das liebe ich) "Weil Sensei XYZ das so sagt". Diese beiden Antworten sind für mich gleich nichtssagend. Andere Dozenten erklären die physikalischen, technischen oder auch medizinischen Gründe so lange, bis sie auch angekommen sind.
Auch bei den gezeigten Ergebnissen nehme ich deutliche Unterschiede wahr. Da gibt es Fesselungen, die sauber und exakt sind. Seile liegen da wo sie laut der Aussage des Instruktors auch liegen sollten, das Ergebnis sieht gut aus. Es gibt aber auch durchaus … sagen wir mal unordentliche Fesselungen mit diversen Seildrehern, ungleichmäßiger Ausführung und einfach nur schlampiger Anmutung. Ein "Lehrender" hat mal in einem Workshop den ich besuchte gesagt "Ob das jetzt so hundertprozentig stimmt ist nicht so wichtig". Bei einem Anfängerkurs…
Lange Vorrede, aber was will ich mit dem Thread überhaupt?
Ich will meine Skepsis darüber ausdrücken, das in den letzten 12 Monaten immer mehr Workshops angeboten werden mit immer höherer Dichte an Inhalten, bei denen ich teilweise nur staune, wie das alles in so wenigen Stunden vermittelt werden soll. Dabei ist oft der Didaktische und organisatorische Aufbau eher dürftig (Ich habe da genau 2 Ausnahmen erlebt), was bedeutet, das in zu wenig Zeit zu unstrukturiert zu viel Wissen vermittelt werden soll. Und wenn ich dann vorab auf Fotos Ergebnisse des Lehrers sehe, die schon ungenau ausgeführt sind, dann bringt mich das alles zur Frage, ob das was kann…
Ich nenne an dieser Stelle absichtlich keine Namen und werde das auch nicht im Verlauf dieser Diskussion oder per pn tun. Es geht nicht darum, jemanden schlecht zu reden. Es geht darum, das es - nach meiner Meinung und Erfahrung - einfach sehr viele gibt, die sich ernsthaft überlegen sollten, ob sie wirklich Workshops geben sollten.
So, jetzt interessiert mich eure Meinung. Sehe ich das falsch? Überzogen?
Grüße,
DerDichter