Schwerelos
Die Welt ist noch da.Sie wirkt laut und unruhig - wie sooft auch meine Gedanken.
Noch.
Von Seilen umarmt und in meiner Beweglichkeit eingeschränkt, stehe ich da.
Ich bin angespannt und aufgeregt, wie fast immer in diesem Moment.
Mit klopfendem Herzen schließe ich wieder die Augen, spüre den Punkt über mir und hole tief Luft.
Bereit? Bereit!
Bewegung setzt ein und Stück für Stück verlassen meine Füße den Boden.
Ich verliere den Halt und spüre ihn dennoch.
Er kommt, der bekannte Schmerz, den ich mittlerweile begrüßen und annehmen kann.
Die Welt ist noch da. Aber sie wird leiser.
Ich spüre warme Hände und leichte, vorsichtige Berührungen die mir sagen, dass alles gut ist.
Ein sanftes Schaukeln wiegt mich in Sicherheit.
Und plötzlich wird es ruhig und die Welt scheint stillzustehen.
In meinem Kopf gibt es keine negativen Gedanken mehr,
Geräusche, Kummer, Alltag - die ganze Schwere verschwindet.
Ich fühle nichts und doch soviel, eine unbeschreibliche Leichtigkeit.
Selbst, wenn ich wollte, könnte ich mich dagegen nicht wehren.
Ein Zustand absoluter Glückseligkeit und Wärme.
Fliegen.
Leider ist die Welt aber noch da.
Sie bewegt sich, so wie die Seile wieder um mich.
Körperlich und geistig komme ich langsam runter,
komme an, auf dem Boden der Realität.
Tränen laufen mir unkontrolliert über das Gesicht.
Sie beenden den heutigen Flug und zeigen damit sichtbar,
ich fühle mich gehalten,
ich fühle mich berührt,
ich fühle mich befreit
und bin dafür so dankbar!